Umfrage. (VN-cro) Nobody is perfect oder zu Deutsch: Jeder Mensch macht Fehler. Und aus diesen lernt man in der Regel. Das Problem im beruflichen Umfeld ist meist jedoch, wie man jemanden auf Fehler hinweist – gerade dann, wenn es sich beim Kritisierten um den eigenen Vorgesetzten handelt. Österreichs größtes Jobportal, karriere.at, befragte sowohl Vorgesetzte wie auch Angestellte. Das Ergebnis dabei zeigt: Eigen- und Fremdwahrnehmung von Führungskräften und Mitarbeitern klaffen bei diesem Thema weit auseinander.
Wie viel Kritik verträgt Ihr Chef? Glaubt man dem Abstimmungsergebnis der 531 Teilnehmer, so sind Österreichs Führungskräfte relativ beratungs- und kritikresistent: 44 Prozent sagen, dass niemand im Unternehmen Kritik am eigenen Chef wagt. Ein weiteres Drittel, also 33 Prozent, gibt an, dass der Vorgesetzte lediglich konstruktive Kritik von Vertrauten zulässt. Nur jeder Siebte (16 Prozent) berichtet von Führungskräften, die „eher gut“ auf geäußerte Kritik reagieren, wenn diese auf fachlicher Ebene stattfindet. Und lediglich sieben Prozent gaben als Antwort: „Sehr gut. Der Chef hinterfragt seine eigene Leistung.“
Durchaus empfänglich für Kritik sehen sich hingegen die 127 Führungskräfte, die an der Umfrage teilgenommen haben, selbst: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) sagen „Nur so lernt man aus Fehlern.“ Knapp jeder fünfte Befragte auf Arbeitgeberseite (18 Prozent) lässt Kritik auf fachlicher Ebene zu. Elf Prozent geben an, dass sie bestenfalls in persönlichen Gesprächen auf Fehler hingewiesen werden möchten. Und 15 Prozent lehnen Kritik gänzlich ab: „Das schwächt eine Führungsposition.“
„Kritik an Führungskräften birgt für Mitarbeiter immer ein gewisses Risiko, die eigene Position zu schwächen – gerade in Unternehmen mit ausgeprägten Hierarchien. Daher halten viele Arbeitnehmer ihr Feedback an die Führungsebene zurück, selbst wenn dieses objektiv zur Verbesserung der Produktivität beitragen würde“, kommentiert Geschäftsführer und Umfrage-Initiator Jürgen Smid. Er betont, dass Unternehmen aus Fehlern und vor allem von der Fehleranalyse durch Mitarbeiter massiv profitieren können. Smid: „Im Idealfall gibt man als Führungskraft Teammitgliedern in geschütztem, geordnetem und persönlichem Rahmen die Chance, ihre Meinung zu bestimmten Themen zu äußern. Eine gute Möglichkeit dazu bieten alljährliche Mitarbeitergespräche, die Feedback in beide Richtungen beinhalten sollten.“
Quelle: Vorarlberger Nachrichten, 25. Oktober 2014