Betriebliche Gesundheitsförderung wird immer wichtiger. Krankheit schadet nicht nur dem Mitarbeiter, sondern auch dem Unternehmen.
Bernhard Schreglmann
Vorgestern war der „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“. Eine Initiative, die nach wie vor eine besondere Rolle spielt. Denn Gesundheit am Arbeitsplatz bedeutet nicht nur persönliche Fitness, sondern auch verstärkte Arbeitssicherheit. Viele Arbeitsplätze sind nun einmal gefährlich bzw. die Arbeit findet in einer ungesunden Umgebung statt. Der Bogen reicht vom Frisiersalon bis zum Hochofenarbeiter.
Weltweit sind Menschen täglich Gesundheitsrisiken bei der Ausübung ihrer Arbeit ausgesetzt. Die ILO (International Labour Organisation) schätzt, dass jeden Tag etwa 6400 Menschen durch arbeitsbedingte Unfälle oder Krankheiten sterben. Die Kosten für entgangene Arbeitszeiten, Behandlung, Entschädigung und Rehabilitation sind enorm und werden auf jährlich rund 2,8 Billionen US-Dollar weltweit geschätzt.
Vorbeugen ist besser als heilen, diesen Grundsatz gilt es flächendeckend in den österreichischen Betrieben zu verankern. Auch in Österreich sind Arbeitsschutz und Gesundheit deshalb ein großes Thema. Ein wirkungsvolles Instrument zur Entwicklung „gesunder Betriebe“ und Gesundheitsunterstützung bzw. Prävention der Beschäftigten ist nun bereits seit Jahren etabliert: die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Lanciert wird die BGF hierzulande durch das „Österreichische Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung“, einen Zusammenschluss der Träger der gesetzlichen Kranken- und Unfallversicherung, des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger, der Sozialpartner und des Fonds Gesundes Österreich als unterstützenden Partner. „Wir sind stolz auf die Entwicklung der Betrieblichen Gesundheitsförderung in Österreich“, unterstreicht Alexander Hagenauer, Generaldirektor-Stellvertreter des Hauptverbands der österreichischen Sozialversicherungsträger, „denn im europäischen Vergleich zählt Österreich zu den Topländern hinsichtlich Betrieblicher Gesundheitsförderung.“ Die Krankenstandsquote als Gradmesser für Arbeitsgesundheit und -zufriedenheit sei hierzulande mit jährlich rund 13 Tagen pro Person seit 2000 stabil.
Gesundheitsrisiko Nummer eins am Arbeitsplatz in Österreich wie auch in Europa ist der Umgang mit schwierigen Kunden, Patienten und Schülern. An zweiter Stelle liegt in Österreich der Zeitdruck, anders als im EU-Durchschnitt, wo dieser „nur“ auf Platz sieben liegt. Für sämtliche Wirtschaftszweige sehr häufig genannt werden Faktoren, die zu Muskel- und Skeletterkrankungen führen, wie anstrengende oder schmerzhafte Körperhaltungen und sich wiederholende Hand- oder Armbewegungen.
Insgesamt nehmen physische Belastungen ab, psychische dagegen zu: Mit dem sich laufend erhöhenden Druck in der Arbeitswelt steigen auch die psychischen Anforderungen. „Es ist kein Zufall, dass vor allem die erfolgreichen Unternehmen, die innovativen Leitbetriebe in Österreich auf BGF setzen. Denn Gesundheit ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor im Wettbewerb“, sagt Albert Maringer, Vorsitzender des Ausschusses für Krankenversicherung und Prävention im Hauptverband. „Es ist aber auch kein Zufall, dass wir als soziale Krankenversicherung, gemeinsam mit den Sozialpartnern, auf BGF setzen. Wer wirklich Gesundheit fördern will, muss bei den Lebensbedingungen der Menschen ansetzen. Dort, wo viele Menschen einen erheblichen Teil ihres Lebens verbringen.“
Laut einer Umfrage von karriere.at würde sich beim Thema Gesundheit jeder zweite Arbeitnehmer mehr Unterstützung von seinem Arbeitgeber wünschen. 51 Prozent der Befragten vermissen gesunde Angebote im Job. Allerdings: Ein Viertel erhält Unterstützung vom Arbeitgeber bei gesunden Eigeninitiativen. 18 Prozent berichten von fallweisen Aktivitäten, die die Fitness fördern sollen. Nur sechs Prozent arbeiten in einem Umfeld, in dem Mitarbeitergesundheit fixer Bestandteil der Unternehmenskultur ist.
Bei den befragten Unternehmensvertretern zeigt sich ein gemischtes Bild: 23 Prozent der Führungskräfte sagen, dass Gesundheitsprogramme fix in der Unternehmenskultur verankert sind. Etwas mehr als ein Viertel gibt an, immer wieder Aktivitäten zu setzen. Jeder Fünfte denkt, dass Mitarbeiter selbst die Initiative ergreifen sollten. 28 Prozent der Unternehmensvertreter sehen sich beim Thema Mitarbeitergesundheit nicht in der Pflicht.
Quelle: Salzburger Nachrichten, 30. April 2016