Linz. "Hand aufs Herz: Schon mal blau gemacht?" So lautete die Frage, die die Online-Jobbörse karriere.at seinen Usern im Juni stellte. Ergebnis der Online-Befragung: Während sich insgesamt ein Drittel der befragten 604 Arbeitnehmer vorstellen kann, zumindest "in Notsituationen" einen Krankenstand zu simulieren, vertrauen neun von zehn Unternehmensvertretern auf die Ehrlichkeit ihrer Mitarbeiter.
Grundsätzlich sollten die Ergebnisse Freude bei den österreichischen Arbeitgebern hervorrufen: Die Mehrheit der befragten Arbeitnehmer schließt "Blaumachen" generell aus. 42 Prozent gaben an, aufgrund von Gewissensbissen ihre Arbeit auf keinen Fall zu schwänzen. Weitere 22 Prozent würden nie "krank feiern", da sie in ihren Jobs glücklich seien. Einer von vier Arbeitnehmern (25 Prozent) schließt das "Erschummeln" von Krankenstandstagen für sich nicht kategorisch aus und würde zumindest in Notsituationen der Arbeit fernbleiben. Jeder Neunte (11 Prozent) hat laut Umfrage des Jobportals keinerlei Skrupel und sagt: "Sicher - andere machen das doch auch."
"Rund um Feiertage steigen Krankenstände"
Auf der Gegenseite befragte karriere.at 183 Unternehmensvertreter - hier grlaubt jeder zweite Befragte, dass Mitarbeiter nur in seltenen Einzelfällen "tachinieren" würden. 40 Prozent gaben an, dass Blaumachen kein Problem im Unternehmen sei, da das Arbeitsklima stimme. Lediglich fünf Prozent beobachten einen Anstieg der Krankenstände rund um Feiertage. Ebenso viele haben mit Schwänzern schlechte Erfahrungen gemacht und folglich strenge Regeln eingeführt.
"Interessant ist, dass das Thema Blaumachen von den meisten Unternehmen nicht als großes Problem wahrgenommen wird. Aber auch der Großteil der Arbeitnehmer schließt Blaumachen für sich aus, was als Indiz für eine hohe Arbeitsmoral gewertet werden kann", kommentiert karriere.at-Geschäftsführer Jürgen Smid die Umfrageergebnisse. Dennoch falle die Diskrepanz zwischen Mitarbeiter- und Unternehmerebene auf.
Besseres Zeitmanagement
Doch lassen sich "selbsterlaubte" Urlaubstage von Mitarbeitern überhaupt vermeiden? Smid plädiert für möglichst flexibles Zeitmanagement in Unternehmen: "Viele Mitarbeiter, wie in etwa alleinerziehende Eltern, kann es durchaus vor Probleme stellen, sämtliche private und familiäre Verpflichtungen außerhalb der Arbeitszeiten wahrzunehmen," sagt er: "Sind Gleitzeitregelungen in Unternehmen wenig flexibel, kann dies möglicherweise dazu führen, dass Arbeitnehmer in Notsituationen eher Krankenstände beanspruchen."
Nicht nur im Hinblick auf den Vertrauensbruch zwischen Arbeitnehmer und -geber sei "Blaumachen" problematisch: "Bestehende Dienstverträge sind einzuhalten. Was Arbeitnehmer oft vergessen, ist die Tatsache, dass Unternehmen durch eigenmächtiges Blaumachen oft hohe Kosten entstehen," sagt Smid: "Das heißt, dass Mitarbeiter, die ohne Grund Krankenstand konsumieren, nicht nur ihrem Chef sondern letztlich auch ihren Kollegen und sich selbst schaden."