Von Alpha bis Omega: Wie sieht das ideale Team aus?
Um im Job glücklich zu sein, muss vieles stimmen. In Geld nicht messbar aber unbezahlbar ist hierbei das ideale Team. Aber wie sieht es aus? Auf die richtige Mischung kommt es an, weiß Organisationsberater und Outdoortrainer David Kupfer. Man braucht unter anderem Mitglieder, die die Alpha-Rolle übernehmen, sie aber auch wieder abgeben können.
"Ein Alpha braucht die Unterstützung vom Team" #
Jeder, der schon einmal mit anderen Menschen in einem Team zusammengearbeitet hat, weiß, dass dies meist nicht reibungslos funktioniert. Was zu einem gewissen Grad auch gut ist. Ein Projektteam mit einem Chef und lauter "Ja-Sagern" etwa, wird wohl selten die vielfältigsten Lösungen erarbeiten. Im Interview schildert Kupfer, worauf es wirklich ankommt:
Welche Rollen gibt es in einem Team?
David Kupfer: Was es immer gibt, ist jemand der versucht, ein Ziel zu erreichen. Jemand der ein Team anführt. Im Modell von Raoul Schindler ist das der Alpha, der die Initiative ergreift, Vorschläge bringt und alle ins Boot holt. Der Alpha kann nur dann ein Team anführen, wenn er Unterstützung vom Team erhält. Die bekommt er von zwei Positionen: Denjenigen, die vom Alpha abhängig sind. Das sind Gamma-Positionen. Sie sind etwa privat befreundet oder unterstützen den Alpha, weil er ihnen beruflich geholfen hat. Im Gegensatz dazu gibt es die Betas, die den Alpha unterstützen, weil sie seine Ideen gut finden. Hier geht es um die Sache an sich und nicht um die Person, von der sie kommt.
Omega als starker Gegenspieler #
Eine der kritischsten Positionen ist der Omega, er wird häufig als Gegenspieler von Alpha bezeichnet. Es gibt ihn in jedem Team und er ist derjenige, der sich kritisch äußert. Wenn zum Beispiel alle sagen: "Super Idee, das machen wir" fragt er: "Haben wir da wirklich an alles gedacht?" oder "Sollen wir wirklich schon starten?" Das wirkt auf die anderen im Team oft irritierend oder störend. Häufig entstehen negative Emotionen und leider werden allzuoft genau diese Positionen aus Teams entfernt und zwar unter der Annahme, dass das Team ohne den vermeintlichen "Bremser" schneller arbeiten kann. Das ist aber ein Trugschluss.
"Die Rollen im Team sind nichts Starres" #
Wenn ich das Omega rausnehme, wird einfach jemand anderes diese Position einnehmen. Ein gut funktionierendes Team zeichnet sich dadurch aus, dass die Alphas wissen, wer ihre Omegas sind und sie diese ins Boot holen. Dies passiert zum Beispiel aktiv durch Fragen wie: "Hast du eine Idee, was wir noch verbessern könnten?" Wichtig ist auch zu bedenken, dass die Rollen in einem Team nichts Starres sind, sondern es ganz darauf ankommt, was die Herausforderung ist. Wir merken das bei unseren Trainings, die sowohl im Seminarraum als auch bei Outdoor-Aktivitäten stattfinden, sehr deutlich. Alpha ist immer derjenige, der gerade die meiste Unterstützung vom Team erhält.
Grundtendenzen für eine bestimmte Rolle #
Kann man seine Rolle ändern?
David Kupfer: Ja, man kann sie definitv ändern. Ich muss aber ehrlich sagen, dass das meist ein sehr langer Prozess ist. Es braucht vor allem offenes Feedback im Team, man hat wenig davon, wenn oberflächlich Harmonie vorgetäuscht wird, unterschwellig aber die Konflikte weiterlaufen. Weiterentwickeln kann man sich dann, wenn Feedback als wertschätzende Rückmeldung wahrgenommen wird. Aber: Jeder Mensch hat Grundtendenzen in sich, eher in eine bestimmte Position hineinzugehen. Introvertierte Leute etwa werden mit Sicherheit seltener in eine Alpha-Position hineingehen.
So sieht das ideale Team aus #
Gibt es das ideale Team überhaupt?
David Kupfer: Das ideale Team ist jenes, in dem die Rollen so ausgeschöpft werden, dass jedes Mitglied das eigene Potenzial am besten ausschöpfen bzw. einbringen kann. Das ändert sich je nach Aufgabenstellung und ein gutes Team reagiert automatisch darauf und ermöglicht so optimale Ergebnisse.
Was gibt es hinsichtlich der Teamgröße zu beachten?
David Kupfer: Ab einer bestimmten Größe von zehn bis zwölf Personen kommt das Problem der erschwerten Kommunikation hinzu. Auswirkungen sind etwa, dass sich manche übergangen fühlen, das Wissen unterschiedlich verteilt ist und so Unmut entsteht.
Gibt es auch Situationen wo man sagen muss: "Mit euch beiden im Team funktioniert das nicht?"
David Kupfer: Ja, das haben wir auch schon erlebt. Meistens ist die Ursache für so eine Situation jedoch in der Vergangenheit zu suchen und hat mit einem aktuellen Projekt wenig zu tun. Wir arbeiten systemisch, blicken nach vorne, manchmal ist jedoch Vergangenheitsbewältigung nötig, um weiterarbeiten zu können. Mediation kann hierbei helfen. Denn erst wenn diese Situation geklärt ist, kann als Team miteinander gearbeitet werden.
Zur Person: David Kupfer #
David Kupfer arbeitet seit zwölf Jahren mit seinem Kollegen Stefan Sanzenbecker als Wildniszone.at in den Bereichen Beratung, Training und Coaching. Der Erlebnispädagoge hat zahlreiche Fort- und Weiterbildungen - unter anderem ein Masterstudium in Coaching und Organisationsentwicklung - abgeschlossen.
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