Warum unsere Konzentration immer schneller schlapp macht – und was unser Hirn dafür kann.
Wo waren wir gerade? Ach ja: Laut einer aktuellen Umfrage des Onlineportals karriere.at fühlen sich acht von zehn Arbeitnehmern ständig abgelenkt, 60 Prozent der Befragten gaben an, dass sie durch Telefonate und andere Kollegen permanent unterbrochen werden, 19 Prozent beschwerten sich über den lauten Lärmpegel im Büro, elf Prozent beklagten, dass sie zu viele Aufgaben auf einmal erledigen müssten, und zehn Prozent ließen sich problemlos von Facebook ablenken.
Aber warum fällt es eigentlich so schwer, sich auf eine Sache zu konzentrieren? Weil Aufmerksamkeit ein vielschichtiger und entsprechend störungsanfälliger Prozess ist, wie die Wiener Hirnforscherin Katharina Turecek erklärt: “Die Grundvoraussetzung für Konzentration ist die körperliche Verfassung. Wenn wir unausgeschlafen oder hungrig sind, lässt die Aufmerksamkeit nach.“ In einer zweiten Instanz filtert das Zwischenhirn aus dem Hintergrundrauschen jene Reize, die wir bewusst wahrnehmen. Evolutionär ist es darauf ausgelegt, jede Art von abrupter Veränderung als Gefahr zu interpretieren. Dieser Modus funktioniert aber auch bei jedem SMS-Piepen hervorragend. Erst die dritte Verarbeitungsebene, die im Großhirn stattfindet, können wir bewusst kontrollieren. Hier schlägt jedoch die Multitasking-Falle zu. Turecek: “Egal, wie viele Arbeiten wir gleichzeitig erledigen wollen – das Gehirn kann immer nur auf eine fokussieren.“ Anstatt der Reihe nach alles abzuarbeiten, bringen uns E-Mails und Telefonate von jedem Vorhaben ab. Eine Studie der University of California in Irvine ergab, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer alle elf Minuten etwas Neues anfängt und 57 Prozent aller begonnenen Arbeitsvorgänge nicht zu Ende geführt werden. Das unvermeidliche Resultat dieses ziellosen Hin und Her: unerklärliche Erschöpfung.
Quelle: profil, 13. April 2015