eSport in Österreich: Kann man mit Gaming Geld verdienen?
Die eSport-Leidenschaft zum Beruf machen: Das geht auch in Österreich, wenn auch nicht so einfach. Wir haben einen Ex-Profi gefragt, wie er es in die eBundesliga geschafft hat, wie viel er verdient hat und warum er nach nur einer Saison wieder aufhören musste.
eSport ist mehr als nur Computerspielen. Um die Jahrtausendwende entwickelte sich die Branche aus den beliebten LAN-Partys heraus und wird seither auf der ganzen Welt immer professioneller betrieben. Es gibt Richtlinien für eSport-taugliche Spiele, konkrete Regeln, Schiedsrichter, Kommentatoren – und natürlich professionelle Spieler. Allein in Österreich sind mehr als 36.000 eSportler beim ESVÖ, dem eSportsverband Österreich, gemeldet. Die tatsächliche Spielerzahl liegt weit höher. International ist eSport ein Milliardengeschäft: Millionen Fans verfolgen die Spiele und Trainings auf online-Plattformen wie YouTube oder Twitch, bei den Weltmeisterschaften werden mehrere Millionen Dollar Preisgeld ausbezahlt.
FIFA ist eines der beliebtesten Spiele im eSport, wenn auch eines der eher gering dotierten. Mit der eBundesliga gibt es seit 2017 die Möglichkeit, auch professionell zu spielen, eine Chance, die Benjamin Kirowitz genützt hat. Er spielte in der ersten Saison der eBundesliga im Kader von Rapid. Im Interview erzählt er uns, wie er dazu kam, wie sein Alltag aussah und warum er letztlich wieder aufgehört hat.
Das Leben als eSport-Profi: Training, Coaching und Ernährung #
Benjamin, wie bist du zur eSport-Bundesliga gekommen?
Benjamin Kirowitz: Ich spiele seit 2005 FIFA und 2017 hab ich gelesen, dass Spieler für die erste eSport-Bundesliga gesucht werden. Das hat mich interessiert. Ich war schon in der Jugendmannschaft im „realen“ Fußball aktiv und bin Rapidfan. Darum habe ich mich für diesen Verein gemeldet, gemeinsam mit 1.600 anderen. Im K.O.-System haben sich die besten 128 für das Spiel im Stadion qualifiziert. Die besten sechs daraus haben den Einzug in den eSport-Kader geschafft und sich ein Jahr für Rapid verpflichtet.
Wie war dein Alltag als Profispieler?
Benjamin Kirowitz: Ich habe täglich zuhause einige Stunden trainiert und im Stadion ein- bis zweimal die Woche mit den anderen aus dem Kader, das waren noch mal etwa vier bis fünf Stunden Training wöchentlich. Mario Viska, er ist das Aushängeschild im eSport bei Rapid, hat uns gecoacht und wir haben auch Ernährungstipps bekommen, was extrem wichtig ist. Das klingt vielleicht absurd, aber auch im eSport spielt Gesundheit eine sehr wichtige Rolle. Man darf nie die Konzentration verlieren beim Spiel und das schafft man eben auch über die richtige Ernährung.
„Im eSport spielt gesunde Ernährung eine wichtige Rolle. Man darf nie die Konzentration verlieren.“
Ende November wurden wir dann offiziell als eSport-Team im Stadion vorgestellt und Anfang Dezember war das Bundesliga-Finale. Da waren alle zehn eSport-Teams mit jeweils fünf Spielern vertreten.
Viel Leistung für wenig Geld: So hart ist die eBundesliga #
Hast du damit Geld verdient?
Benjamin Kirowitz: Wir wurden mit Kleidung ausgestattet und gecoacht, aber Geld haben wir nur in Form von Preisgeld bekommen. Im Bundesligafinale gabs 15.000 Euro zu gewinnen – das ist schon einen Menge Geld, aber das bekommt natürlich nur der Sieger. Und im Vergleich dazu, wie viel Zeit man ins Training investiert, ist das wenig. Ich habe täglich circa vier bis fünf Stunden gespielt – das muss man auch, sonst kann man sich nicht in der Bundesliga halten. Für diese Zeit bekommen die meisten Spieler nichts.
Warum hast du wieder aufgehört?
Benjamin Kirowitz: Ich hab nach der ersten Saison aufgehört, da es sich für mich nicht rentiert hat. Wir haben außer den Preisgeldern kein Gehalt bekommen und mussten trotzdem etwa 20 bis 30 Stunden pro Woche investieren, um das Niveau zu halten.
„Wir mussten 20 bis 30 Stunden pro Woche investieren und haben dafür kein Gehalt bekommen.“
Ich studiere und arbeite nebenbei, da bleibt mir keine Zeit mehr für den eSport. Ich spiele mittlerweile vielleicht noch ein, zwei Stunden pro Woche. Da kann ich in der Bundesliga nicht mehr mithalten.
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Redaktion
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