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Internationaler business knigge

Business Knigge international: Keine Chance den Fettnäpfchen!

Zusammenarbeit Erstellt am: 21. August 2018 7 Min.

Ein geschäftliches Essen mit einem internationalen Kunden oder gar ein Businesstermin in einem völlig fremden Land? Bestimmt spannend! Andererseits gibt es viele Konventionen, Gebräuche und No-Gos, die es zu beachten gilt. Und wenn du jetzt voll ins Fettnäpfchen trittst und dadurch den Deal ruinierst…Hilfe!!! Alles halb so wild – wir haben mit einer Knigge-Expertin gesprochen und das Wichtigste in puncto Business Knigge und internationale Geschäftsessen für euch zusammengefasst:

Fremde Länder, andere Sitten, ungeahnte No-Gos... Was beim Reisen peinlich sein kann, kann bei internationalen Businessbeziehungen richtig unangenehm und sogar geschäftsschädigend sein. Davor schützt nur eine gute Vorbereitung. Wir haben mit der Business-Knigge Expertin Astrid Leopold gesprochen und uns ein paar Tipps für alle Fälle geholt.

In der Arbeitswelt ist mittlerweile vieles lockerer geworden. Wie wichtig ist das Thema Knigge wirklich noch?

Leopold: Knigge an und für sich hat noch einen relativ hohen Stellenwert, allerdings nicht so, wie es sich viele Leute vorstellen. Das steife „Ich muss wissen, wie ich perfekt eine Auster oder einen Hummer esse“ und solche Sachen – das braucht heutzutage kaum jemand mehr. Wenn man etwas „Schwieriges“, eher nicht Alltägliches isst und damit nicht zurechtkommt, geht es den meisten anderen auch so und dabei kann sich oft sogar eine interessante Unterhaltung beim Essen ergeben. Es gibt aber sehr wohl Basics, die wichtig sind, gerade wenn man Außenkontakte in der Arbeit pflegt. In Frankreich oder Japan beispielsweise wird gerade beim Essen auf Etikette sehr geachtet.

Astrid Leopold

Astrid Leopold

Was sollte man bei internationalen Geschäftsbeziehungen im Allgemeinen beachten?

Leopold: Generell kann man von zwei großen Kulturunterschieden sprechen: Das eine ist die sachbezogene Art Geschäfte zu machen – da gehört Österreich, Deutschland und teilweise auch der nordamerikanische Raum dazu. Die meisten Länder der Welt sind aber was das Business betrifft personenbezogen. Das heißt, zunächst geht es darum, einen guten Kontakt zum (potenziell zukünftigen) Geschäftspartner aufzubauen, bevor man überhaupt über Geschäfte spricht. In vielen Ländern, etwa im arabischen oder asiatischen Raum, führt das zu extremer Kundenbindung, auf die einzelne Person gesehen. Die Kunden gehen mit, wenn jemand das Unternehmen verlässt. Das Produkt und die Firma sind nämlich nicht so wichtig wie die Vertrauensbeziehung zu einer gewissen Person!

„Vertrauen geht über alles!“

Leopold: Das Kennenlernen der anderen Person, das Socializing, steht bei vielen Geschäften an erster Stelle. Bei vielen Geschäftsessen wird dementsprechend gar nicht oder wenn überhaupt nur ganz zum Schluss über Business gesprochen – in vielen Fällen heißt es nicht umsonst „Afterwork“.

In Asien ist es beispielsweise so, dass man im Beruf eher ernst ist – da wird auch kaum gelacht oder man hält sich beim Lachen die Hand vor. Da sollte man dann auch keine Witze machen oder Anekdoten erzählen. Beim Afterwork am Abend wird aber quasi ein Schalter umgelegt: Es geht plötzlich ausgelassen zu, mitunter wird einiges an Alkohol getrunken und es wird auch verziehen, wenn jemand einmal zu viel erwischt und aus der Rolle fällt. Am nächsten Tag wird über so etwas einfach nicht mehr gesprochen. Ein Phänomen ist da bestimmt auch Karaoke: Nach dem Essen geht man in Asien mit Geschäftspartnern gern in Karaokebars. Für Geschäftsbeziehungen ist es sehr wichtig, da mitzumachen, sonst verliert man Respekt. Es geht nicht darum, singen zu können – es geht um den Spaß.

Der Dresscode ist für einen guten ersten Eindruck immer essentiell. Was empfehlen Sie?

Leopold: Wenn es sich um Afterwork handelt, geht man direkt aus dem Büro hin. Grundsätzlich gilt immer: Besser overdressed als underdressed! Business Casual darf es durchaus sein, wenn man die Gelegenheit hat, sich umzuziehen, aber nicht Private Casual. Was ist der Unterschied? Bei den Herren eine gepflegte Hose, gerne auch eine Baumwollhose in wärmeren Ländern, aber immer lang. Geschlossene Schuhe und ein Hemd oder ein Poloshirt. Krawatte und Sakko kann man hier weglassen.

„Private Casual hat bei Businessterminen nichts zu suchen!“

Eine kurze Hose und ein T-Shirt sind Private Casual und haben bei Geschäftsterminen nichts zu suchen. Für Damen empfehle ich eine gepflegte Hose oder einen Rock mit einem schönen Shirt z.B. aus Strick – die Schultern sollten immer bedeckt sein. Im arabischen Raum empfehle ich, als Frau immer Hosen zu tragen, ansonsten Röcke wählen, die mindestens die Knie bedecken. Das sollte man auch beachten in Gegenden, in denen es üblich ist, beim Essen am Boden zu sitzen – etwa in Japan bei traditionellen Essen. Hier sollte man als Dame immer auf den Fersen sitzen – das wird mit einem Bleistiftrock schnell sehr anstrengend. Herren sitzen hier im Schneidersitz. Vor allem im afrikanischen Raum sollte man auch niemals seine Fußsohlen sichtbar zeigen – das kann mitunter sehr unbequem werden beim Sitzen am Boden.

Gibt es internationale No-Gos, die man kennen sollte?

Leopold: Ein absolutes No-Go im asiatischen und arabischen Raum ist das Naseputzen bei Tisch. Da gilt: Eher Aufziehen als ein Taschentuch verwenden! In vielen muslimischen Ländern (oder auch in Indien oder Thailand) ist die linke Hand tabu: Egal ob man mit Fingern isst oder mit Besteck, das Glas nimmt, auf jemanden zeigt oder jemandem etwas reicht – immer mit der rechten Hand, denn die linke Hand ist unrein. Man verwendet diese auf der Toilette. Übrigens isst man in vielen Ländern aus hygienischen Gründen mit den Händen – schließlich weiß man dabei immer genau, wie sauber oder unsauber die eigenen Hände sind. Beim Besteck kann man das nie wirklich wissen.

Nicht wundern sollte man sich, wenn ganz persönliche Fragen beim Businessessen gestellt werden, etwa Fragen nach der Familie oder nach dem Gehalt. In vielen Ländern will man den Geschäftspartner einfach kennenlernen, bevor es überhaupt zum Geschäft kommt. Da werden dann auch schon mal Fotos von Hund oder Haus hergezeigt. Das ist durchaus als positiv zu werten. Man sollte dann auch von sich aus Interesse zeigen, viel Nachfragen und Privates preisgeben – sofern man ein gutes Verhältnis herstellen will. Wird es wirklich zu privat, kann man versuchen, eine ausweichende Antwort zu geben. In den USA zum Beispiel wird man des Öfteren gefragt, welcher Religionsgemeinschaft man angehört. Hier ist es eher empfehlenswert zu einer Notlüge zu greifen, als beispielsweise zu sagen, dass man ein Atheist oder Agnostiker ist – das gilt als suspekt. Um schwierige Smalltalk-Themen wie Politik, sexuelle Ausrichtung und andere Unsicherheiten sollte man natürlich generell eher einen Bogen machen.

Was muss ich bei internationalen Geschäftsessen unbedingt beachten?

Leopold: Ein interessantes Thema ist das Aufessen bei Tisch. In China niemals aufessen, in Japan, Russland, Polen oder auch im arabischen Raum gilt das ebenso. Wenn man aufisst oder ein Glas leertrinkt heißt das: Ich will noch etwas haben. Ein Kunde hat mich einmal gefragt: „Frau Leopold, wo trinken die Chinesen den ganzen Tee hin?! Jedes Mal, wenn ich endlich ausgetrunken hab, war mein Glas schon wieder voll.“ Es wird auch oft nachgeschenkt, wenn man nur einen Schluck getrunken hat. Das heißt: Wenn Sie nicht mehr wollen oder nicht mehr können, einfach stehen lassen. Und wenn Sie privat eingeladen sind und aufessen, kann es passieren, dass nochmal extra gekocht wird – es geht nämlich in vielen Kulturkreisen nicht, dass ein Gast hungrig bleibt. In Indien wiederum sollten Sie aufessen, dort ist es nämlich ein No-Go Essen zu verschwenden.

„Frau Leopold, wo trinken die Chinesen den ganzen Tee hin?! Jedes Mal, wenn ich endlich ausgetrunken hab, war mein Glas schon wieder voll.“

Dazu gehört auch das Ablehnen. In einigen Ländern ist es üblich, dass man nicht selber bestellt, sondern vieles auf den Tisch gestellt wird und das Essen vom Gastgeber oder vom Tischnachbarn gereicht wird – etwa im asiatischen Raum. Dort gilt man auch als schlechter Gastgeber, wenn man jemanden übersieht und der sich selbst bedienen muss. Es ist Pflicht, mindestens zweimal abzulehnen und beim dritten Mal dann anzunehmen.

In Asien kommen oftmals sehr viele Gänge – bei den ersten Gängen sollte man nicht zu sehr zuschlagen, weil man sonst bald nicht mehr kann und es als relativ unhöflich gilt, wenn man nichts mehr isst. Mein Tipp: Wenn der Reis pur kommt, geht es dem Ende zu. Reis ist nämlich der Magenschließer, wenn man mit den „teuren“ Lebensmitteln noch nicht satt geworden ist. Die Suppe kommt dann auch zum Schluss, nicht zu Beginn wie bei uns und sie wird getrunken, nicht gelöffelt. Wenn man in einer Region ist, wo man mit Essstäbchen isst, Dinge niemals aufspießen und die Essstäbchen nie in den Reis stecken, das weckt nämlich Assoziationen zu den Opfergaben für Tote. Nicht wundern, wenn geschmatzt, gerülpst oder gleichzeitig gegessen und geraucht wird. Das sollte Sie nicht irritieren, aber Sie müssen das im Gegenzug nicht tun.

In den USA ist es beispielsweise üblich, dass alles zuerst in mundgerechte Stücke geschnitten wird und dann nur mit der rechten Hand gegessen wird, die linke ruht auf dem Schoß. Das kommt Gerüchten zufolge aus dem Wilden Westen, weil man dann immer eine Hand frei hatte, um nach dem Revolver zu greifen.

Potenzielle Fettnäpfchenthemen für uns als Österreicher?

Leopold: Was uns als Österreicher oft eher irritiert ist, dass es in den meisten Ländern nicht üblich ist, nach dem Essen noch sitzen zu bleiben und gemütlich etwas zu trinken. Oft kommt nach dem letzten Gang direkt die Rechnung und man verlässt mehr oder weniger fluchtartig das Lokal. Das bedeutet nicht, dass etwas schief gelaufen ist! In Amerika wird der Termin oft in einer Bar fortgeführt oder beim Karaoke in Japan.

Wie schaffe ich es, souverän und ohne größere Fauxpas in den unterschiedlichsten Kulturkreisen zu bestehen?

Leopold: Es ist überhaupt kein Fauxpas oder ein Zeichen von Schwäche, wenn man sich etwas zeigen lässt. Nachfragen ist immer das Beste – das zeugt von Interesse. Egal, ob ich in Österreich bei einem größeren Dinner bin und mir nicht sicher bin, welcher Brotteller meiner ist. Das ergibt oft ein Gesprächsthema und die Leute sind gern behilflich, wenn sie das Gefühl haben, dass von Ihrer Seite echtes Interesse besteht. Das wirkt einfach sympathisch!

Zur Person #

Astrid Leopold ist Expertin für Business-Etikette und interkulturelle Kommunikation. Im Rahmen von Trainings, Vorträgen und Coachings sorgt die Inhaberin der Dresscode Business Imageberatung für souveränes Auftreten im In- und im Ausland.

Bildnachweis: Shutterstock; Astrid Leopold


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