Sucht man einen Job, oder will man gefunden werden, gibt es verschiedene Wege: Klassische Printanzeige, Headhunter oder Onlinebörse bieten unterschiedliche Möglichkeiten für Unternehmen und Jobsuchende. HORIZONT befragte Experten zur Zukunft der Jobsuche, und bei einer Tendenz sind sich alle einig: Die Zukunft ist online. Weil wir es sind. Je mehr wir selbst online sind, desto stärker nutzen wir die entsprechenden Möglichkeiten. Der Online-Anbieter monster.at macht dazu jährlich eine Studie unter dem Titel "Recruiting Trends Österreich“, die gemeinsam mit dem Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Bamberg und Frankfurt am Main herausgegeben wird. Die aktuelle Befragung der 500 größten Unternehmen aus Österreich zeigt, dass inzwischen über zwei Drittel aller offenen Stellen in Online-Karriereportalen veröffentlicht werden.
Das liegt nicht zuletzt an der Qualität der daraus resultierenden Bewerbungen: 83,1 Prozent der Unternehmen bestätigen, dass die besten Kandidaten über Online-Stellenbörsen kommen und sie sehr zufrieden mit diesen Kandidaten sind. Weniger als drei von zehn Vakanzen werden über Printmedien kommuniziert. Der Anteil in Printmedien veröffentlichter Vakanzen ist seit 2006 um 7,4 Prozentpunkte zurückgegangen. Im Internet werden aber nicht nur die meisten freien Stellen veröffentlicht, sondern auch die meisten Einstellungen realisiert. Laut den Recruiting Trends 2011 resultieren mehr als sieben von zehn Neueinstellungen aus einer Online-Veröffentlichung der Anzeigen. Das ist der höchste Wert seit Durchführung der Studienreihe. Die Veröffentlichung einer Anzeige im Internet wird von den Personalverantwortlichen zunehmend als die geeignetste Maßnahme beurteilt, um ihren Personalbedarf zu decken. Daneben stehen Möglichkeiten wie die Nutzung von Mitarbeiterempfehlungen oder des persönlichen Netzwerks des Recruiters. Selten werden aktuell Social-Media-Anwendungen zur aktiven Suche nach Kandidaten genutzt. Lediglich 7,8 Prozent der Unternehmen greifen bei der Veröffentlichung freier Stellen zumindest regelmäßig auf das Karrierenetzwerk Xing zurück. 4,7 Prozent schalten regelmäßig Stellenanzeigen in der Unternehmensbewertungs-Plattform Kununu, und die soziale Netzwerkplattform Facebook wird mit 3,1 Prozent in einem verschwindenden Maß genutzt. Social Media dienen eher zur Ergänzung der klassischen Jobanzeigen und zum Imagegewinn. Noch.
Headhunter sehen einen Webtrend
Michael Schaumann, Managing Partner Stanton Chase International, glaubt an eine nachhaltige Trendwende: "Die Zukunft liegt im Web! Es wird aber wahrscheinlich leider noch zehn bis 15 Jahre dauern, bis die Job-Printanzeige vom Online-Inserat abgelöst wird. Die klassische Jobanzeige wird nicht überleben, außer in der Wiener Zeitung, in der gewisse Positionen ausgeschrieben werden müssen. Die klassische Jobanzeige überlebt nur, weil Printmedien dadurch gut verdienen, Personalberater einen guten Deckungsbeitrag erwirtschaften und weil man sich dadurch für sich und den Klienten eine Werbewirksamkeit verspricht, nach dem Motto ‚unserer Firma geht’s gut, wir suchen‘.“ Die Vorteile gegenüber Print bringt er auf den Punkt: Online kostet ein Zehntel der Printinserate, online wird mehr gelesen, Online ermöglicht das rasche Antworten auf die Mail-Adresse, Online-Inserate bleiben de facto unbegrenzt auf der Stellenbörse oder können günstig verlängert werden. Als einzigen Nachteil sieht er, dass Online keinen Werbeeffekt hat. Als Headhunter nutzt er selbst Online-Stellenmärkte und angebotene Apps gar nicht beziehungsweise für maximal drei Prozent seiner Mandate. Ganz kommt aber auch er nicht um das Web herum. Schaumann: "Unsere Research-Abteilung sucht nach internationalen Kandidaten auf LinkedIn und auf Plattformen wie Friends of Harvard Business School oder Banking And Finance Professionals.“ Sein Branchenkollege Georg Unger, Managing Partner von EWK International, sieht die Nutzung von Online-Stellenbörsen im Verhältnis zur Printanzeigen-Nutzung aus qualitativen Gründen noch moderater: "Online-Stellenbörsen gewinnen immer mehr an Bedeutung. Es gibt kaum mehr Jobsuchende, die nicht alle Jobbörsen checken. Trotzdem sind die Printanzeigen (noch) nicht überflüssig. Die Printanzeigen liest man naturgemäß am Wochenende, wenn sie erscheinen. Online kann man täglich checken. Ich bin kein Fan der reinen Karriereportale. Die Jobs, die dort angeboten werden, sind nicht unbedingt im höherwertigen Bereich zu finden.“ Und das ist auch sein Kriterium zur eigenen Nutzung von Online-Stellenmärkten. Er differenziert zwischen höherwertigen und weniger qualifizierten und glaubt, dass nur die wirklich guten Plattformen überleben werden. Für den deutschsprachigen Raum sind für ihn Xing und LinkedIn unverzichtbar, wobei er betont, dass "ein Online-Stellenmarkt oder -Network keine systematische Suche von Kandidaten ersetzen kann.“ Und man derzeit noch keine ordentliche Recherche vom iPhone oder iPad aus machen kann.
Klassisch ist jetzt crossmedial
60 Prozent der Kurier-Kunden buchen mittlerweile das Crossmedia-Angebot, das heißt, eine Printanzeige, die auch online geschaltet wird. Daher sieht Richard Kaufmann, Kurier-Gesamtanzeigenleiter, die Tendenz naturgemäß nicht so extrem: "Eine Verlagerung in den Online-Bereich können wir nicht feststellen. Wir freuen uns über eine sehr treue Leserschaft und behaupten mit dem Karrieren Kurier nach wie vor unsere Position als Marktführer am österreichischen Printsektor. Unser Online-Auftritt, karrierenKurier.at, bietet dazu die perfekte Ergänzung.“ Die Zukunft sieht er in Print-Online-Kombinationen, da viele Positionen mit Online-only-Anzeigen nicht zu besetzen wären. Auch der werbliche Zusatznutzen des Printinserats für den Image- und Markenaufbau sowie Employer-Branding-Maßnahmen der Unternehmen sind Argumente für den haptischen Auftritt. In dieser Frage ist Kaufmann mit seinem Mitbewerb auf einer Linie. Peter Syrch, verantwortlich für den Stellenmarkt der Tageszeitung Die Presse, sagt: "Es geht um die Frage, ob Unternehmen auf nachhaltiges Personalmarketing setzen oder nur im Bedarfsfall einmal im Jahr eine Position ausschreiben. Da der Fight um die größten Talente immer stärker wird, benötigt man eine Personalmarketingkampagne, die sowohl Print als auch Digital, Stellenmarkt-Apps, aber auch E-Paper-Ausgaben abdecken sollte. Als gelungenes Beispiel nennt Syrch die aktuelle Peek&Cloppenburg-Kampagne.
Die Online-Realität
Der durchschnittliche Online-User ist smart: Mehr als die Hälfte der monster.at- und jobpilot.at-Kandidaten sind berufserfahren, 40 Prozent besitzen einen Hochschulabschluss. Der durchschnittliche karriere.at-User ist 34 Jahre alt, hat acht Jahre Berufserfahrung und ist hoch qualifiziert. Auch hier können drei Viertel der User einen Maturaabschluss vorweisen. In dieser Zielgruppe ist die Online-Realität schon lange angekommen und Apps ein zwingendes Thema. Die Karriereplattformen reagieren schnell. Bei Barbara Wiesinger, Country Manager & Sales Director Austria von Monster Worldwide, sind die Apps bereits gelandet: "Vor Kurzem haben wir die Android-App, die auf die iPad-App und iPhone-App folgte, gelauncht. Sie ergänzt somit das Angebot von Monster an Applikationen für die mobile Jobsuche. Damit kann man jederzeit mobil nach Jobs suchen: zu Hause, im Auto, am Flughafen, im Büro, im Café - eben immer dann, wenn der Chef nicht in der Nähe ist. Die Apps beziehen bei der Suche nach Jobangeboten den jeweiligen Standort oder auch favorisierte Orte mit ein. Durch einen direkten Link zu einer Karte sieht man sofort den Unternehmenssitz und die vorhandenen Verkehrsanbindungen.“ Mit der iPad-App können Suchanfragen gespeichert oder per Mail an den PC weitergeleitet werden. Zusätzlich kann man die besten Jobangebote in einer Liste speichern, sie zu einem späteren Zeitpunkt öffnen und sich dann für einen Job bewerben. Der Konkurrent karriere.at ist mit seiner Plattform auch schon auf dem Sprung. Eine karriere.at-App wird in wenigen Wochen gelauncht werden. Diese App wird auch eine Jobsuche auf Basis von Location-based Services ermöglichen. Das bedeutet, dass die User passende freie Stellen in ihrer unmittelbaren Umgebung automatisch auf ihren Smartphones angezeigt bekommen. Klaus Hofbauer, Geschäftsführer karriere.at, zu weiteren Trends im Online-Bereich: "Recruiting stellt Unternehmen heute vor größere Herausforderungen als noch vor wenigen Jahren, da es viel facettenreicher und komplexer geworden ist. Die funktionelle Stellenanzeige wird heute zum größten Teil online geschaltet, dieser Wandel ist aus unserer Sicht bereits vollzogen. Darauf haben Online-Jobbörsen mit neuen Produkten reagiert. Kunden nutzen heute immer stärker die Möglichkeit, ihre Stellenanzeigen mittels kreativen Features von anderen abzuheben, beispielsweise mit eingebundenen Unternehmens-Videos.“ Das Nutzerverhalten hat sich bereits verändert. Sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Jobsuchenden. Wenn Sie sich das nächste Mal bewerben, können Sie sich Ihren Traumjob bereits über Ihren persönlichen Account vorschlagen lassen, ihn am Smartphone bookmarken, mit dem Pad ein schnelles Bewerbungsvideo drehen und hoffen, das Ihre Wunschzukunft nur einen Klick entfernt liegt. lk