Das Thema Gehalt stand bisher bei Gesprächen unter Kollegen nicht auf der Tagesordnung. Anders als etwa in Amerika, macht jeder sein Einkommen zu einem Staatsgeheimnis. Doch offenbar ändert sich auch hier die heimische Mentalität, wie eine karriere.at-Umfrage zeigt. Denn 16 Prozent der 477 Umfrageteilnehmer gaben an, überhaupt keine Geheimnisse zu haben, was das Thema Gehalt betrifft. Weitere 22 Prozent sagen, dass sie auch mit ausgewählten Kollegen über ihr Einkommen sprechen: Insgesamt halten also mehr als ein Drittel mit Gehaltsinfos auch firmenintern nicht hinter dem Berg. Die meisten (48 Prozent) sprechen nur mit Familie und engen Freunden über Finanzielles, während 14 Prozent ihren Verdienst zum absoluten Tabuthema erklären und prinzipiell nichts preisgeben.
Kehrt beim Thema Gehalt auch bei Kollegen etwas mehr Offenheit ein? Eine Wahrnehmung, die die relative Mehrheit der Voting-Teilnehmer auf Unternehmensseite bestätigt: 39 Prozent der HR-Manager, Unternehmer und Führungskräfte berichten, dass sie von Mitarbeitern in Gehaltsgesprächen über interne Vergleiche erfahren. Weitere 14 Prozent haben ein transparentes Gehaltsschema etabliert, jeder Fünfte (19 Prozent) sagt, dass Teamleiter & Co. berufsbedingt Einblick in Gehaltstabellen haben. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten (28 Prozent) sagt hingegen: „Gehalt ist bei uns Tabuthema.“
Information nicht für jeden Dass viele Mitarbeiter über die Verdiensthöhe ihrer Kollegen Bescheid wissen, sollte für Arbeitgeber kein Problem darstellen, wenn die Mitarbeitergehälter nachvollziehbar sind und auch durch Argumente untermauert werden können. Trotz einer Fülle an Faktoren, die letztlich zur Arbeitszufriedenheit beitragen, ist die Höhe des Gehalts jener Maßstab, der den individuellen „Wert“ eines Mitarbeiters für den Arbeitgeber in Zahlen gießt. Gibt es unter Kollegen bei gleichen Voraussetzungen große Gehaltsunterschiede, die für sie nicht nachvollziehbar sind, führt dies unweigerlich zu Spannungen. Trotzdem: Jedem erzählt man nicht von seinem Gehalt.
Quelle: Salzburger Nachrichten, 3. Oktober 2015