Fehler im Bewerbungsgespräch – diese No-Gos versauen jedes Jobinterview
Es gibt Dinge, die ein Jobinterview von vornherein zum Scheitern verurteilen. Eh klar, sagt der Hausverstand, aber dennoch kommen sie immer wieder vor. Wir haben eine Recruiterin gefragt, was die schlimmsten No-Gos im Bewerbungsgespräch sind und wie du sie vermeidest:
Die Jobsuche kann mühsam und frustrierend sein – doch auch für Arbeitgeber ist die Mitarbeitersuche oftmals kein Zuckerschlecken. Entsprechend groß ist die Freude auf beiden Seiten, wenn es zum Bewerbungsgespräch kommt. Doch manchmal werden die Hoffnungen auf einen neuen Mitarbeiter beziehungsweise neuen Job von unnötigen Fehlern zunichte gemacht. Fehler, die sich leicht vermeiden ließen. Wir haben nachgefragt, womit sich Bewerber automatisch ins Out schießen – und empfehlen: Lieber nicht nachmachen!
Vor dem Bewerbungsgespräch #
Die optische Täuschung #
Das Foto am Lebenslauf gehört in Österreich dazu, denn es vermittelt einen ersten wesentlichen Eindruck von Auftreten, Sympathie und Wirkung des Kandidaten – ein wichtiges Merkmal in vielen Positionen. Problematisch wirds dann, wenn Foto und Realität nicht übereinstimmen.
„Ist das wirklich dieselbe Person wie am Foto?“
„Oft fragt man sich: Ist das wirklich dieselbe Person wie am Foto?“, erzählt uns Claudia Reisinger, HR-Managerin bei karriere.at, und ergänzt: „Es macht keinen guten Eindruck, wenn man sich am Lebenslauf anders darstellt, als man in Wirklichkeit ist. Das wirkt unehrlich.“ Genauso wie du dir als Bewerber von deinem künftigen Arbeitgeber erwartest, dass der Außenauftritt authentisch ist, gilt es auch umgekehrt.
Unser Tipp: Dein Foto am Lebenslauf sollte nicht älter als ein Jahr sein und dich so natürlich wie möglich zeigen.
Nicht zum Bewerbungsgespräch kommen #
Da freut man sich auf einen Termin, wartet auf seinen Gesprächspartner – und wird einfach versetzt. Was bei privaten Treffen schon wahnsinnig enttäuschend ist, kann im Berufsleben langfristige Folgen haben. Denn ohne abzusagen nicht zum Termin zu erscheinen, gehört zu den schlimmsten No-Gos im Bewerbungsgespräch, die man machen kann. „Es ist in Ordnung, wenn Bewerber es sich anders überlegen und nicht zum Gespräch kommen möchten. Sie sollten aber unbedingt rechtzeitig Bescheid sagen“, empfiehlt HR-Managerin Claudia. Kommentarlos nicht zu erscheinen, wirft einfach kein gutes Licht auf den jeweiligen Menschen – bewirbt er oder sie sich später erneut, kann diese Erfahrung in die Beurteilung einfließen. „Der DSGVO entsprechend löschen wir Bewerberdaten natürlich am Ende des Bewerbungsprozesses. Aber solche Erlebnisse bleiben im Gedächtnis“, bestätigt Claudia.
Unser Tipp: Du willst oder kannst einen Termin nicht wahrnehmen? Anrufen, absagen, fertig! Dasselbe gilt für Verspätungen: Kannst du nicht pünktlich sein, gib sofort Bescheid!
Duftmarken setzen #
Überpünktlichkeit kann die Raucher unter uns in Versuchung bringen, noch eine schnelle, letzte Zigarette für die Nerven anzuzünden. Das ist allerdings keine gute Idee, denn den Geruch wirst du auch mit anschließendem Kaugummi nicht los – den du während des Gesprächs ohnehin nicht kauen solltest. Um die Nase des Personalers zu schonen, verzichtest du am besten kurz vor dem Gespräch auf stark gewürztes Essen sowie die feuchtfröhliche Party am Vorabend. Wenn du übrigens mit starker Nervosität zu kämpfen hast, bist du mit rein pflanzlichen Tropfen gut beraten. Frage hierfür einfach in einer Apotheke nach.
Schlampige Kleidung #
Ein weiterer Punkt, auf den Personalverantwortliche Wert legen, ist die Wahl der Kleidung. Ob Anzug und Krawatte, Kostüm oder Hosenanzug – wie geschniegelt und gestriegelt du dich präsentieren musst, ist abhängig von der Branche, in der du dich bewirbst. Wir sind der Meinung, dass du mit overdressed weniger falsch machen kannst als mit underdressed. Hast du dein perfektes Outfit gefunden, solltest du sichergehen, dass es keine Flecken aufweist oder zerknittert ist. Nicht vergessen: Auch die Schuhe müssen in einem ordentlichen Zustand sein!
8 No-Gos während des Bewerbungsgesprächs #
Bewerbungsgespräche verlangen Bewerbern so einiges ab. Man soll authentisch und freundlich sein, seine fachlichen Kompetenzen wie ein Profi präsentieren können und dabei nicht zu verzweifelt wirken. Alle diese Aspekte müssen abgedeckt sein, wenn der erste Eindruck beim potenziellen Arbeitgeber positiv ausfallen soll. Diese Fehlschritte werten Personaler als besonders unverschämt:
- Beschönigungen oder Lügen
- Anrufe entgegennehmen bzw. Nachrichten beantworten
- arrogantes oder zu aggressives Auftreten
- unpassende Kleiderwahl
- mangelnde Verlässlichkeit
1. Nicht wissen, bei wem man sich bewirbt #
Man glaubt es kaum, aber immer wieder kommt es vor, dass Bewerber nicht wissen, bei welchem Unternehmen sie gerade sitzen. Dass Arbeitgeber dafür kein Verständnis haben, ist klar – und uns fällt auch keine Ausrede ein, die das entschuldigen könnte. Wer schon im Bewerbungsprozess so planlos erscheint, wird wohl auch im Job nicht sehr zuverlässig sein.
Tipp: Pflege deinen Kalender gut und schau spätestens bei Betreten des Gebäudes aufs Firmenschild!
Ein weiteres Fettnäpfchen, in das Pechvögel gerne treten: Den zukünftigen Chef mit falschem Namen begrüßen. Diese Nachlässigkeit lässt sich von der mangelhaften Vorbereitungsarbeit ableiten. Halte auf der Firmenwebseite unbedingt nach Fotos der Unternehmensleitung Ausschau (meist in den Bereichen „Presse“, „Galerie“ oder „Über uns“), damit du diese peinliche Situation vermeidest.
2. Nicht wissen, wofür man sich bewirbt #
Auch davon berichten uns Recruiter und Führungskräfte häufig – und manchmal kann man aus dem Stelleninserat tatsächlich nicht genau herauslesen, um welche Position es sich handelt. Spätestens bei der Einladung zum Gespräch – idealerweise aber schon vor der eigentlichen Bewerbung – solltest du beim Unternehmen nachhaken, welche Stelle hier ausgeschrieben wurde. Nur dann kannst du dich gut aufs Gespräch vorbereiten.
„Um welche Stelle gehts gerade?“
Ist das Stelleninserat hingegen aussagekräftig formuliert, solltest du dir Gedanken darüber machen, was dich im Arbeitsalltag erwarten könnte und wie du dich einbringen würdest. „Diese Fragen stellen unsere Führungskräfte im ersten Bewerbungsgespräch so gut wie immer. Bewerber sollten sich im Vorfeld damit beschäftigt haben und die Fragen beantworten können.“ Erst während des Gesprächs zu fragen: „Um welche Stelle gehts gerade?“ ist ein absolutes No-Go.
Unser Tipp: Recherchiere im Vorfeld alles, was du über das Unternehmen und die ausgeschriebene Position finden kannst und überlege, wie du deine Fähigkeiten einsetzen kannst.
3. Jammern über die aktuelle Arbeit #
Ein echter Klassiker unter den No-Gos ist, schlecht über den aktuellen oder letzten Arbeitgeber zu sprechen. Dazu zählt auch, über den Tätigkeitsbereich zu jammern. HR-Managerin Claudia verrät: „Auf die Frage, warum er denn wechseln möchte, antwortete ein Bewerber einmal: ‚Ich muss da so viel hackeln, das freut mich nicht mehr.‘ So eine Antwort ist zwar ehrlich, aber nicht unbedingt klug.“
Unser Tipp: Die Frage, warum du wechseln möchtest, wird fast immer gestellt. Diplomatische Antworten sind deine besten Freunde: „Es hat nicht mehr gepasst“ oder „Es wird Zeit für etwas Neues“ reichen völlig aus. Sprich nicht zu viel über die Vergangenheit, sondern betone lieber, was du in Zukunft machen möchtest, oder was dich am Unternehmen, bei dem du dich bewirbst, fasziniert.
4. Positive Fragen negativ beantworten #
In dieselbe Kerbe schlägt dieses Fehlverhalten: positive Fragen negativ zu beantworten. Es ist nur natürlich, dass dein zukünftiger Arbeitgeber von dir wissen möchte, was du in deinen früheren Jobs besonders gern oder besonders gut gemacht hast. Da wir uns aber negative Erfahrungen besser merken, fällt uns leider oft erst ein, was uns nicht gefallen hat oder uns misslungen ist. Trotzdem: „Das war voll fad.“ oder „Das war totaler Mist!“ sind keine besonders guten Antworten.
Tipp: Um einen positiven Eindruck zu hinterlassen, solltest du von positiven Erfahrungen berichten und auch auf deine Wortwahl achten: „Ich konnte mir die Arbeit gut einteilen.“ klingt sehr viel besser als „Da hab ich eine ruhige Kugel geschoben.“
5. Fluchen #
Wenn wir schon von der richtigen beziehungsweise falschen Wortwahl sprechen: Fluchen gehört selbstverständlich auch dazu, ganz egal, worüber! Dein Verhalten im Bewerbungsgespräch lässt immerhin Rückschlüsse darüber zu, wie du bei der Arbeit bist. Und kein Arbeitgeber möchte jemanden im Team haben, der schon beim ersten Kennenlernen schimpft und flucht. Von anderen unmanierlichen Verhaltensweisen sprechen wir erst gar nicht …
Unser Tipp: Behave!
6. Nichts erzählen #
Beim Bewerbungsgespräch ist Aufregung ganz normal, bestätigt Claudia Reisinger: „Es ist überhaupt nicht schlimm, wenn Kandidaten nervös sind. Wenn sie sich aber für eine Stelle bewerben, bei der man viel mit Menschen spricht, sollten sie natürlich auch im Bewerbungsgespräch kommunikativ und offen sein.“ Problematisch wird es dann, wenn Bewerber nicht oder sehr einsilbig auf Fragen antworten. HR-Managerin Reisinger erklärt: „Im Gespräch wollen wir herausfinden, ob wir, beziehungsweise die ausgeschriebene Stelle, und der Kandidat zusammenpassen. Das wird schwierig, wenn jemand nichts über sich und seine bisherige Berufserfahrung erzählt. Das Schlimmste ist, wenn wir nach einer Stunde Gespräch immer noch nicht wissen, was der Kandidat in seinen früheren Jobs gemacht hat.“
Unser Tipp: Beschäftige dich vor dem Gespräch mit häufigen Fragen im Jobinterview. Überlege, welche Erfahrungen aus deinen früheren Jobs deine Qualifikation unterstreichen und erzähle davon im Gespräch. Wenn du vor lauter Aufregung kein Wort rausbekommst, atme erst mal durch. Tipps gegen Nervosität findest duin diesem Artikel.
7. Keine oder die falschen Fragen stellen #
Im Bewerbungsgespräch stehst nicht nur du auf dem Prüfstand, sondern auch dein Gegenüber. Nutze den Termin also, um einen möglichst guten Eindruck von Job und Unternehmen zu bekommen. Viele Fragen zu stellen hilft dabei. Aber Vorsicht! Es gibt Fragen, die beim Erstgespräch nicht gut ankommen. „Beim Bewerbungsgespräch sollte man zum Beispiel nicht gleich fragen, was es bei uns immer zum Mittagessen gibt. Wir wollen Mitarbeiter, die sich wirklich für ihren Job und für uns als Unternehmen interessieren, nicht nur für die Benefits, die wir bieten“, erklärt Claudia Reisinger.
„Was gibts denn zum Mittagessen?“
Unser Tipp: Fragen zum Job und zum Unternehmen zu stellen zeugt von Interesse! Bereite dich also im Vorfeld gut vor: Was möchtest du über den Job wissen? Was über die Firma? Mögliche Fragen findest du in diesem Artikel.
8. Ins „Du“ kippen #
Es ist oft nicht eindeutig, ob das Unternehmen Bewerber duzt oder siezt. Häufig legen Firmen auf ihrer Website, den Social-Media-Kanälen oder auch im Stelleninserat einen sehr amikalen Ton an den Tag. Das bedeutet aber nicht, dass ihr auch im Bewerbungsgespräch automatisch per „Du“ seid. In der schriftlichen Bewerbung solltest du deinen potenziellen neuen Arbeitgeber auf jeden Fall siezen, im Gespräch wartest du ab, womit du angesprochen wirst. Siezt dich dein Gegenüber, solltest du keinesfalls das „Du“ anbieten oder während des Gesprächs ins „Du“ kippen.
Checkliste: Generelle No-Gos im Bewerbungsgespräch #
Hier gehts zum pdf-Download: No-Gos im Bewerbungsgespräch
Verbale No-Gos: Diese 5 Sprüche solltest du dir verkneifen #
#1 „Mein jetziger Job ist die Hölle.“
Mag stimmen. Dennoch solltest du über deinen derzeitigen Arbeitgeber kein schlechtes Wort verlieren oder gar herziehen. Jobwechselgründe wie mangelnde Karriereperspektiven oder unangemessenes Gehalt kannst du dagegen schon nennen. Sind deine Werte und die Unternehmenskultur nicht kompatibel oder fehlen dir flexible Arbeitszeiten, kannst du das auch offen sagen. Der Grat zwischen Ehrlichkeit und übler Nachrede ist denkbar schmal – bemühe dich also, möglichst diplomatisch zu bleiben.
#2 „Wann kann ich mit einer Gehaltserhöhung oder Beförderung rechnen?“
Das geht auch eleganter. Erkläre dem Personaler, dass du auf der Suche nach einer langfristigen Anstellung bist und gerne wissen möchtest, welche Karrieremöglichkeiten es für deine Position gibt. Das ist eine berechtigte Frage und du wirkst damit weder anmaßend noch überheblich.
#3 „Kann ich zusätzlichen Urlaub und Zeitausgleich haben?“
Urlaub sowie die Kompensation von Überstunden sind dein gutes Recht. Wenn du aber bereits im Bewerbungsgespräch um noch mehr Freizeit bittest, kann dir das als mangelnder Arbeitswille ausgelegt werden.
#4 „Wie lange wird das hier dauern?“
Vielleicht hast du für das Bewerbungsgespräch nur eine halbe Stunde eingerechnet und bist überrascht, wenn daraus ein einstündiges Gespräch samt anschließendem Rundgang durchs Unternehmen wird. Plane jedenfalls genügend Zeit für deinen Bewerbungstermin ein und nimm dir für danach nichts Wichtiges mehr vor. Die Frage nach der Dauer des Gesprächs könnte der Personaler nämlich schnell in den falschen Hals bekommen. Wenn dein Terminkalender generell prall gefüllt ist, kannst du bei der Terminvereinbarung nachfragen, wie viel Zeit das Gespräch ungefähr beanspruchen wird.
#5 „Ich arbeite am liebsten alleine.“
Wenn die ausgeschriebene Stelle nicht dezidiert für Menschen geeignet ist, die gerne für sich selbst sind, solltest du deine Abneigung gegenüber der Zusammenarbeit mit Kollegen im Bewerbungsgespräch nicht unbedingt anschneiden. Auch nach einem Einzelbüro solltest du nicht sofort fragen. Wenn du introvertiertbist, kannst du den Personaler sehr wohl darauf aufmerksam machen, dass du im täglichen Arbeitsalltag auch Rückzugsmöglichkeiten benötigst, um die beste Leistung zu bringen.
Du willst mehr Infos zum Bewerbungsgespräch?
Jetzt, wo du die häufigsten Fettnäpfchen kennst, sollte es ein Leichtes für dich sein, sie zu umgehen. Aber Achtung: Es gibt noch andere Dinge, die du unbedingt beachten musst, wenn du überzeugen möchtest. Wirf doch mal einen Blick auf unseren Leitfaden:
Redaktion
Mehr erfahren