Veränderungen im Job für Mitarbeiter meist nachteilig

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Zwei Drittel der befragten Betriebsräte sehen im steigenden Zeitdruck und in den erhöhten Anforderungen an die Flexibilität nur Vorteile für die Firma.

"Dringenden Handlungsbedarf" bei den Arbeitsbedingungen orten die Arbeiterkammer (AK) und der Österreichische Gewerkschaftbund (ÖGB). Hoher Stresspegel, familienfeindliche Arbeitszeiten, Auslagerungen von Unternehmensteilen würden die heutige Arbeitswelt bestimmen, heißt es im aktuellen AK-Strukturwandelbarometer. "Die Resultate machen deutlich, dass bei den herrschenden Arbeitsbedingungen dringend Verbesserungsbedarf herrscht", so AK-Präsident Rudi Kaske in einer Aussendung.

Wirtschaftsbund und Industrie werfen den Arbeitnehmervertretern Schlechtreden vor. Wirtschaftsbund-Generalsekretär Peter Haubner findet die Umfrage unseriös und verwies seinerseits auf eine Market-Umfrage unter mehr als 1000 Arbeitnehmern, wonach Mitarbeiter Überstunden machen wollten. "Zwei Drittel der Befragten Arbeitnehmer sind mit ihrem Überstundenausmaß zufrieden und schätzen vor allem die zeitliche Flexibilität, die sie durch Mehrarbeit bekommen. Der Großteil lehnt sogar zusätzliche Steuern für die Arbeitgeber ab", erklärte der ÖVP-Mandatar.

Ins gleiche Horn stieß die Industriellenvereinigung: Mehr als 90 Prozent der österreichischen Arbeitnehmer seien laut einer OECD-Erhebung mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden oder sehr zufrieden, der EU-Schnitt liege bei 84,3 Prozent. IV-Vizegeneral Peter Koren forderte einmal mehr eine Senkung der Arbeitskosten und flexiblere Arbeitszeiten.

Größere Unternehmen stärker betroffen

Nach der AK/ÖGB-Umfrage sahen zwei Drittel der befragten Betriebsräte im vergangenen halben Jahr ein Ansteigen des Zeitdrucks sowie eine Erhöhung der Flexibilitätsanforderungen. Für fast die Hälfte der Befragten sind die steigenden Flexibilitätsanforderungen vorteilhaft für die Firma, aber zwei Drittel meinen, dass dieser Wandel für die Belegschaft nachteilig ist.

Strukturwandel findet laut Georg Michenthaler, dem wissenschaftlicher Projektleiter beim IFES, das die Umfrage durchgeführte, am stärksten in Unternehmen statt, die über mehr als 200 Beschäftigte verfügen, atypische Beschäftigungsverhältnisse aufweisen und ihre Entscheidungen von einer Konzernzentrale im Ausland "diktiert" bekommen.

Die Studie zeigt aber auch, dass die befragten Betriebsräte hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs durchaus positiv eingestellt sind. Demnach sehen 68 Prozent die nächsten fünf Jahre sehr optimistisch oder eher optimistisch. Nur zwei Prozent sehen die nähere Zukunft sehr pessimistisch. Der größte Teil der Betriebsräte ist auch der meinung, dass sich ihr betrieb Strukturveränderungen nicht verschließen könne. Nur 13 Prozent empfinden einen Wandel als entbehrlich bzw. absolut entbehrlich.

Forderung: Wechsel zu Vollzeit erleichtern

Laut Umfrage werden Teilzeitkräfte in fast in jedem der untersuchten Betriebe eingesetzt – bei mehr als einem Drittel machen diese mittlerweile sogar mehr als zehn Prozent der Beschäftigten aus. Fast jedes zweite Unternehmen beschäftigt Leiharbeitskräfte.

Arbeiterkammer und ÖGB haben anlässlich der Umfrage ihre Arbeitsmarkt-Forderungen mitten im Wahlkampf erneuert: Überstunden sollen für Unternehmen in Form einer Arbeitgeberabgabe in Höhe von einem Euro pro geleisteter Überstunde verteuert werden. Weiter sollen All-in-Arbeitsverträge eingeschränkt werden und der Zugang zur sechsten Urlaubswoche erleichtert werden.

Um die Qualität der Arbeitsbedingungen zu steigern wollen es AK und ÖGB Teilzeitbeschäftigten erleichtern in Vollzeit zu wechseln und ältere Beschäftigte sollen besser vor Kündigungen geschützt werden. Die Arbeitnehmervertreter wollen den Anteil der Leiharbeitnehmer auf maximal 10 Prozent der Belegschaft beschränken. "Nach einer gewissen Überlassungsdauer soll ein Anspruch auf Übernahme in die Stammbelegschaft zustehen", so die Forderung von ÖGB und AK.

Befragt wurden 289 Betriebsräte nach 30 verschiedenen Einzelaspekten - etwa Zeitdruck, Anteil von Leiharbeit, Outsourcing, Investitionen in Personal oder Einbindung des Betriebsrates. Der AK-Strukturwandelbarometer wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für empirische Sozialforschung (IFES) erstellt.

(APA)

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