VON ULRIKE MOSER
Wer den Job wechseln will, kann es auch entspannter angehen und sich einfach von Recruitern finden lassen. Tipps und Tricks für die PASSIVE JOBSUCHE
Seitenweise durch Jobanzeigen scrollen, und das auf vielen unterschiedlichen Plattformen, Kontakte in Business- Netzwerken wie LinkedIn oder Xing aktivieren oder Hunderte personalisierte Mails und Briefe an alle in Frage kommenden HR-Abteilungen verfassen: Wer wechselwillig ist oder gar einen neuen Job suchen muss, weiß, dass die Mühen nicht erst beim Bewerbungsprozess losgehen. Auch das Sondieren des Angebots kann mitunter schon so zeitintensiv wie ein Halbtagsjob sein. Wem es aber an der nötigen Muße dafür fehlt und wer nicht stets aufs Neue seine Parameter für den Traumjob konfigurieren will, der kann sich auch entspannt zurücklehnen und die Suche anderen überlassen. Zumindest suggerieren das die gängigen Jobplattformen im Internet. Doch geht das wirklich so einfach? Und auf welche Schlagwörter springen Personaler tatsächlich an?
Zumindest hoch qualifizierte Bewerber müssen oft nicht aktiv suchen. Vielmehr buhlen Unternehmen um die besten Köpfe und müssen sich eher ihnen schmackhaft machen als umgekehrt. Das ist schon einmal eine gute Ausgangspositionen für all jene, die ohnehin gefragt sind. Doch auch alle anderen können diesen Prozess wesentlich einfacher gestalten. Vorausgesetzt, man investiert im Vorfeld einmal etwas Arbeit. Denn eine wachsende Zahl an Unternehmen wartet nicht mehr darauf, dass über einen längeren Zeitraum nach und nach Bewerbungen eintrudeln, sondern setzt auf Active Sourcing. „Die Zeitspanne, die es braucht, eine Stelle zu besetzen, also ‚Time-to-hire‘, verursacht hohe Kosten. Wenn daher auf bereits angelegte Lebensläufe auf Karriereplattformen zurückgegriffen werden kann, spart das Zeit und Geld“, sagt Christoph Weissenböck vom Jobportal karriere.at.
Zahlen, wie viele Jobs daher erst gar nicht öffentlich auf den Portalen ausgeschrieben werden, gibt es nicht. Karl Edlbauer, Gründer der Job-App Hokify, geht allerdings von 15 bis 20 Prozent aus. Laut der aktuellen Studie RecruitingTrends 2017 betreibt mittlerweile allerdings schon jedes vierte Unternehmen Active Sourcing. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten, denn 51,4 Prozent der Kandidaten bevorzugen es, direkt von Unternehmen angesprochen zu werden. Kein Wunder, schmeichelt es doch auch dem Bewerber-Ego.
AUF REIZWORTE SETZEN. Umso besser für „faule“ Bewerber, die sich nach einmaligem Erstellen des Lebenslaufs und Hochladen auf diversen Plattformen entspannt zurücklehnen können. Besonders gute Chancen, auf diese Weise zu neuen Jobs zu kommen, haben übrigens Techniker, IT-Experten und Sales-Profis.
Um gefunden zu werden, sollte man mit persönlichen Daten allerdings nicht zurückhaltend sein. Je detaillierter der Lebenslauf, desto besser. „Personaler müssen auf den ersten Blick erkennen können, ob die angegebenen Fähigkeiten auch die sind, die sie suchen. Auch die gewünschte Tätigkeit gilt es, zu präzisieren“, sagt Edlbauer. Wer nur „Kommunikation“ eingibt, stellt nicht klar, ob er nun als Callcenter-Mitarbeiter oder Konzernsprecher adressiert werden will. Zusätzlich empfiehlt es sich, Schlagworte, die die eigenen Fähigkeiten und den gewünschten Tätigkeitsbereich beschreiben, so oft wie möglich einzusetzen. „Erfolg“ ist dabei ebenso ein Reizwort wie „Budgetverantwortung“ oder „Krisenerfahrung“.
Klar, dass Personaler auch in Karrierenetzwerke wie LinkedIn oder Xing gerne auf Bewerbersuche gehen. Allerdings sollten potenzielle Kandidaten den Wunsch, zu wechseln, nicht immer offen kommunizieren: Verirrt sich die HR-Abteilung des eigenen Unternehmens auf das Profil, mag mitunter Erklärungsbedarf entstehen. Die eigene Seite als Werbeplattform für sich zu nützen und vor allem auf allen Portalen die gleichen Daten und Buzzwords zu verwenden, ist dennoch genauso ratsam wie eine regelmäßige Aktualisierung.
Wird etwa ein Personaler via Hokify auf passende Kandidaten aufmerksam, werden diese per App kontaktiert und können darüber Kontakt mit dem Unternehmen aufnehmen. „Wer hier nachlässig ist, Anfragen immer unbeantwortet lässt und damit eine geringe Profilaktivität zeigt, wird Unternehmern auch kaum mehr angezeigt“, sagt Edlbauer. Vielleicht wurde derjenige aber auch einfach schon vom Traumjob gefunden.
Quelle: trend, 15. September 2017