Entscheidungen treffen: Kopfsache oder Bauchgefühl?
Den sicheren Job wählen oder etwas aufregend Neues wagen: Eine Entscheidung zu treffen kann manchmal richtig hart sein. Vor allem, wenn im Inneren ein erbitterter Kampf tobt. Die Kontrahenten: Kopf und Bauch. Wer gewinnt?
Da hat man den Salat: Der eine Job bietet Sicherheit, entspricht genau der Ausbildung und bietet eigentlich alles, was man sich immer gewünscht hat. Eigentlich. Denn da ist noch Option zwei: die Herausforderung. Das unbekannte Terrain, das man bisher gar nicht am Schirm hatte, bis es auf einmal ganz unverhofft am Horizont der Möglichkeiten auftauchte. Und was nun? Der Vernunft nachgehen und die sichere Variante wählen oder dem Herzen folgen, das kribbelnd nach Neuem verlangt? Arbeitspsychologin Christa Schirl gibt Rat.
Entscheidungen trifft das „innere Parlament“ #
Wenn man vor Entscheidungen die verschiedenen Seiten gegeneinander abwägt, spricht man vom „inneren Parlament“. Die unterschiedlichen Parteien versuchen, ihre Interessen durchzusetzen und bringen ihre Argumente vor. Dabei geht es zu, wie in einem „echten Parlament“, erklärt die Psychologin:
„Keine Partei hat grundsätzlich Unrecht, aber es hat auch keine per se Recht. Sonst hätte man eine innere Diktatur.“
Wer also immer nur Herzens- beziehungsweise Bauchentscheidungen trifft, läuft Gefahr, sich von der Euphorie blenden zu lassen. Wer sich jedoch immer nur auf seine Vernunft verlässt, verpasst vielleicht spannende neue Erfahrungen.
Fehlentscheidungen akzeptieren lernen #
„Vor jeder Entscheidung muss man sich klar sein, dass sie ein Fehler sein könnte“, gibt Christa Schirl zu bedenken. Fehler gehören aber zum Leben dazu und sollten nichts sein, wovor man sich fürchtet, so Schirl:
„Sometimes you win, sometimes you learn. Oder anders gesagt: weg vom Fehler, hin zur Erfahrung.“
Welche Entscheidung richtig ist, kann im Voraus nie gesagt werden. Schließlich könne weder die Vernunft noch das Gefühl die Zukunft vorhersehen, erklärt Schirl.
Jede Entscheidung hat ihre Zeit #
Neben einer gewissen „Fehlerfreundlichkeit“ beziehungsweise Bereitschaft zu neuen (Lern-) Erfahrungen sollte man bei der Wahl von „Kopfentscheidung“ oder „Bauchgefühl“ immer bedenken, wofür jetzt Zeit ist. Dabei helfen folgende Fragen:
- Welche Folgen entstehen durch welche Entscheidung?
„Wenn man gerade Haus gebaut hat und das vierte Kind unterwegs ist, ist vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt, um nur dem Herzen zu folgen“, gibt Schirl zu bedenken. - Was ist aktuell stimmig für mich?
Christa Schirl rät: „Wichtig ist, vom richtig-falsch-Denken wegzugehen und sich zu überlegen: Welche Entscheidung ist mit ihren absehbaren Folgen in meiner aktuellen Situation stimmig? Was passt für mich gerade am besten?“ - Gibt es eine dritte Möglichkeit?
„Wenn man sich zwischen A und B sehr schwer entscheiden kann, sollte man überlegen: Gibt es vielleicht noch eine Option C? So wie es nicht nur richtig und falsch gibt, gibt es meistens auch mehrere Entscheidungsmöglichkeiten.“
Gerade bei sehr großen, schwerwiegenden Entscheidungen kann es auch hilfreich sein, sie gemeinsam zu treffen oder in kleinere Etappen aufzuteilen. „Wenn ich überlege, in eine völlig neue Branche zu wechseln oder ins Ausland zu gehen, kann ich zum Beispiel erst mal ein Praktikum machen, um zu sehen, ob mir die Branche beziehungsweise das Land zusagt.“ Mit kleinen Schritten fällt die große Entscheidung letztlich nicht mehr so schwer.
Keine Lust, zu entscheiden? #
In diesem Artikel erfährst du, warum du dich nicht vor Entscheidungen drücken solltest:
Redaktion
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