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Eine fantasievolle Bewerbung schadet nur – meistens

26.01.2011

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Das Anschreiben im Pizzakarton oder der Lebenslauf als Puzzle: Guerilla-Bewerbungen können Personaler total begeistern – aber auch mächtig nerven.

Meinen die das wirklich ernst? Da schreiben Bewerber ihren Lebenslauf auf Klopapierrollen und verteilen sie auf öffentlichen Toiletten. Männer zwängen sich für ihr Bewerbungsfoto in einen Pamela-Anderson-Badeanzug und ziehen eine blonde Perücke auf. Witzigkeit kennt halt keine Grenzen – der Humor von Personalern allerdings schon. Trotzdem können Guerilla-Bewerbungen in manchen Branchen eine Chance sein, um aus der Masse der Kandidaten hervorzustechen.

Wer aus der Reihe tanzt, kann damit auf sich aufmerksam machen. Der Karrierecoach Jürgen Hesse aus Berlin hat dafür einige kuriose Beispiele auf Lager: Eine 19-Jährige hat einmal auf YouTube alle Nutzer aufgefordert, einem Radiosender zu schreiben, dass sie genau die Richtige für ein Praktikum sei.

Der Sender erhielt so viel Fanpost, dass die junge Frau den Job bekam. Oder der Koch, der seine Bewerbung in einer Bratpfanne verschickte – und prompt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhielt. Und eine Grafikerin schickte ihrem Wunsch-Arbeitgeber an Weihnachten einen Schoko-Osterhasen – mit dem Kommentar, sie sei ihrer Zeit eben voraus.

Gerade für Leute bis Mitte 20, die einen kreativen Job mit einem Bruttoeinkommen bis 40. 000 Euro suchen, seien Guerilla-Bewerbungen durchaus eine Chance, sagt Hesse. Und mit der Bewerbung nach Schema F in einer dunklen DIN-A4-Mappe gehe man auf dem Schreibtisch der Personaler einfach unter.

Allerdings können solche kreativen Einfälle auch nach hinten losgehen, wie das Beispiel einer Marketing-Frau aus Hessen zeigt. Sie fügte ihrer Bewerbung einige kulinarische Spezialitäten bei – dumm nur, dass die Adressatin gerade Urlaub hatte und das Paket nach einigen Wochen im Warmen ekelerregend stank. Eine andere Frau bewarb sich bei einer Werbeagentur mit einem Fön und dem Slogan: „Ich bringe frischen Wind in Ihr Unternehmen.“ Die Antwort kam prompt: „Heiße Luft können wir selbst produzieren.“
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Eine Kreativ-Bewerbung sei auf jeden Fall eine Gratwanderung, sagt Hesse. Wer den Geschmack des Arbeitgebers nicht trifft, hat alle Chancen verspielt. Und zum Clown sollte man sich erst recht nicht machen. „Stellen Sie sich vor, ein 50-jähriger gestandener Betriebswirt, der seit Jahren Bereichsleiter in einer Firma war, kommt nun mit einer völlig schrägen Bewerbung daher – da hat er sehr schlechte Karten.“

Sabine Neumaier von der Bewerbungsberatung Ambitio in Berlin hält generell wenig von übertrieben kreativen Bewerbungen. „Damit kommen Sie einfach nicht weiter. Sobald Sie die Professionalität und die Eleganz verlassen, wird eine Bewerbung lächerlich.“ Zwar müsse jede Bewerbung in irgendeiner Weise außergewöhnlich sein, um das Interesse eines Personalers zu wecken. „Aber die Form sollte den Inhalt verpacken und nicht vom Inhalt ablenken“, findet Neumaier.

Auf jeden Fall brauche jede Guerilla-Bewerbung ein gutes Konzept, betont Christoph Weissenböck vom Online-Jobportal Karriere.at. „Konzeptlosigkeit lässt sich nicht durch oberflächlich zur Schau gestellte Kreativität wettmachen.“ Als Erstes sollte man sich über das Unternehmen schlaumachen, bei dem man sich bewerben will. Die entscheidende Frage sei, wie viel Frechheit der potenzielle Arbeitgeber verträgt.

Als nächstes geht es ans Feintuning. Eine Guerilla-Bewerbung soll zwar aus dem Rahmen fallen – trotzdem muss sie inhaltlich zur Wunsch-Stelle passen. Auch zu verspielt sollte man seine Bewerbung trotz aller Ausgefallenheit nicht gestalten. „Firmen erhalten Dutzende, oft Hunderte Bewerbungen auf eine Stellenausschreibung. Da bleibt keine Zeit, um lange mit einer einzigen Bewerbung herumzuspielen“, erklärt Weissenböck.

Auf keinen Fall sollte man versuchen, einen kreativen Einfall zu erzwingen, warnt Hesse. „Wem die zündende Idee fehlt, der ist besser beraten, sich auf seine Kompetenz, seine Leistungsbereitschaft und auf seine charakterlichen Stärken zu besinnen.“ Auch dann muss man nicht gleich langweilig daherkommen. „Jede Bewerbung sollte etwas Dynamisches haben und ein bisschen Power transportieren.“

Zum Beispiel könne man mit dem Format spielen, rät Hesse: Wer ein A4-Blatt quer legt oder einen kleinen Rand abschneidet, steche sofort aus der Masse hervor. „Das ist schon ein totaler Hingucker. Und man läuft nicht Gefahr, den Adressaten geschmacklich total vor den Kopf zu stoßen.“

Sabine Neumaier setzt dagegen eher auf Traditionelles: „Achten Sie immer auf hervorragende Materialien. Nehmen Sie nicht ein einfaches Kopierpapier oder eine billige Mappe.“ Auch mit Farben ließen sich dezente Akzente setzen, insbesondere bei Online-Bewerbungen. Mit der Bewerbungsmappe sei es ähnlich wie mit dem Anzug oder dem Kostüm für das Vorstellungsgespräch: Ein bisschen müsse man einfach investieren.
dpa/mv

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