Geschenke am Arbeitsplatz: Etikette, Anlässe und Wertschätzung
Jubiläum, Geburtstag, Weihnachten, Abschied: Anlässe für Geschenke im Büro gibt es viele. Je nach Perspektive - sei aus Sicht des Arbeitgebers, Führungskräften oder unter Kolleg*innen - gibt es unterschiedliche Zugänge und Fragestellungen, was passende Geschenke sein könnten. In der Regel gilt je individueller das Geschenk, desto positiver ist die Wirkung. Psychologin Christa Schirl erklärt den Wert von Präsenten und warum man beim Schenken nicht auf die Chef*in vergessen sollte.
Im hektischen Arbeitsalltag spielen zwischenmenschliche Beziehungen und der Ausdruck von Wertschätzung eine wichtige Rolle. In diesem Kontext gewinnen Geschenke am Arbeitsplatz eine besondere Bedeutung. Ein passendes Geschenk drückt nicht Anerkennung aus, es kann auch zu einer positiven Unternehmenskultur beitragen. Doch was sind passende Geschenke an Mitarbeiter*innen bzw. unter Kolleg*innen?
Was wollen Arbeitnehmende? #
Welche Geschenke Arbeitnehmer*innen Freude machen, wurde im Rahmen einer Online-Umfrage von karriere.at gefragt:
- Gutscheine und Geld stehen bei jeder*jedem zweiten hoch im Kurs.
- Einen zusätzlichen Urlaubstag würde jede*r vierte Befragte gerne unter dem Baum finden.
- Die wertvollsten Geschenke sind nicht unbedingt die teuersten: 19 Prozent der Befragten gaben an, sich bereits über Kleinigkeiten zu freuen.
„Grundsätzlich ist Schenken eine Möglichkeit Bindung zu schaffen. Deswegen haben kluge Verkäufer*innen auch ein Geschenk dabei, das schafft Kundenbindung. Alles, was wir geschenkt bekommen, erwärmt unser Herz. Insofern ist die Geste des Schenkens schon sehr wertvoll. Besonders dann, wenn man mit einem Geschenk gar nicht rechnet. Aber selbstverständlich kommt es auch darauf an, was man schenkt. Ein Kugelschreiber wird vermutlich kein großes ‚Hurra!‘ auslösen“, weiß Psychologin Christa Schirl.
„Es kommt auch darauf an, was man schenkt. Ein Kugelschreiber wird vermutlich kein großes ‚Hurra!‘ auslösen.“
Bloß nicht ins Fettnäpfchen springen #
Eine Krawatte mit Firmenlogo für Herren, Halstücher für Damen – die Zeiten solcher Geschenke sind vorbei. Unternehmen können mit passenden Geschenken an Mitarbeiter*innen viel Freude bereiten – oder in ein großes Fettnäpfchen springen. Geschenke, auf denen groß das Firmenlogo prangt, wirken schnell wie Werbeartikel, die kurz vor Weihnachten aus dem Lager geholt werden um das Thema Mitarbeiter*innengeschenke schnell abzuhaken.
Leicht fällt die Wahl der Geschenke freilich nicht und je mehr Personen beschenkt werden sollen, desto schwieriger kann es werden. Für alle Mitarbeiter*innen soll es brauchbar und passend sein, dabei darf es nicht zu viel kosten. „Beim Schenken, egal ob zu Weihnachten oder an Jubiläen, ist es ganz wichtig etwas zu geben, das nicht jeder bekommt. Das geht natürlich nur bei kleineren Firmen, wo man sehr bewusst überlegt, was man schenkt. Es gibt Geschenke, die große Freude auslösen können und natürlich auch solche, mit denen man komplett daneben liegt. Bei großen Unternehmen empfehlen sich Dinge, mit denen jeder etwas anfangen kann, wie z.B. Einkaufsschecks“, so Schirl.
Es ist Weihnachten – wo bleibt mein Geschenk? #
Hinweis
Geschenke an die Belegschaft sind steuer- und beitragsfrei, vorausgesetzt sie können nicht in Bargeld abgelöst werden. Zusätzlich kann eine Teuerungsprämie ausbezahlt werden.
Problematisch kann es laut Schirl werden, wenn Geschenke zum selbstverständlichen Selbstläufer werden: „Der Wert des Geschenkes kippt, sobald die Mitarbeiter*in denkt, dass sie*er ein Anrecht auf ein Präsent hat. Damit wird es vom Geschenk zur Erwartung. Das kann auch mit Dingen wie kostenlosem Obst passieren, wenn dann Beschwerden kommen, weil es heute nur Marillen und keine Äpfel gibt.“ Vorsicht ist bei Geschenken hinsichtlich des Wertes angebracht. Die Annahme von Vergünstigungen, Geschenken oder Provisionen ist in manchen Unternehmen untersagt. Verstößt die Annahme des Geschenks gegen die Compliance Richtlinien des Arbeitgebers, kann das arbeitsrechtliche Folgen haben.
"Die Kunst des Schenkens muss transparent sein" #
Teure Geschenke können aber nicht nur rechtlich zum Problem werden, sondern auch moralisch. „Große Geschenke sind eher verpönt, kleine Aufmerksamkeiten sind unverfänglich“, weiß auch Rene Stuprich von Pralinamo. Der Oberösterreicher benötigte für seine Kunden selbst ein besonderes Geschenk und hat aus diesem Anlass heraus sein Unternehmen, das sich auf süße, personalisierte Geschenke spezialisiert hat, gegründet. Auch große Firmen mit mehreren hundert Arbeitnehmer*innen setzen laut Stuprich mittlerweile auf individuelle, kleine Präsente. Dass großzügige Geschenke problematisch werden können, bestätigt die Psychologin: „Wenn ich viele Mitarbeiter*innen habe und nur wenig ausgewählte Personen erhalten Geschenke, kommen Fragen aus wie: Warum bekommt sie*er das? Die Kunst des Schenkens muss daher transparent sein. Das macht z.B. erkenntlich, dass jeder, der 5, 10 oder 15 Jahre bei der Firma ist, ein bestimmtes Geschenk bekommt. Sonst kann die Übergabe eines Geschenkes an jemanden schnell einen negativen Beigeschmack bekommen.“
Argumente für und gegen Geschenke am Arbeitsplatz
#
Die Frage nach Geschenken am Arbeitsplatz nicht frei von kontroversen Überlegungen. Während viele die positiven Auswirkungen von Geschenken auf die Motivation und Teamdynamik betonen, gibt es auch valide Gegenargumente, die die potenziellen Herausforderungen hervorheben. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Argumente:
Pro | Contra |
Wertschätzung zeigen | Mögliche Ungleichheit |
Motivation steigern | Ablenkungen von Leistungen |
Teambeziehungen stärken | Finanzielle Belastung |
Belohnung und Anerkennung | Kulturelle Sensibilität |
Arbeitsklima verbessern | Ersatz für konstruktives Feedback |
Unternehmenskultur stärken | Druck und Verpflichtung |
Engagement unter Mitarbeitenden steigern | Mangelnde Individualität |
Möglichkeit Kreativität zu fördern |
„Auch Chef*innnen sind Menschen, die von einer Würdigung lange zehren können“ #
Nicht nur Arbeitnehmende freuen sich über Präsente, auch Führungskräfte kann man mit einem Packerl große Freude machen. „Geschenke für Vorgesetzte halte ich für sehr wichtig. Oft ist es so, dass die Führungskräfte vergessen werden. Aber auch Chef*innen sind Menschen, die von einer Würdigung lange zehren können. Ich rate Mitarbeiter*innen, nicht nur in die Rolle des Empfangenden zu gehen, sondern auch in die des Gebenden. Hier ist es am besten, wenn sich das Team zusammenschließt, und sich etwas überlegt. Auch hier geht es nicht um den materiellen Wert, sondern um die Geste“, erklärt Schirl. Mehr zu diesem Thema:
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