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Finanztipps das richtige Einstiegsgehalt

Das richtige Einstiegsgehalt?

Gehalt Aktualisiert am: 31. August 2022 11 Min.

Wie viel verdiene ich zu Beginn und wie antworte ich im Vorstellungsgespräch auf meine Gehaltswünsche? Nicht nur für Studienabsolvent*innen ist dieses Thema schwierig – über Geld spricht man schließlich nicht. Dabei ist es gerade am Anfang deiner Karriere besonders wichtig, über Gehaltsrahmen und Verdientsmöglichkeiten Bescheid zu wissen. Denn ein finanziell guter Start legt fest, wie viel du später verdienen wirst. In unserer vierteiligen Blog-Serie erhältst du im wahrsten Sinne „wertvolle“ Finanztipps für dein Karriereleben.

Der Abschluss ist in der Tasche, die Tasche aber ist leer. Zeit, Geld zu verdienen! Doch wie setzt man im Vorstellungsgespräch sein Wunschgehalt durch, wenn man keine Ahnung von Einstiegsgehältern hat? Die Finanzprofis von FiP.S haben uns diese Frage beantwortet:

Ein Gastartikel von Florian Märzendorfer, CEO von fip-s.at

Wie antwortest du als Berufseinsteiger*in auf die Frage nach dem Gehalt? #

Du hast vermutlich schon mal eine der schrecklichen Antworten bei einem Schönheitswettbewerb gehört... Auf eine Frage wie: Welches Gesetz würden Sie ändern? kommen Antworten, bei denen man sich fragen muss, ob die Person völlig wahnsinnig ist. Manchmal ist das vermutlich auch so. Doch in Wahrheit ist die Person sehr oft einfach nur nervös, nicht optimal auf die Frage vorbereitet und in exakt dem Moment überfordert. Daraus entstehen dann Antworten, die keinen Sinn ergeben.

Ähnlich geht's den meisten Leuten, die frisch von der Uni oder FH kommen, wenn es um die Frage nach dem Gehalt geht. Sehr oft weiß man nicht, wie man antworten soll, ist nervös und nach einem anstrengenden Bewerbungsprozess vielleicht sogar etwas überfordert. Selbst wenn man all das nicht ist und relativ cool das Bewerbungsgespräch meistert, ist es schwierig, die perfekte Antwort auf die Frage Welches Gehalt haben Sie sich denn vorgestellt? zu geben.

Was bedeutet überhaupt „perfekte Antwort”? #

Eine geniale Antwort auf die Gehaltsfrage muss, unter anderem, folgende drei Dinge garantieren:

  • Du nimmst dich NICHT selbst aus dem Rennen, indem du dich aufgrund einer zu hohen oder zu niedrigen Forderung lächerlich machst.
  • Deine Antwort beeindruckt deine Gesprächspartner.
  • Wenn du den Job bekommst, dann erhältst du von Beginn an ein faires und gutes Gehalt.

Ganz schön viel verlangt für eine Antwort, oder? Nachdem du diesen Artikel gelesen hast, wird deine Antwort aber genau das machen. Außerdem verrate ich dir etwas, über das selten gesprochen wird: Wann entscheidet sich wirklich, wie viel du bekommst? (Spoiler: Es ist nicht bei der Frage nach dem Gehalt!) Bevor wir über das und die exakte Wortwahl sprechen, um fair entlohnt zu werden, müssen wir aber einen entscheidenden Punkt klären:

Wie viel solltest du eigentlich beim Einstieg verdienen? #

Es ist praktisch unmöglich, eine gute Antwort auf die Gehaltsfrage zu geben, wenn du nicht weißt, was du verdienen solltest. Das ist in etwa so, wie wenn du einen Vortrag über Gehirn-OPs halten musst, aber keine Mediziner*in bist. Das wird vermutlich eher schwierig.

Wie findest du jetzt also heraus, wie viel du bekommen solltest?

Eine Möglichkeit ist, als ersten Schritt den karriere.at Gehaltsrechner heranzuziehen. Dort gibst du deine Daten ein und schaust, was rauskommt. Wenn du noch keinen Job hast und somit kein bestehendes Gehalt eingeben kannst, dann gib einfach einen Richtwert ein.

Du solltest auch ein bisschen mit den Branchen spielen. Im Einzelhandel wirst du als Controller zum Beispiel ein Ergebnis um die € 2.600 bekommen. Wenn die Branche in Richtung IT/Maschinenbau geht, dann wird das Ergebnis bei über € 3.000 liegen. Für dich soll das Ganze einfach mal als grobe Basis dienen.

Was kannst du machen, um dein Ergebnis zu verfeinern?

Du musst unbedingt mit anderen Leuten sprechen.

Zwei gute Möglichkeiten sind:

  • Studienkolleg*innen, Freunde & Bekannte, die schon im Job sind: Vermutlich kennst du Leute, die mit dir studiert haben und schon im ersten Job eingestiegen sind. Oder die kennen wiederum Leute, die schon im Job sind. Mit denen solltest du auch übers Gehalt sprechen. Natürlich nur, wenn sie im gleichen Bereich tätig sind, in dem du jetzt auch suchst. Kleiner Tipp: Frag nicht direkt nach IHREM Gehalt. Das ist bei uns in Österreich noch immer ein Tabu-Thema. Stell deine Frage so: Bei meiner Recherche bin ich ca. auf den Wert gekommen, was ist denn deiner Meinung nach in dem Bereich üblich? Stimmt das ungefähr? Sollte es mehr oder weniger sein? Wie schätzt du das ein?
  • Karrieremessen: Sprich mit so vielen Firmen wie möglich. Auch hier gilt wieder: Sprich nur mit Unternehmen, die auch wirklich in deinem Bereich Leute suchen und einstellen. Du suchst ja auch nicht nach einem Rezept für einen Schweinsbraten, wenn du eigentlich ein Gemüsecurry für deine vegetarischen Freunde machen willst. Die Gehälter für Rechtsanwaltsanwärter bringen dir nichts, wenn du ins Marketing willst. Während des Gesprächs kannst du hier dann ebenfalls nach den typischen Einstiegs-Gehältern fragen. Besonders spannend an Karrieremessen ist, dass du die Unterhaltung 10 x, 20 x oder 30 x führen kannst (natürlich mit unterschiedlichen Unternehmen). Und das an einem Tag! Du erhältst also in relativ kurzer Zeit ein Gefühl dafür, wo die Unternehmen die Gehaltsrange sehen. Vermutlich verraten dir nicht alle Personaler sofort die höchste Range bzw. Schmerzgrenze des Unternehmens. Du kannst also noch ein bisschen was draufschlagen.

Jetzt haben wir mal eine Basis für unseren Gehaltswunsch.

Als kleine Hilfestellung bekommst du von mir noch ein paar übliche Einstiegsranges frisch nach dem Studium. Starten wir mit ein paar typischen Einstiegsgehältern im wirtschaftlichen Bereich (Anmerkung: Es handelt sich um Monatsbruttogehälter):

  • Einkauf: € 2.500–2.800
  • Marketing & Personal: € 2.400–2.700
  • Steuerberatung & Co.: € 2.300–2.600
  • Wirtschaftsinformatik: € 2.800–3.100

Es gibt natürlich Ausreißer nach unten und nach oben. Wenn du als Regionalverkaufsleiter*in bei einem der großen Lebensmitteldiskonter startest, dann ist das ein Ausreißer nach oben (Einstiegsgehalt so ca. um die € 4.800 ). Natürlich spielt auch die Größe des Unternehmens eine Rolle. Du solltest diese Ranges also nicht als „in Stein gemeißelt“ ansehen.

Wie siehts mit den „Techniker*innen“ und ihren Einstiegsgehältern aus?

Informatiker*innen oder Wirtschaftsinformatiker*innen landen irgendwo bei € 3.100 bis 3.400 . Wenn du Wirtschaftsinformatiker*in bist, aber zum Großteil Softwareentwicklung machst, dann landest du bei derselben Range. Als Bindeglied zwischen Entwicklern und reinen Wirtschaftlern wirst du grob bei € 3.000 landen.

Mathematiker*innen bewegen sich auch irgendwo bei € 3.100 bis 3.400 . Etwas mehr bekommen im Durchschnitt die Mechatroniker, Maschinenbauer und Automatisierungstechniker (€ 3.200 bis 3.500 ). Als Naturwissenschaftler*innen (Chemie oder Physik) landest du sehr oft irgendwo bei € 3.000 bis 3.300 . Mit Doktorat etwas höher.

Und wie schauts jetzt mit den Rechtswissenschaftlern aus?

Als Konzipient*in wirst du irgendwo zwischen € 2.000 bis 3.000 landen. Ja, die Range ist wirklich so breit und hängt stark vom Bundesland und Ort ab. Je „ländlicher“ desto eher wird es weniger. In Wien wird es tendenziell höher sein. In OÖ ist nach wie vor um die € 2.300 üblich. Wenn es dich nicht in die Anwaltsrichtung verschlägt, sondern in Richtung Rechtsabteilung in der Wirtschaft, dann sind € 2.400 bis 2.700 üblich.

Aber lass mich nochmals darauf hinweisen: Es gibt Ausreißer nach unten und nach oben! Genau deshalb sollten wir auch gleich folgende Frage klären …

Florian maerzendorfer

Florian Märzendorfer, CEO von fip-s.at

Warum ist es wichtig, bereits beim allerersten Job dein Gehalt „zu verhandeln”? #

Wir bei FiP.S haben in den letzten Jahren tausenden Studierenden in unseren Seminaren, Vorträgen und Online-Kursen bei ihrer Karriere geholfen. Eine Sache haben wir immer wieder gehört:

Das Gehalt verhandle ich, wenn ich mal ein bis zwei Jahre im Job bin. Direkt zum Einstieg geht das noch nicht …

Nein. Nein. NEIN.

Wieso solltest du zwei Jahre warten, um fair entlohnt zu werden?

Mit einer Top-Bewerbung und einem genialen Vorstellungsgespräch hast du bereits gezeigt, was du wert bist und solltest von Anfang an FAIR und GUT bezahlt werden. Nicht erst in ein, zwei Jahren. Falls dir das als Grund nicht ausreicht, dann musst du dir Folgendes überlegen:

Die nächste Gehaltsanpassung im Unternehmen basiert auf deinem ursprünglich vereinbarten Gehalt.

Wenn du mit € 2.400 startest, dann wird es schwieriger, den Sprung mit einer einzelnen Gehaltserhöhung auf € 3.000 zu schaffen, als wenn du mit € 2.600 startest (die Zahlen habe ich übrigens willkürlich gewählt; du kannst hier einsetzen, was du willst). Das ist wie die Fußballmannschaft, die nach 10 Minuten 2:0 hinten ist, weil sie es erst mal ruhig angehen wollten. Klar können sie noch gewinnen, aber es wird um einiges schwieriger. Den Startnachteil beim Gehalt nimmst du dir möglicherweise auch ganz schön lange mit… Wir sind uns also einig, dass du vom Start weg fair entlohnt werden solltest, oder? Dann stellt sich an diesem Punkt zwangsläufig die Frage…

Wie antwortest du jetzt konkret auf die Frage nach dem Gehalt? #

Du sitzt also im Vorstellungsgespräch und bekommst die Frage: Was haben Sie sich denn vorgestellt, bei uns zu verdienen? Wenn du dich richtig vorbereitet hast, dann solltest du dich auf diese Frage schon freuen. Sehen wir uns eine Beispielantwort an:

Ich habe zu dem Thema sehr viel recherchiert, einerseits online, andererseits habe ich mit vielen Personalverantwortlichen über die üblichen Einstiegsranges für eine Position wie diese gesprochen. Und natürlich habe ich mit einigen ehemaligen Studienkolleg*innen gesprochen, die bereits in ähnlichen Positionen im Job sind. Ich habe mir deshalb eine Einstiegs-Range von € 3.000 bis 3.300 vorgestellt. Aufgrund meiner Kenntnisse und Erfahrungen sehe ich mich im oberen Bereich dieser Range.

Was bezwecken wir mit dieser Antwort?

  • Zuerst zeigen wir der Personaler*in bzw. Geschäftsführung, dass wir unsere Zahlen nicht aus der Luft greifen, sondern eine fundierte Basis dafür haben (Personaler*in, Online-Recherche & Studienkolleg*innen).
  • Dann betten wir alles in einem Rahmen ein, damit Verhandlungspotenzial besteht. Somit muss niemand sein Gesicht verlieren, wenn es dann z. B. € 3.150 anstatt der 3.300 werden.
  • Doch eine Range zu nennen, birgt meistens die Gefahr, dann exakt die untere Grenze, in dem Beispiel von oben also € 3.000, angeboten zu bekommen.
  • Diese Gefahr eliminieren wir, indem wir darauf hinweisen, dass wir uns aufgrund unserer Kenntnisse und Erfahrungen (über die wir im bisherigen Gespräch auch schon gesprochen haben) im oberen Bereich der Range sehen.

Im Moment stellst du dir möglicherweise noch eine Frage …

Aber ich hab mal gehört, dass ich selbst nie eine Zahl sagen darf, sondern zuerst immer das Unternehmen dazu bringen soll etwas zu sagen … Was stimmt jetzt? – Beides.

Wieso stimmt beides?

Du kannst natürlich versuchen, dass DU zum Thema Gehalt nicht als Erste*r etwas sagst. Für die meisten ist das nach einem anstrengenden Bewerbungsprozess und langen Vorstellungsgesprächen (in denen man sich vielleicht zum ersten Mal im Leben befindet) aber einfach nur eins: STRESS PUR.

Trotz des Versuchs, keine Zahl zu nennen, wird man dann häufig von den Personalern dazu „überredet” (um es höflich auszudrücken) DOCH zuerst eine Zahl zu nennen.

Frisch nach der Uni oder FH ist deine Verhandlungsrange auch nicht so groß, wie wenn du den Job wechselst oder eben schon länger im Job bist. Deshalb kannst du zum Start deiner Karriere SELBST eine Zahl nennen. Speziell wenn du top vorbereitet bist. Du weißt ja genau, was du bekommen solltest. Und ja: Diese Vorgehensweise ändert sich schlagartig mit dem ersten Jobwechsel - dort solltest du (wenn möglich) NIEMALS zuerst dein Gehalt nennen (mehr dazu erfährst du im nächsten Artikel unserer Serie). Deshalb stimmt beides.

Eine „Wahrheit“, die dir sonst selten jemand erzählt, musst du noch erfahren:

Wann entscheidet sich wirklich, wie viel Gehalt du bekommst? #

Du fragst dich vielleicht gerade: Ähm … haben wir nicht genau das den gesamten Artikel lang besprochen?

Nein. Wir haben die letzten 20 Prozent besprochen. Wir haben besprochen, wie wir richtig auf die Frage nach dem Gehalt antworten. Wie groß deine Verhandlungsrange wirklich ist und ob du eher am oberen oder unteren Ende landen wirst, entscheidet sich schon vorher. Denk an eine Skifahrer*in, der gerade ins Rennen gestartet ist. Wie wahrscheinlich es ist, dass er heute gewinnt, hat sich schon lange vor dem Start entschieden. Das monatelange Training, der richtige Ski, die perfekte Abstimmung und und und. Das sind die 80 Prozent Arbeit, die er vorher leistet.

Was sind jetzt die 80 Prozent, die entscheiden, ob du dein Wunschgehalt bekommst? #

Die 80 Prozent sind alles, was du bisher im Bewerbungsprozess gemacht hast. Vom ersten Kontakt mit dem Unternehmen über deine Bewerbungsunterlagen bis hin zu deinen Antworten in den vorangegangenen Vorstellungsgesprächen. Wenn das Unternehmen schon gar nicht mehr darauf warten kann, dass es dich endlich einstellen darf, dann hast du alles richtig gemacht. Du wirst wenig Probleme haben, dein Wunschgehalt zu bekommen. Je mehr du alle Personalist*innen und zukünftigen Vorgesetzten überzeugt hast, desto eher wollen sie dich einstellen.

Wie ein Kind zu Weihnachten schon gar nicht mehr auf die Geschenke warten kann, sollten sie schon gar nicht mehr darauf warten können, DICH im Team zu haben. Du bist das Geschenk. Der Preis (dein Gehalt) dafür ist dann nur mehr eine Kleinigkeit.

Du hast noch offene Fragen rund um das Thema Gehalt? #

Im folgenden Sammelartikel findest unterschiedliche Aspekte rund um die Gehaltsverhandlung:

  • im Bewerbungsprozess
  • im Beruf: Tipps zur Vorbereitung, Recherche und Verhandlungstaktik, Gründe und Totschlagargumente
  • Gehaltsguide zum Download
  • zusätzliches: die Psychologie hinter Gehaltsverhandlungen sowie alles rund um Gehalt & Inflation

Alle Infos für die erfolgreiche Gehaltsverhandlung

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Hier findest du eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Aspekte von Gehaltsverhandlungen mit Links zu spezifischen Artikeln zu Verhandlungstipps, Gehaltsvergleichen und vieles mehr.

Über den Autor:

Florian Märzendorfer ist Founder & CEO bei fip-s.at und berät Akademiker beim Berufseinstieg und bei der Finanzplanung. Sein Hobby hat Florian quasi zum Beruf gemacht und er gibt sein Wissen über Gehalt, Versicherungen und Vorsorge auch als Blogger weiter.

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