Die Stellenausschreibung hat großen Einfluss auf die Meinung Arbeitssuchender zu einem Arbeitgeber, zeigt eine Studie. Unternehmen wissen, dass es Nachholbedarf gibt.
WIEN. Rund jeder fünfte österreichische Arbeitnehmer war in den vergangenen zwölf Monaten auf Jobsuche. Und wer sich einmal umschaut, schaut gern auch genauer hin. Knapp 70 Prozent von rund 1000 Befragten setzen sich bereits vor einer möglichen Bewerbung intensiv mit einem Unternehmen auseinander. Das zeigt die aktuelle Studie “Employer Branding-Was Bewerber wirklich wollen” von Karriere.at und Marketagent.com. Ausschlaggebend für eine Jobentscheidung sind demnach für einen Großteil der Bewerber in spe die Qualität eines Stelleninserats und die darin gelieferten Informationen: Für drei von vier Befragten hat die Stellenausschreibung einen hohen Einfluss auf ihre Meinung zu einem Arbeitgeber. 80 Prozent sehen für Unternehmen die Chance, sich über das Stelleninserat positiv von anderen abzuheben. “Inserate beziehen sich nicht mehr nur auf einen Job. Bewerber erwarten heute, dass Arbeitgeber ihre Vorzüge zur Schau stellen”, sagt Jürgen Smid, Geschäftsführer von Karriere.at.
Image entscheidet
Relevant sind demnach für Arbeitssuchende Informationen, die die Unternehmenskultur und Arbeitswelt abbilden. Scheint hingegen der Name des Unternehmens nicht im Stelleninserat auf, gilt das als K.-o.-Kriterium. Knapp 42 Prozent bewerben sich nicht, wenn das Unternehmen unsympathisch wirkt oder wenn man sich mit dem Unternehmen nicht identifizieren kann (34 Prozent). 20,7 Prozent verzichten auf eine Bewerbung, wenn das Gehalt im Inserat nicht den Erwartungen entspricht. Smid: “Es zeigt sich einmal mehr, dass Geld bei einer Jobentscheidung zwar eine wichtige, aber nicht mehr die einzige Rolle spielt. Sogenannte weiche Faktoren, die auf das Image des Unternehmens abzielen, treten hingegen in den Vordergrund.”
Als relevante Informationen werden vor allem jene gesehen, die Unternehmenskultur und Arbeitswelt betreffen. Wünschenswert sind beispielsweise eine ansprechende Unternehmenswebsite, ein kommuniziertes Leitbild bzw. eine Firmenphilosophie, eine Aufstellung der gebotenen Benefits sowie ein ausführliches Online-Unternehmensprofil auf Onlinejobportalen.
Im Zuge der Studie wurde auch untersucht, wie HR-Verantwortliche-befragt wurden 279 Personalverantwortliche-das Thema Employer Branding bewerten. Sie zeigen sich vor allem selbstkritisch, was das Verbesserungspotenzial im eigenen Unternehmen betrifft. 26 Prozent sehen Nachholbedarf bei der Steigerung der Unternehmensbekanntheit. Bei kleinen Unternehmen kennt dieses Problem jeder dritte HR-Manager. 22 Prozent wollen verstärkt als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden, 17,4 Prozent ihre Vormachtstellung im Kampf um die besten Mitarbeiter ausbauen.
Treffsicherheit erhöhen
Fast genauso viele sehen die Unternehmenskultur als verbesserungswürdig. Drei Viertel halten eine gut besetzte Arbeitgebermarke für wichtig bzw. eher wichtig. Fast alle glauben, dass eine positive Employer Brand in Zukunft noch wichtiger werden wird-auch, um eine höhere Treffsicherheit bei den eingehenden Bewerbungen zu erreichen. 15 Prozent sehen hier sehr großes Verbesserungspotenzial. Im Mittel werden lediglich 15 Prozent der eingehenden Bewerbungen pro ausgeschriebener Stelle von den befragten Personalisten als geeignet bewertet.
Wichtige Maßnahmen
Knapp 93 Prozent der Personalisten glauben, dass eine positive Employer Brand in Zukunft noch wichtiger werden wird. Bestehende Mitarbeiter zu nutzen, die als Sprachrohr fungieren bzw. das Unternehmen als Arbeitgeber weiterempfehlen, wird dabei von 62 Prozent als besonders zielführend bewertet. Wichtig sind weiters eine gelebte Unternehmenskultur, eine ansprechende Unternehmenswebsite und Benefits für Kandidaten.
Quelle: Wirtschaftsblatt, 10. April 2015