Anruf vom Headhunter: "Der häufigste Fehler ist Unentschlossenheit"
"Können Sie momentan frei sprechen?" So oder ähnlich klingt der erste Satz im Telefonat mit Headhuntern. So erfreulich das Interesse der Profis auf Bewerbersuche auch sein mag, sorgt der Anruf im ersten Moment meist für Nervosität. Was ist erlaubt, wie holt man elegant mehr Zeit für die Vorbereitung heraus und womit können Kandidaten beim Erstkontakt punkten? Executive Search Consultant Mladen Kasagic gibt Tipps für den Anruf vom Headhunter.
Woran erkennt man professionelle Headhunter beim Erstkontakt?
Kasagic: Der Executive Search Consultant – landläufig auch „Headhunter“ genannt – stellt sich in der Regel beim Erstkontakt vor. Durch einen Blick auf öffentlich einsehbare Informationen, wie zum Beispiel die Website des Search-Anbieters im Internet, kann man sich rasch ein Bild von der Reputation des Unternehmens und von der Professionalität des Gesprächspartners machen. Der Headhunter gibt der Kandidatin bzw. dem Kandidaten auch eine erste Information über den Gegenstand des Gespräches, also die Frage „Um welches Projekt bzw. welche Position geht es?“ Hierbei sollte man sich vergewissern, ob der Anruf auch wirklich einem selbst gilt oder ob es sich nicht um ein verdecktes Recherche-Telefonat handelt, bei dem beispielsweise heikle Marktinformationen oder Insiderwissen abgefragt werden.
Was würde ein seriöser Headhunter niemals tun?
Kasagic: Ein seriöser Headhunter würde niemals über den Gegenstand des Gespräches reden, ohne sich zu versichern, dass die angesprochene Person auch die Zeit und die Gelegenheit für ein vertrauliches Telefonat hat. Das alte Sprichwort „Time is Money“ gilt in diesem Fall nicht – vielmehr sollten beide Seiten in Ruhe und ohne Zeitdruck miteinander sprechen. Ein hektisches Gespräch „zwischen Tür und Angel“ wird bei einem seriösen Search-Anbieter nicht vorkommen.
Wie kommt ein Headhunter genau auf mich - wird mir das als Kandidat verraten?
Kasagic: Nein, ein Headhunter verrät dem Kandidaten in der Regel nicht, wie er auf sie bzw. ihn gekommen ist. Bestenfalls durch allgemeine Floskeln wie zum Beispiel „Das ist unser Job“ oder ähnliches.
„Jeder Kontakt mit dem Headhunter ist bereits Teil der Evaluierung eines Bewerbers.“
Der Anruf eines Headhunters kommt meist plötzlich. Wie können Bewerber mehr Zeit für die Vorbereitung gewinnen und gleichzeitig professionell wirken?
Kasagic: Man sollte sich auf jeden Fall die ersten wesentlichen Informationen anhören und Interesse signalisieren, falls die angesprochene Position attraktiv klingt. Um noch etwas mehr Zeit zu gewinnen, empfiehlt es sich zu sagen, dass die Zeit gerade knapp ist, aber dass man gerne einen Folgetermin, am besten persönlich, vereinbaren möchte. Telefontermine an Randzeiten oder Wochenenden sind normalerweise auch möglich. Wenn kein Interesse vorhanden ist, sollte man gleich dankend ablehnen und den Headhunter nicht hinhalten. Darüber hinaus sollte man sich auch bewusst sein, dass jeder Kontakt mit dem Headhunter – egal ob telefonisch oder persönlich – bereits Teil der Evaluierung ist!
5 Tipps für den Kontakt mit dem Headhunter #
Was sind die Dos und Don'ts beim Kontakt mit Headhuntern?
- Der Lebenslauf muss immer auf dem aktuellsten Stand sein.
- Der Bewerber sollte auch in der Lage sein, eine „Elevator Speech“, also einen kurzen und kompakten Überblick zur eigenen Karriere, und – bei Interesse – zur angesprochenen Position zu halten. Dabei sollte man die eigene Person im Konkurrenzumfeld anderer Bewerber eindeutig und vorteilhaft positionieren, ohne berufliche Erfolge übertrieben darzustellen.
- Termine mit Headhuntern sollten zuverlässig und pünktlich eingehalten werden. Wenn man seine Meinung ändert und kein Interesse mehr besteht, sollte man dies möglichst zeitnah kommunizieren.
- Weiters ist es wichtig, sorgfältig über die eigenen Wünsche an den neuen Arbeitgeber nachzudenken. Man sollte alle relevanten Fragen zum potenziellen Arbeitgeber klären und dabei stets selbstbewusst und authentisch bleiben.
- Speziell bei Fragen zur Remuneration sollte man gegenüber dem Headhunter und dem Klienten im Laufe der Gespräche immer gleiche Angaben machen.
Was sind die häufigsten Fehler, die Kandidaten beim Kontakt mit Headhuntern unterlaufen?
Kasagic: Erfahrungsgemäß ist einer der häufigsten Fehler die Unentschlossenheit der Kandidaten hinsichtlich der angesprochenen Position. Es kommt auch nicht sehr gut an, wenn die Unterlagen nicht aktuell sind. Von vielen Kandidaten wird darüber hinaus der Zeitbedarf für die Evaluierung und die Bewerberauswahl unterschätzt.
Womit können Bewerber beim Kontakt mit Headhuntern besonders punkten?
Kasagic: Besonders gut kommen Offenheit und Ehrlichkeit im Gespräch an sowie eine gute Vorbereitung auf die Termine und rasche Reaktionszeiten auf Anfragen.
Welche Fragen werden mich als Bewerber ziemlich sicher erwarten?
Kasagic: Die meisten Fragen betreffen den eigenen Lebenslauf: beispielsweise Fragen zu Erfolgen im bisherigen Berufsleben, den Lehren aus weniger erfolgreichen Episoden, den Gründen für vollzogene Berufswechsel, aber auch zur besonderen Eignung für die angesprochene Position. Weitere wichtige Themen, die normalerweise besprochen werden, sind das Remunerationspaket, der Zeitbedarf für den etwaigen Wechsel von der alten in die neue Position sowie die Bereitschaft zu reisen oder Sprachkenntnisse, falls diese erforderlich sind.
Zur Person #
Mladen Kasagic ist Managing Partner des Wiener Executive Search-Unternehmens TheXecutives, das auf die grenzübergreifende Suche nach Führungskräften spezialisiert ist. TheXecutives betreiben Büros in Wien, Bratislava, Belgrad, Moskau und Kiew und beraten im DACH- und im CEE-Raum international tätige Mittel- und Großunternehmen.
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