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Frechheit siegt - oder doch nicht?

10.10.2011

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Meinen die das ernst? Da schreiben Bewerber ihren Lebenslauf auf Klopapierrollen und verteilen diese auf öffentlichen Toiletten. Männer zwängen sich für ihr Bewerbungsfoto in einen Pamela-Anderson-Badeanzug uns setzen eine blonde Perücke auf. Spaß kennt keine Grenzen - der Humor von Personalern allerdings schon.

Trotzdem können Guerilla-Bewerbungen in manchen Branchen eine Chance sein, um aus der Masse der Kandidaten hervorzustechen. Wer aus der Reihe tanzt, kann damit auf sich aufmerksam machen. Der Karrierecoach Jürgen Hesse aus Berlin hat dafür einige kuriose Beispiele parat: Eine 19-Jährige hat einmal auf YouTube alle Nutzer aufgefordert, einem Radiosender zu schreiben, dass sie genau die Richtige für ein Praktikum sei. Der Sender erhielt so viel Fanpost, dass die Frau den Job bekam. Oder der Koch, der seine Bewerbung in einer Bratpfanne verschickte - und prompt eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhielt.

Gerade für Leute bis Mitte 20, die einen kreativen Job mit einem Bruttoeinkommen bis 40 000 Euro suchen, seien Guerilla-Bewerbungen eine Chance, sagt Hesse. Und mit der Bewerbung nach Schema F gehe man auf dem Schreibtisch der Personaler einfach unter. Allerdings können kreative Einfälle auch nach hinten losgehen, wie das Beispiel einer Marketing-Frau aus Hessen zeigt. Sie bewarb sich bei einer Werbeagentur mit einem Fön und dem Slogan: "Ich bringe frischen Wind in Ihr Unternehmen." Die Antwort kam prompt: "Heiße Luft können wir selbst produzieren."

Eine Kreativbewerbung sei auf jeden Fall eine Gratwanderung, sagt Jürgen Hesse. Wer den Geschmack des Unternehmens nicht trifft, hat alle Chancen verspielt. Und zum Clown sollte man sich erst recht nicht machen. "Stellen Sie sich vor, ein 50-jähriger Betriebswirt, der seit Jahren Bereichsleiter in einer Firma war, kommt nun mit einer völlig schrägen Bewerbung daher - da hat er sehr schlechte Karten."

Auf jeden Fall brauche eine Guerilla-Bewerbung ein gutes Konzept, betont Christoph Weissenböck vom Online-Jobportal Karriere.at. "Konzeptlosigkeit lässt sich nicht durch oberflächlich zur Schau gestellte Kreativität wettmachen." Als Erstes sollte man sich über das Unternehmen schlaumachen, bei dem man sich bewerben will. Die entscheidende Frage sei, wie viel Frechheit der potenzielle Arbeitgeber verträgt.

Als nächstes geht es ans Feintuning. Eine Guerilla-Bewerbung soll zwar aus dem Rahmen fallen - trotzdem muss sie inhaltlich zur Wunsch-Stelle passen. Auch zu verspielt sollte man seine Bewerbung trotz aller Ausgefallenheit nicht gestalten. "Firmen erhalten Dutzende, oft Hunderte Bewerbungen auf eine Stellenausschreibung. Da bleibt keine Zeit, um lange mit einer einzigen Bewerbung herumzuspielen", erklärt Weissenböck.

Man sollte nicht versuchen, einen kreativen Einfall zu erzwingen, warnt Jürgen Hesse. "Wem die zündende Idee fehlt, der ist besser beraten, sich auf seine Kompetenz, seine Leistungsbereitschaft und auf seine charakterlichen Stärken zu besinnen." Auch dann muss man nicht gleich langweilig daherkommen. "Jede Bewerbung sollte etwas Dynamisches haben und ein bisschen Power transportieren."

Zum Beispiel könne man mit dem Format spielen. Wer ein A4-Blatt quer legt oder einen kleinen Rand abschneidet, steche sofort aus der Masse hervor. "Das ist schon ein totaler Hingucker. Und man läuft nicht Gefahr, den Adressaten geschmacklich total vor den Kopf zu stoßen."

Sabine Neumaier von der Bewerbungsberatung Ambitio in Berlin setzt dagegen eher auf Traditionelles: "Achten Sie immer auf hervorragende Materialien. Nehmen Sie nicht ein einfaches Kopierpapier oder eine billige Mappe." Auch mit Farben ließen sich dezente Akzente setzen. Mit der Bewerbungsmappe sei es ähnlich wie mit dem Anzug oder dem Kostüm für das Vorstellungsgespräch: Ein bisschen müsse man einfach investieren.

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