Eine Bewerbung wieder zurückziehen, geht das?
Bei der Jobsuche setzen die meisten Bewerbenden selten auf ein einziges Pferd, sondern bewerben sich bei mehreren Arbeitgebern. Der Vorteil: Die Chance auf eine Zusage steigt. Der Nachteil: Irgendwie muss man den anderen Unternehmen zu verstehen geben, dass es doch nicht so passt. Wir zeigen dir, wie du deine Bewerbung in eleganter Manier zurückziehst, ohne deine weiße Weste zu beflecken.
Alles wieder auf Anfang #
Wer beim Bewerben besonders erfolgreich unterwegs ist, wird zu mehreren Vorstellungsgesprächen eingeladen und dann stellt sich nicht nur die Frage: Wer nimmt mich? sondern auch: Wen nehme ich? Dass sich ein Arbeitgeber oder ein Job im Laufe einer Bewerbung nicht als die beste Wahl entpuppen, ist gar nicht so selten und kann verschiedene Gründe haben:
- Wirtschaftliche Gründe: Nachdem man für einen Teilzeitjob bei einem Unternehmen vorstellig war, bekommt man von einem anderen Arbeitgeber die Zusage auf einen Vollzeitposten – oder umgekehrt. Ein höheres Gehaltsangebot kann ebenfalls ausschlaggebend sein.
- Im Vorstellungsgespräch hat sich herausgestellt, dass ein oder mehrere Faktoren gegen diese Arbeitgeber oder die Stelle sprechen.
- Kurzfristig haben sich persönliche Gründe ergeben: der Umzug in eine andere Stadt, die Möglichkeit einer Ausbildung oder eine Erkrankung.
- Anderen Arbeitgebern möchte man absagen, weil man sich in der Zwischenzeit für ein anderes Jobangebot entschieden hat.
Warum sollte ich meine Bewerbung zurückziehen? #
Egal, welche Gründe gegen einen Job sprechen – stellt sich nach dem Interview heraus, dass man doch kein Interesse hat, sollte man absagen. Alles andere wäre nicht nur unhöflich, sondern auch unfair gegenüber allen Beteiligten: Denn die Personalabteilung geht erstmal davon aus, dass die Bewerber*in nach dem Gespräch weiterhin Interesse an der ausgeschriebenen Stelle hat und im Rennen bleibt. Das Auswahlverfahren läuft also weiter, und die Vorbereitungen für eine zweite Gesprächsrunde oder das Assessmentcenter werden getroffen. Wer nicht zeitnah absagt, nimmt anderen Bewerbenden die Chance, nachzurücken.
Wann informiert man das Unternehmen? #
Sobald feststeht, dass man am Job oder dem Arbeitgeber kein Interesse hat oder sich andere Gründe für eine Absage ergeben. Unstimmigkeiten kristallisieren sich meist im Rahmen des ersten Bewerbungsgespräches heraus. Erst sehr spät abzusagen oder womöglich erst in der Probezeit das Handtuch zu werfen, macht kein gutes Bild. Bei diesem Arbeitgeber kann man sich nie wieder bewerben. Im schlimmsten Fall macht die Geschichte vom unzuverlässigen Bewerber in HR-Kreisen auch noch die Runde.
Abzusagen macht doch ein schlechtes Bild? #
Tut es nicht. Auch Kandidat*innen haben das Recht, sich im Rahmen eines Bewerbungsprozesses ein Bild vom Unternehmen zu machen, nicht nur umgekehrt. Ein schlechtes Image verschafft man sich, indem man auf Tauchstation geht und sich gar nicht mehr meldet. Auch fadenscheinige Ausreden fliegen meistens auf. Im Normalfall schätzen Arbeitgeber ehrliches Feedback von Bewerber*innen. Es kostet viel Zeit und Geld, eine Person einzustellen und mit seiner Tätigkeit und dem Unternehmen vertraut zu machen. Ärgerlich, wenn sie*er eigentlich nicht zur Firma passt und sie nach kurzer Zeit wieder verlässt.
Wie sagt man am besten ab? #
Seine Bewerbung kann man schriftlich oder telefonisch zurückziehen. Hatte man bereits intensiven Kontakt mit der Personalabteilung, ist der Griff zum Telefon sicher die bessere Wahl. Ein Anruf erfordert zwar etwas mehr Mut, ist aber persönlicher und wirkt selbstbewusst.
- Form: Bei schriftlichen Absagen gelten dieselben formalen Anforderungen wie für das Anschreiben: persönlich adressieren, Betreffzeile einfügen und individualisieren.
- Höflichkeit: Hat bereits ein Gespräch stattgefunden, kommt vor der Begründung der Dank dafür, dass sich die Personaler*in bereits Zeit für ein Bewerbungsgespräch genommen hat. Falls man sogar schon die Zusage in der Tasche hätte, bedankt man sich dafür.
- Begründung: Warum man seine Bewerbung zurückziehen möchte, begründet man möglichst ehrlich (aber diplomatisch) und kurz in zwei bis drei Sätzen. Nicht in langen, ausschweifenden Erläuterungen verlieren, das wirkt unsicher oder so, als würde man eine Ausrede erfinden.
Muster: Was kann man schreiben? #
Diese drei Musterformulierungen kann man für die eigenen Bedürfnisse abwandeln:
- Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass ich meine Bewerbung zurückziehen möchte. Für die Möglichkeit zum persönlichen Gespräch möchte ich mich noch einmal herzlich bedanken. Zwischenzeitlich habe ich jedoch ein Angebot erhalten, dass sich mit meinen beruflichen Zielen besser vereinbaren lässt, und ich habe mich entschlossen, dieses Angebot anzunehmen. Es tut mir leid, wenn ich Ihnen dadurch Umstände bereite und bedanke mich für Ihr Verständnis.
- Vielen Dank für die Gelegenheit zum persönlichen Vorstellungsgespräch in Ihrem Unternehmen. Während unseres Gesprächs konnte ich mir ein umfassendes Bild von Ihrem Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle machen. Nach reiflicher Überlegung muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich meine Bewerbung zurückziehen möchte. Grund dafür ist die Regelung der Arbeitszeit. Mit meinen privaten Zielen und meiner laufenden Ausbildung lässt sich diese nur sehr schwer vereinbaren. Ich möchte so ehrlich sein und Sie sofort über meine Entscheidung informieren, damit Sie die Stelle möglichst früh mit einem anderen Bewerber besetzen können. Ich bedanke mich für Ihr Verständnis.
- Vielen Dank für Ihre positive Rückmeldung auf meine Bewerbung und die Einladung zum Vorstellungsgespräch. Meine Bewerbung muss ich heute leider zurückziehen. In meinem privaten Umfeld haben sich Umstände ergeben, die es mir unmöglich machen, eine Stelle anzunehmen, die mit einstündiger Fahrtzeit zum Arbeitsplatz verbunden ist. Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht. Ich bitte Sie um Verständnis dafür und bedanke mich nochmals für Ihr Vertrauen.
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Redaktion
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