karriere.at Insights: Die Rolle von Führungskräften in agilen Teams
Die Führungsrolle in agilen, crossfunktionalen Teams ist anders als in klassisch organisierten Strukturen: Dienen statt befehlen lautet die Devise. Wie wir bei karriere.at Führung verstehen und mit welchen Herausforderungen Führungskräfte konfrontiert sind, erzählen vier Head-ofs im Interview:
- Paulina Hornbachner, Head of Product Development
- Anita Eglauer, Head of Design
- Manuel Timelthaler, Head of Frontend Development
- Johannes Pichler, Head of Backend Development
Die Aufgabe von Führungskräften in agilen Teams #
Im ersten Teil haben wir schon kurz die Rolle von Führungskräften in crossfunktionalen Teams besprochen. Was sind eure Aufgaben? Manuel: Wir sind in dieser Art von Organisation nicht die klassischen „Anschaffer“. Wir sind die, die das Team und unsere Leute dazu befähigen sollen, Unternehmensziele zu erreichen. Aber es ist nicht so, dass wir sagen: Wir wissen, was zu tun ist und ihr tut das jetzt. Nein, unsere Unternehmensziele erarbeiten wir mit den Mitarbeiter*innen gemeinsam in einem mehrstufigen Prozess und wir tragen dafür Sorge, dass sie auch die nötigen Fähigkeiten haben, um diese Ziele erreichen zu können. Das ist wirklich eine Dienstleistung am Team. Natürlich fallen auch Administrationsaufgaben in unseren Bereich.„Wir sind nicht die klassischen 'Anschaffer'“
„Wo geht die Reise hin, welche Fähigkeiten brauchen wir dafür? Das sehe ich in unserer Verantwortung.“
Agiles Führen ist Führen aus der Vogelperspektive #
Provokanter gefragt: Brauchen euch eure Mitarbeiter*innen im Arbeitsalltag überhaupt noch?Paulina: In den konkreten Projekten arbeiten sie sehr selbstständig, wie wir schon im ersten Teil besprochen haben. Aber für den Überblick über den gesamten Fachbereich sind wir Head-ofs verantwortlich, wie Anita und Manuel gerade erklärt haben. Aus meinem oder Anitas Bereich sitzt jeweils nur eine Person in den crossfunktionalen Teams, das heißt, es arbeiten so gut wie nie zwei Designer oder zwei Product Owner miteinander an einem Projekt. Es liegt an uns Head-ofs dennoch einen fachlichen Austausch untereinander sicherzustellen. Das bedeutet, dass in allen Meetings und allen Terminen, die wir als Fachbereich miteinander haben, immer genug Zeit und Raum da sein muss, damit sie sich untereinander austauschen können. Mir ist es wichtig, den Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb derselben Rolle zu fördern.„Es liegt an uns Head-ofs, den fachlichen Austausch untereinander sicherzustellen.“
„Ein wesentlicher Bestandteil unserer Aufgabe ist, die Transparenz im Unternehmen zu fördern.“
Agiles Führen braucht stetige Weiterbildung #
Habt ihr Führungsgrundsätze, nach denen ihr leitet? Oder stimmt ihr situativ ab, wie reagiert werden soll?Johannes: Ja, wir haben unternehmensweite Führungsgrundsätze. In heiklen Situationen gibts dann meistens schon Vorerfahrung aus ähnlichen Vorfällen oder wir stimmen uns ad hoc ab. Das funktioniert sehr gut. Und wenn Situationen vermehrt auftreten, dann versuchen wir ein Ruleset zu definieren.„Wenn Situationen vermehrt auftreten, versuchen wir ein Ruleset zu definieren.“
Herausforderung Kommunikation: die Challenge crossfunktionaler Teams #
Was sind denn besonders herausfordernde Situationen in eurem Arbeitsalltag?Paulina: Für mich ist es immer sehr herausfordernd, abzuschätzen, welche Auswirkungen eine Vereinbarung, die man mit einem*r eigenen Mitarbeiter*in trifft, auf das gesamte Entwicklungsteam hat. Darum stimmen wir uns sehr häufig untereinander ab, um nichts zu verschlechtern oder zu blockieren.„Manche Probleme können wir nur gemeinsam als Firma lösen.“
„Es ist herausfordernd, schneller als die stille Post zu sein.“
Manuel: Ja, das ist auch etwas sehr herausforderndes: Wir haben ja den ganzen Tag über sehr viele Besprechungen und Termine. Das führt teilweise dazu, dass ein Thema schon die Runde macht, bevor wir davon erfahren haben. Also schneller als die stille Post zu sein und falsche Gerüchte nicht erst aufkommen zu lassen, das ist eine große Herausforderung.
Das ist vielleicht der Nachteil von supervernetzten, agilen, interdiszipinären Teams … Die sind zu schnell für euch!
Manuel: Ja, teilweise. Es ist aber unsere Aufgabe, Informationen zu liefern, Erklärungen zu geben oder Dinge klarzustellen. Es ist schon faszinierend, welche Luftschlösser gebaut werden können, während man in Meetings ist. Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt, warum es doch noch Führungskräfte braucht: Um Kommunikationsprobleme aufzulösen und die richtigen Infos an die richtigen Personen zu vermitteln, damit keine Verwirrung entsteht.
Bildnachweis: shutterstock/fizkes; karriere.at
Redaktion
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