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Kreativunternehmen

Kreative Selbstständigkeit: "Zwischen zwei Welten balancieren"

Jobwahl Aktualisiert am: 21. Januar 2020 6 Min.

Der Schritt zum eigenen Unternehmen ist immer ein großer, Kreative stellt die Selbstständigkeit aber oft vor besondere Herausforderungen. Wie man sich auf die Tätigkeit als kreative Freelancer*in vorbereitet und was man keinesfalls vergessen darf: PR-Beraterin Deborah Klein über den Sprung in die Selbstständigkeit für kreative Köpfe.

Von der Fixanstellung zur Freelancer*in #

Der Wechsel von der Fixanstellung zur Selbstständigkeit ist vor allem für kreative Personen attraktiv. Arbeiten und gestalten - frei von jeglicher Hierarchie oder strengen organisatorischen Korsetts innerhalb eines Unternehmens. Wer sich den Traum vom eigenen Kreativunternehmen erfüllen möchte, kommt um Businessplan & Co. aber nicht herum. Welche Herausforderungen kreative Freelancer noch meistern müssen, weiß Deborah Klein, die als freie PR-Beraterin das Kreativbusiness aus eigener Erfahrung kennt.

Stichwort kreative Selbstständigkeit: Inwiefern unterscheidet sich diese vom Freelancing in "unkreativen" Berufen? #

Deborah Klein: Kreative Tätigkeiten verlangen einen inneren Freiheitsanspruch. Angestellte, die in ihren Unternehmen zu starren und einengenden Regeln unterliegen, leiden folglich stark in ihrer Kreativität. Kreativität und unkonventionelle Ideen können nur in einem freien, offenen Rahmen entstehen, den man sich oftmals in einer Selbstständigkeit besser aufbauen kann. Man ist eigenverantwortlich und setzt seine Grenzen dabei selbst. Dennoch sollten sich Verantwortungsbewusstsein und Eigenmotivation gegenüber dem freiheitsliebenden Kreativmensch die Waage halten, sonst leiden wichtige Tugenden wie Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und Professionalität. Je fachlicher ein Beruf ist, desto weniger geht es um den Erhalt der Kreativität, sondern um die Freude an der Tätigkeit selbst.

Von der Festanstellung in die Selbstständigkeit: Mit welchen Ängsten und Sorgen wird man bei diesem Schritt oft konfrontiert? #

Deborah Klein: In erster Linie sollten die Neugierde und der Wille zum Schritt in die Selbstständigkeit überwiegen. Ist die Angst und Sorge davor zu groß, ist man gehemmt und kann nicht aus seinem gesamten Potenzial schöpfen. Besonders kreative Berufe müssen mit wenig gedanklichen Schranken ausgeführt werden. Es bedeutet daher besonders für kreative Personen, dass der Schritt in die Selbstständigkeit von einer inneren Überzeugung und einer guten, realistischen Vorbereitung geprägt ist. Diese Phase kann mitunter ein paar Jahre in Anspruch nehmen, um ein Schnellschussverfahren mit wenig Bedacht zu vermeiden.

Ist jede*r Kreative für's Freelancing geeignet? #

Deborah Klein: Besonders kreativen Köpfen fehlt häufiger die verantwortliche Verwaltung der eigenen Kräfte und Ressourcen. Kreative Prozesse unterliegen einem enormen Maß an Ideenreichtum und Neuheitsanspruch. Dabei verliert man schnell den Kontakt zu den unkreativen Prozessen wie Steuererklärung oder pünktlichen Abgaben von Dokumenten. Daher ist es wichtig, aus diesen kreativen Schaffungsprozessen regelmäßig und rechtzeitig auszusteigen, damit man sich um sich selbst und seine Verpflichtungen kümmern kann. Alles andere wird sich früher oder später in einem Misserfolg der Selbstständigkeit zeigen. Es zeugt von Reife und Ernsthaftigkeit, zwischen beiden Welten zu balancieren.

Tun sich Kreative mit dem Verkauf ihrer Leistungen oft schwer? Wie wichtig ist die Marke "Ich" als Kreativer? #

Deborah Klein: Die Herstellung und der Aufbau einer Eigenmarke sind als kreativer Selbstständiger enorm wichtig. Dennoch haben viele Kreative enorme Schwierigkeiten, sich und seine Arbeiten strategisch zu verkaufen. Jedoch eignen sich nur die Personen zur Selbstständigkeit, die sich auch zu verkaufen wissen. Hier gewinnt weniger die kreative Hand, sondern vor allem die Überzeugungsarbeit und der Spirit, den man versprüht. Eigenmarketing gehört zu jeder Selbstständigkeit dazu, fordert den kreativen Geistern jedoch häufig viel Mut und die Überwindung innerer Widerstände ab.

Was muss man alles beachten, welche Dinge dürfen in der Vorbereitungszeit keinesfalls ausgelassen werden? #

Deborah Klein: Zu aller erst muss der unbeirrbare Glaube an einen selbst hergestellt werden. Damit ist nicht die unbelehrbare Überzeugung seiner selbst hin zum Narzissmus gemeint, sondern ein gutes Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen. Man weiß um seine Stärken und Kompetenzen, aber auch um seine Schwächen, und kann diese geschickt und wohlwollend in die Gesellschaft einbringen. Der zweite Punkt ist die finanzielle und planerische Sicherheit, die von Beginn an auf festen Füßen stehen muss. Wage Überlegungen und kein Gedanke an morgen holen einen in der Selbstständigkeit frühzeitig ein, da jede Selbstständigkeit Schwankungen und Entwicklungen unterworfen ist. Diese muss man sich gleich zu Anfang bewusst machen.

Checkliste für die kreative Selbstständigkeit #

Bevor man sich als Freelancer in die Selbstständigkeit stürzt, rät Klein dazu, folgende Fragen vorab zu klären. Nur wenn alles beantwortet ist, kann das Abenteuer Selbstständigkeit losgehen:

  • Status Quo: Wieviel Erfahrung bringe ich in meinem Job mit? Reicht diese aus für eine Selbstständigkeit oder benötige ich noch weitere Lehrjahre in Unternehmen?
  • Sicherheit: Wie steht es um die finanzielle Sicherheit? Kalkulieren Sie hier bitte genau auf die nächsten drei Jahre mittels eines Businessplans. Der Businessplan und die Kalkulation bilden das Grundgerüst der geplanten Selbstständigkeit.
  • Weiterbildung: Informieren Sie sich präventiv nach informativen Unterstützern und Seminaren, die auf die Selbstständigkeit vorbereiten. Hier bieten Großstädte reichliche Angebote an, mitunter mit staatlicher Unterstützung, die es zu nutzen gilt. Eigeninitiative ist hier sehr wichtig!
  • Eigenwerbung: Netzwerken Sie rechtzeitig und machen Sie sich und Ihre Selbstständigkeit frühzeitig bekannt. Je früher die geeignete Zielgruppe von Ihnen erfährt, desto schneller können Sie an Kunden und Aufträge kommen. Auch hier bieten öffentliche Einrichtungen und Privatpersonen Informationen und Coachings zur Selbstvermarktung an.
  • Ordnung: Sorgen Sie frühzeitig für einen geordneten Tagesablauf und einen strukturierten Arbeitsplatz. Eine gewisse Routine und Alltäglichkeit ist notwendig, um dem täglichen Chaos von außen gerecht zu werden. Sorgen Sie für ein schönes Ambiente, in dem Sie sich wohl fühlen und alle wichtigen Materialien vorfinden.
  • Dosierung: In der Selbstständigkeit und ihrer Vorbereitung sind Sie vollständig für sich selbst verantwortlich. Es wird Ihnen keiner sagen, wann der Feierabend beginnt und eine Erholungszeit angesagt ist. Diese müssen Sie frühzeitig für sich selbst einbauen. Tägliche Pausen, regelmäßige Wochenenden oder Off-Tage sind immens wichtig, um dem Druck der Selbstständigkeit auch auf Dauer gerecht zu werden. Sparen und verwalten Sie Ihre Kräfte sorgsam, ähnlich wie bei einem Marathon. Wer sofort losprescht, erreicht nicht selten atemlos das Ziel der Selbstständigkeit.

Zur Person: Deborah Klein #

Deborah Klein ist freie PR-Beraterin mit Sitz in Hamburg. Die gebürtige Berlinerin berät Einzelpersonen, junge Startups sowie kleine und mittelständische Unternehmen, die auf der Suche nach einer prägenden und haltbaren Identität nach außen sind. Zu ihren Schwerpunkten gehört neben der klassischen Pressearbeit auch die interne Kommunikation für Unternehmen und die Durchführung von nachhaltigen PR-Events.


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