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Den Chef kritisieren - aber wie? Fünf gute Gründe für Kritik am Chef

22.10.2014

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Den Chef zu kritisieren mag nicht immer leicht fallen, seinen Unmut hinunter zu schlucken kann jedoch auf den Magen schlagen. Wann Sie sich Kritik nicht verkneifen sollten und wie Sie Ihre Kritik am besten anbringen, ohne den Vorgesetzten zu brüskieren.

Jeder Mensch macht Fehler. Und aus diesen lernt man in der Regel. Das Problem im beruflichen Umfeld ist meist jedoch, wie man jemanden auf Fehler hinweist – gerade dann, wenn es sich beim Kritisierten um den eigenen Vorgesetzten handelt.

„Kritik an Führungskräften birgt für Mitarbeiter immer ein gewisses Risiko die eigene Position zu schwächen – gerade in Unternehmen mit stark ausgeprägten Hierarchien. Daher halten viele Arbeitnehmer ihr Feedback an die Führungsebene zurück, selbst wenn dieses objektiv zur Verbesserung der Produktivität beitragen würde“, kommentiert Jürgen Smid, Geschäftsführer von karriere.at, Österreichs größtem Jobportal. Er betont, dass Unternehmen aus Fehlern und vor allem von der Fehleranalyse durch Mitarbeiter massiv profitieren können. Smid: „Im Idealfall gibt man als Führungskraft Teammitgliedern in geschütztem, geordnetem und persönlichem Rahmen die Chance, ihre Meinung zu bestimmten Themen zu äußern. Eine gute Möglichkeit dazu bieten alljährliche Mitarbeitergespräche, die Feedback in beide Richtungen beinhalten sollten.“

Management Coach Matthias Wölkner weiß, weshalb es den Mitarbeitern oft schwer fällt, Kritik an Vorgesetzten zu üben. “Kritik am Chef fällt generell schwer aufgrund der hierarchischen Strukturen, die wir in den meisten Unternehmen haben”, erklärt er. Wer seine Kritik nicht an den Mann oder die Frau bringt, befindet sich damit in bester Gesellschaft. Auch viele Führungskräfte haben Schwierigkeiten, ihren Vorgesetzten zu kritisieren. Den Ärger immer hinunterzuschlucken oder Verbesserungspotenzial brach liegen zu lassen, schadet aber mehr, als es nützt. Die Kritikfähigkeit kann allerdings auch Grenzen haben, weiß Wölkner: “Kritik sollte man tunlichst unterlassen, wenn man einen cholerischen Chef hat, der für Kritik überhaupt nicht empfänglich ist. Dann würde man am Ast sägen, auf dem man sitzt. Es gibt eben Chefs, die sind überhaupt nicht kritikfähig.”

Fünf gute Gründe für Kritik am Chef

Generell rät der Management-Coach, nichts hinunter zu schlucken, sondern Kritik und Feedback so früh wie möglich, aber auch mit so viel Abstand wie nötig kommunizieren. “Hier gilt die alte deutsche Bundeswehrregel: Bei Beschwerden eine Nacht darüber schlafen. Das verhindert, dass in meiner Kritik noch Emotionen enthalten sind. Wenn es eine schwierige Sache ist, sollte man sich seine Formulierung sehr gut überlegen”, so Wölkner. Der wichtigste Rat: Sich niemals spontan und emotional zu einer Aussage hinreißen lassen. Als die wichtigsten Gründe für Kritik am Chef führt der Coach an:

  • Es schadet dem Arbeitgeber, wenn Kritik mit objektivem Grund nicht mitgeteilt wird.
  • Dem Vorgesetzten zu verschweigen, was man als störend empfindet, hilft niemandem.
  • Auf formvollendet vorgebrachte Kritik reagieren Vorgesetzte nicht negativ.
  • Für jede professionelle Beziehung ist Feedback und Kritik absolut notwendig.
  • Kritik kann immer etwas bewegen, wenn sie kompetent gegeben wird.

Kritik am Chef – die Umfrage

karriere.at befragte seine User, wie sie die Kritikfähigkeit ihres Chefs einschätzen und Vorgesetzte, für wie kritikfähig sie sich halten. Es zeigt sich: Eigen- und Fremdwahrnehmung von Führungskräften und Mitarbeitern klaffen bei diesem Thema stark auseinander.

Der Meinung der 531 Arbeitnehmer zufolge Führungskräfte relativ beratungs- und kritikresistent: 44 Prozent der Arbeitnehmer sagen demnach, dass niemand im Unternehmen Kritik am eigenen Chef wagt. Ein weiteres Drittel (33 Prozent) gibt an, dass der Vorgesetzte lediglich konstruktive Kritik von Vertrauten zulässt. Rund jeder Siebte (16 Prozent) berichtet von Führungskräften, die „eher gut“ auf geäußerte Kritik reagieren, wenn diese auf fachlicher Ebene stattfindet. Und nur sieben Prozent gaben als Antwort: „Sehr gut. Er/sie hinterfragt seine eigene Leistung.“

Durchaus empfänglich für Kritik sehen sich hingegen die Führungskräfte (127 Umfrageteilnehmer) selbst: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) sagen „Nur so lernt man aus Fehlern.“ Knapp jeder fünfte Befragte auf Arbeitgeberseite (18 Prozent) lässt Kritik auf fachlicher Ebene zu. Elf Prozent geben an, dass sie bestenfalls in persönlichen Gesprächen auf Fehler hingewiesen werden möchten. Und 15 Prozent lehnen Kritik gänzlich ab: „Das schwächt eine Führungsposition.“

Quelle: http://www.format.at/service/karriere/chef-fuenf-gruende-kritik-chef-5165640, 21. Oktober 2014

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