IT-Nachwuchs. Wie wird die Leistung im Job gesehen? Wie steht es um die Unternehmenskultur? Diese Fragen sind für die nächste Generation wichtiger als Ansehen und Image.
Von Michael Köttritsch
Sie sind höchst begehrt und gar nicht so einfach zu finden: die IT-Fachkräfte der nächsten Generation. Entsprechend anspruchsvoll und wählerisch sind sie. “Sie sind auf der Suche nach einem freundlichen Arbeitsumfeld”, sagt Sarah Maria Moser, Personalentwicklern bei IVM Technical Consultants, die bei Uniforce die Studie “Career Launch” in Auftrag gegeben haben. “Für ihre Leistung möchten sie vor allem eines: Anerkennung.”
Genau in dieser Hinsicht haben die Unternehmen viel aufzuarbeiten. Nur 42 Prozent der befragten Studierenden technischer Fachrichtungen sehen es als “sehr realistisch” oder “realistisch”, dass der Arbeitgeber Leistung wahrnimmt. Dabei ist 74 Prozent genau das wichtig.
Für potenzielle Arbeitgeber interessant ist, wie die künftigen IT-Fachkräfte die Branche und ihre künftigen Jobs einschätzen:
* Ökonomie statt Ökologie. Kultur und Werte der Unternehmen stehen für die Befragten klar vor Markterfolg und Image. Sind attraktive Produkte noch für 62 Prozent bedeutend, nehmen Eigenschaften wie Wachstum, Internationalität und – überraschend – ökologische Nachhaltigkeit die letzten Plätze ein.
* Arbeit und Freizeit. Das Privatleben steht für die jungen Menschen vor dem attraktiven Einstiegsgehalt. Während das attraktive Gehalt von mehr als 40 Prozent als realistisch gesehen wird, rechnet nur ein Viertel Prozent damit, die Arbeit und die persönlichen Interessen vereinbaren zu können.
* Was Frauen wollen. Am ehesten würden Studierende gern bei internationalen Konzernen (57 Prozent) arbeiten, 42 Prozent bei Unternehmen in der Region und jeweils knapp ein Drittel bei Start-ups. Frauen tendieren stärker zu Start-ups und öffentlichen Arbeitgebern als Männer. Letztere zieht es eher zu Konzernen und Hochschulen.
* Kulturfrage. Frauen legen mehr Wert auf Menschen und Kultur beim Arbeitgeber, Männer mehr auf Gehalt und Aufstiegsmöglichkeiten.
IT-Fachkräfte erleben sich als dynamisch, zeigt eine Umfrage von marketagent.com im Auftrag von karriere.at: Gut die Hälfte beschreibt den Job als “schnelllebig”, knapp die Hälfte als “anspruchsvoll/herausfordernd” und ein gutes Drittel beschreibt den Job als “vielfältig”.
Nach wie vor werden die Jobs überwiegend – zu zwei Dritteln – mit Männern besetzt. Im Schnitt sind sie 30 bis 39 Jahre alt, arbeiten in Wien und sind Akademiker. Ein knappes Drittel arbeitet als IT-Consultant, je ein Viertel als Systemadministrator oder Software Engineer (25,1 Prozent).
Aus den beiden Studien lassen sich einige für das Recruiting relevante Trends ablesen:
* Abseits von FH und Uni suchen. Denn jeder vierte Arbeitnehmer in der Branche ist Autodidakt (18 Prozent) oder Lehrabsolvent (acht Prozent).
* Jobhopping ist normal. Vier von zehn Befragten können sich vorstellen, innerhalb der kommenden zwölf Monate den Job zu wechseln – und sind überzeugt, (eher) leicht eine qualitativ hochwertige Stelle zu finden.
* Geld lockt. Gehalt ist für 58,5 Prozent der Trigger zu wechseln. Flexible Arbeitszeiten, interessante Aufgaben oder Home Office locken aber ebenfalls. Gut ein Viertel gibt an, auch in der Freizeit gern an IT-Projekten zu arbeiten.
* Es lebe das Mail. E-Mail-Bewerbungen sind bei den Studierenden wesentlich beliebter als Online-Formulare.
* Profillos. Die meisten Studierenden haben kein professionelles Online-Profile, etwa auf Xing.
* Online first. Studierende technischer Fachrichtungen suchen vornehmlich auf Jobportalen, Unternehmenswebseiten und im eigenen Netzwerk nach Jobs.
Quelle: Die Presse, 27. Februar 2016