Recruiting-Einmaleins: Schüchterne Bewerber aus der Reserve locken
Nervös und eher wortkarg hantelt sich der Bewerber durch das Bewerbungsgespräch, von Worthülse zu Worthülse. Das macht ihm keinen Spaß und Ihnen wahrscheinlich auch nicht. Höchste Zeit, dem Kandidaten etwas auf die Sprünge zu helfen. Denn die besten Bewerber sind nicht unbedingt jene, die sich selbstbewusst und gut verkaufen. So holen Sie reservierte Persönlichkeiten im Jobinterview aus der Reserve:
Für extrovertierte Persönlichkeiten und jene, die mit Selbstmarketing weniger Probleme haben, stellen Bewerbungsgespräche meist keine großen Hindernisse dar. Sie erzählen gerne von sich, stellen Fragen und sind wenig bis nicht aufgeregt. Ein Jobinterview ist für sie vielleicht nicht gerade ein Spaziergang, aber als leichte Wanderung problemlos schaffbar. Anders verhält es sich mit reservierten Persönlichkeiten oder Kandidaten, die keine Extraportion Selbstbewusstsein mitbringen. Für sie wird ein Vorstellungsgespräch schnell zur Prüfungssituation. Für beide Seiten eine schwierige Sache, denn ehrliches gegenseitiges Kennenlernen wird unter diesen Umständen erschwert.
Dabei jedoch beachten: Schüchtern oder nervös ist nicht gleich introvertiert! Auch extrovertierte Persönlichkeiten kommen in Stresssituationen mal ins Schwitzen und nicht jeder Introvertierte wird durch diese Tipps zur Plaudertasche. Wenn einem Bewerber angesichts des bevorstehenden Gesprächs der kalte Schweiss ausbricht, dann kommen Sie ihm doch auf diese Weise entgegen:
- Angenehme Atmosphäre schaffen Die Basis für ein gutes Gespräch ist eine angenehme Umgebung. Gut gelüftet und weder zu heiß noch zu kalt - fragen Sie den Bewerber doch zu Gesprächsbeginn, wie er die Raumtemperatur empfindet. Nur eine kleine Geste, mit der er aber vielleicht gar nicht rechnet. Besonders für introvertierte Personen sehr unangenehm: Gesprächssituationen im "Schaukasten", z.B. gläsernen Besprechungsräumen, an denen viele Mitarbeiter vorbeigehen und freie Sicht auf den stattfindenden Termin haben.
- Ein wenig Small-Talk Ungezwungenes Plaudern, bevor es ans Eingemachte geht: In kleinen Dosen kann Smalltalk vor dem Start des eigentlichen Jobinterviews für eine entspannte Gesprächsatmosphäre sorgen. Ruhige Persönlichkeiten tun sich mit Smalltalk allerdings eher schwer. Gehen Sie aktiv mit eigenen Informationen in Vorleistung, dann ziehen auch stille Wasser nach. Wieso das funktioniert, haben wir an dieser Stelle beschrieben.
- Klartext reden Manche Bewerber entspannen sich erst, wenn der Gesprächsführende aktiv die Spannung vor dem Gespräch herausnimmt. Sie brauchen die verbale Zusicherung dafür, dass ihnen nichts Böses blüht: "Wir lernen uns heute einfach mal kennen, Sie erzählen mir von Ihnen und ich erzähle von der vakanten Stelle und wie wir als Unternehmen arbeiten."
- Fragen, fragen, fragen! Flüchten sich Bewerber in Floskeln und Worthülsen, hilft nur genaues Nachfragen: In welcher Situation haben Sie besonderes Durchhaltevermögen bewiesen? Was macht Sie stressresistent und wie verhalten Sie sich, wenn es im Job hart auf hart kommt? Noch mehr Fragestellungen haben wir hier zusammengestellt.
- Szenenwechsel Der Lebenslauf des Kandidaten ist einwandfrei, er würde wahrscheinlich gut ins Team passen und Sie wittern bereits den Recruiting-Jackpot – nur der Bewerber lässt sich einfach nicht aus der Reserve locken? Dann bringen Sie Bewegung in die Sache: Raus aus dem Besprechungszimmer und das Gespräch in einem anderen Umfeld fortführen: Bei schönem Wetter einmal rund ums Firmengebäude spazieren, einen Rundgang durch das Unternehmen machen und zeigen, woran konkret gearbeitet wird oder - falls ausreichend Diskretion gegeben - ins naheliegende Café ausweichen.
Und noch ein Blick auf die Bewerberseite #
Redaktion
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