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Weniger pension fuer frauen

Gender Pension Gap: Warum Frauen halb so viel Pension bekommen wie Männer

Gehalt Erstellt am: 13. Oktober 2021 7 Min.

Der Gender Pension Gap beträgt in Österreich 38 Prozent (Stand: 2022). So viel weniger Pension bekommen Frauen im Vergleich zu Männern. Warum das so ist und was man – beziehungsweise Frau – dagegen tun kann, erklärt Vorsorge-Experte Otto Lauer im Interview.

Mit der Pension beschäftigen wir uns meist erst dann, wenn sie in greifbare Nähe rückt. Viel zu spät, meint Otto Lauer, Leiter der Kundenkommunikation bei der VBV-Pensionskasse. Vor allem Frauen sollten sich frühzeitig damit auseinandersetzen, mit wie viel Geld sie im Alter auskommen müssen. Denn das ist statistisch betrachtet - wie schon im Berufsleben - deutlich weniger als bei Männern. Wir haben mit Otto Lauer über die Gründe dafür gesprochen und erfahren, was Frauen, Männer und auch Arbeitgeber tun können, um die Pensionslücke zu verringern.

Gender Pension Gap: 38 Prozent weniger Pension für Frauen #

Was versteht man unter Gender Pension Gap?

Otto Lauer: Der Gender Pension Gap gibt den Unterschied in der Pensionshöhe von Frauen und Männern an. Auf diesen Unterschied macht jährlich der Equal Pension Day aufmerksam, der 2022 am 3. August war. Ab diesem Tag müssen Frauen bis Jahresende im Vergleich zu Männern – statistisch gesehen – ohne Pension auskommen.

Von welchem Betrag sprechen wir in Österreich und wie wird er berechnet?

Otto Lauer: Für Österreich betrug hier die monatliche Durchschnittspension von Männern gerundet € 2.103 und von Frauen € 1.239. Die Differenz beträgt gerundet € 864 monatlich. Der Equal Pension Day wird auf Basis der durchschnittlichen Alterspensionen (inkl. Invaliditätspensionen ab dem 60./65. Lebensjahr) berechnet und es ergibt sich 2022 eine Differenz von 41,06 Prozent, die Frauen weniger erhalten. Die Berechnung wird von der MA23 Wirtschaft, Arbeit und Statistik auf Initiative des Frauenservice Wien (MA57) hin erstellt.

„Die Differenz der monatlichen Durchschnittspension beträgt gerundet € 864 zwischen Männern und Frauen.“

Otto Lauer · Leiter Kundenkommunikation, VBV
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Warum Frauen weniger Pension bekommen #

Aus welchen Gründen bekommen Frauen weniger Pension?

Otto Lauer: Frauen arbeiten öfter in Niedriglohnbranchen und in Teilzeit. Außerdem bleiben nach der Geburt eines Kindes mehrheitlich Frauen zu Hause, und diese sind es auch, die meist Angehörige pflegen. Somit haben Frauen mehr und längere Jobunterbrechungen als Männer. Männer hingegen arbeiten meist ohne Unterbrechung Vollzeit. Dadurch haben Frauen nicht nur niedrigere Erwerbseinkommen, sondern in weiterer Folge auch niedrigere (teils armutsgefährdende) Alterspensionen. Denn je länger Erwerbsunterbrechungen oder Teilzeitbeschäftigung dauern, desto niedriger wird die Pension.

Ab 2028 wird sich die Situation noch einmal deutlich verschärfen. Dann werden die Pensionen nämlich auf Basis des gesamten Arbeitslebens (40 Jahre) berechnet. Die Zeiten, in denen lediglich die letzten – und damit in der Regel bestbezahlten – Jahre der Berufstätigkeit als Pensionsgrundlage herangezogen wurden, sind lange vorbei. Im Jahr 2021, beträgt der Durchrechnungszeitraum 33 Jahre Berufstätigkeit und steigt jährlich um ein Jahr, bis 2028 die 40 Jahre Durchrechnungszeitraum erreicht werden.

„Der längere Durchrechnungszeitraum verringert die staatliche Pensionshöhe ab 2028 drastisch.“

Auch Jahre ohne oder mit sehr niedrigem Einkommen bzw. Teilzeitbeschäftigung fallen dann in die Durchrechnung und verringern die staatliche Pensionshöhe drastisch. Frauen sind aufgrund der oben angeführten Gründe besonders betroffen. Die vorhandenen strukturellen Ungleichheiten haben also in Zukunft auch im Pensionssystem immer stärkere Auswirkungen.

Wie viel Pension werde ich bekommen? #

Sind alle Frauen betroffen? Wie findet man als Frau heraus, ob man betroffen sein wird und mit welchen Einbußen man rechnen können wird?

Otto Lauer: Das hängt von der jeweiligen Erwerbsbiographie ab und von Parametern wie beispielsweise Gehalt, Pensionsantrittsalter, Karenzzeiten, etc.

Nicht nur Frauen, auch Männer sollten sich möglichst früh Gedanken über die finanzielle Situation und ihre Versorgung im Alter machen. Dadurch bekommt man schon in jungen Jahren einen guten Überblick und kann gegebenenfalls rechtzeitig reagieren und zusätzlich vorsorgen.

Online gibt es zum Beispiel eine Vielzahl an Pensionsrechnern, mit denen man etwa einen groben Überblick bzw. eine Prognose der Pensionshöhe errechnen kann.

Wir empfehlen 3 Schritte: #

Schritt 1: Unterlagen und Dokumente sammeln

  • Aktueller Stand des Pensionskontos
  • Jährliche Information zur Abfertigung NEU (sofern Sie ab 2003 einen neuen Job begonnen haben)
  • Jährliche Information über Ihre betriebliche Zusatzpension (falls Ihr Arbeitgeber eine betriebliche Pensionsvorsorge abgeschlossen hat)
  • Private Versicherungsprodukte o. Ä.

Schritt 2: Berechnen Sie Ihre voraussichtliche Pensionshöhe

  • Pensionskontorechner
  • Online-Pensionsrechner
  • Vorsorgerechner

Schritt 3: Ergebnisse analysieren

  • Analysieren Sie Ihre Pensionsprognose
  • Führen Sie in regelmäßigen Abständen neue Berechnungen durch

Details dazu haben wir auf der Website der VBV-Pensionskasse AG zusammengefasst.

Pensionssplitting und Co.: Maßnahmen gegen den Gender Pay Gap #

Die sinnvollste Maßnahme wären natürlich gleiche Einkommen für Männer und Frauen – das liegt aber leider nicht in unserer Hand. Was können wir aktiv tun, um die Pensionslücke zu schließen?

Otto Lauer: Als Frau sollte man auch an die eigene Pension denken. Bei einer Scheidungsrate von fast 50 Prozent ist es mehr als riskant, sich ausschließlich auf die höhere Pension des Mannes zu verlassen. Frauen sollten also möglichst selbst auf die eigene berufliche Karriere schauen und Unternehmen mit einer Firmenpension wählen. Bleibt man als Frau zum Beispiel aufgrund der Kinderbetreuung doch länger zu Hause, gibt es die Möglichkeit des freiwilligen Pensions-Splittings. Das bedeutet, dass die Frau einen Teil der staatlichen Pension des Mannes gutgeschrieben bekommt. Darum muss man sich allerdings aktiv kümmern.

Mit Firmenpensionen können also auch Arbeitgeber*innen dazu beitragen?

Otto Lauer: Unternehmen sollten betriebliche Altersvorsorge als Fürsorgepflicht der Arbeitgeber*innen ansehen und für ihre Mitarbeiter*innen ein Firmenpensionsmodell umsetzen. Sie positionieren sich so als soziale Arbeitgeber*innen, die an die Mitarbeitenden auch über das Erwerbsleben hinaus denken. Eine Firmenpension ist ein Wettbewerbsvorteil, um die besten Mitarbeiter*innen zu finden und sie ans Unternehmen zu binden. Größere Unternehmen nutzen das bereits sehr erfolgreich. Für Unternehmen würde sich daraus auch ein Steuervorteil ergeben, da Pensionskassenbeiträge Betriebsausgaben, frei von Lohnnebenkosten und damit für das Unternehmen günstiger als Gehaltsbestandteile sind.

Die Mitarbeiter*innen bekommen dadurch eine spätere, lebenslange Zusatzpension, die die Pensionslücke verringert und den Lebensstandard im Alter sichert.

Ist die Firmenpension dasselbe wie die betriebliche Mitarbeitervorsorge?

Otto Lauer: Nein, das wird häufig verwechselt. Die betriebliche Mitarbeiter*innenvorsorge ist die Abfertigung Neu und gilt für Dienstverhältnisse, die nach dem 1.1.2003 eingegangen wurden. Unternehmen müssen hier 1,53 Prozent des Bruttoeinkommens der Mitarbeiter*in in eine Vorsorgekasse einzahlen. Diesen Betrag kann man sich vorzeitig auszahlen lassen, es ist also keine echte Pensionsvorsorge. Betriebe mit einer Firmenpension zahlen freiwillig einen gewissen Betrag in das Pensionskonto ihrer Mitarbeiter*innen ein.

Starke Einschnitte bei staatlichen Pensionen sind realistisch #

Wie denken Sie, werden sich Pensionen insgesamt in den nächsten Jahrzehnten verändern? Werden junge Berufstätige von heute überhaupt noch eine bekommen?

Otto Lauer: Durch den demografischen Wandel und coronabedingte Staatsschulden wird die Finanzierbarkeit des staatlichen Pensionssystems in Zukunft sicher nicht einfacher werden. Die Einschnitte bei der staatlichen Pensionshöhe werden durch die vergangenen Pensionsreformen in den nächsten Jahren deutlich spürbar. Junge Berufstätige werden später eine Pension bekommen, allerdings wird sie nicht ausreichen, um den Lebensstandard halten zu können.

„Junge Berufstätige werden später zwar eine Pension bekommen – allerdings zu wenig, um den Lebensstandard halten zu können.“

Dafür braucht es betriebliche Altersvorsorge und Zusatzpensionen. Firmenpensionen gelten in vielen Unternehmen deshalb schon lange als wichtigste und zukunftsorientierte Sozialleistung. Damit ermöglichen Unternehmen ihren Mitarbeiter*innen eine spätere Zusatzpension durch eine Pensionskasse und damit eine verbesserte finanzielle Situation im Alter.

Neben diesem sozialen Aspekt wird es für Unternehmen aber immer wichtiger, junge und gut qualifizierte Mitarbeiter*innen zu finden und langfristig zu binden. Ein betriebliches Pensionsmodell ist hierfür ein wichtiger Baustein, um sich als attraktives und modernes Unternehmen zu positionieren und sich so einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Über die Person #

Otto Lauer ist Leiter der Kundenkommunikation in der VBV-Pensionskasse. Die VBV-Pensionskasse ist Marktführerin bei Firmenpensionen und verwaltet diese für rund 5.000 Arbeitgeber mit etwa 330.000 Berechtigten.


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