Raum für Innovation: Warum neue Ideen neue Orte brauchen
Neue Arbeitsweisen, neue Produkte, neue Geschäftsfelder … Wollen sich Unternehmen weiterentwickeln, darf Innovation kein Fremdwort sein. Aber wie generiert man neue Ideen? Sicher nicht in der altbewährten Umgebung, meint Unternehmensberater Patrick Rammerstorfer. Warum der Raum für Innovation so wichtig ist und wie er gestaltet sein muss, um Kreativität zu fördern, erzählt er im Blog.
Wie wichtig Weiterentwicklung ist, haben die meisten von uns im Lauf der vergangenen Jahre erlebt: Umstellung auf Homeoffice, neue Angebote oder berufliche Umorientierung: Neuland zu betreten, ist – in vielen Fällen – nichts Neues mehr für uns. Um den kreativen Spirit hochzuhalten und weiterhin fleißig neue Ideen zu entwickeln, werden in vielen Unternehmen derzeit Innovation Labs, Makers Spaces oder Think Tanks gegründet. Dass diese nur dann ihr volles Potenzial ausschöpfen können, wenn sie räumlich klug gestaltet sind, weiß Patrick Rammerstorfer, Mitgründer der Nova Zone in der Linzer Tabakfabrik. Hier spricht er mit uns über den Stellenwert des Raumes in Innovationsprozessen.
Positive Nebenwirkung: Die Pandemie treibt Innovation voran #
„Alle haben aktuell dasselbe Thema: Wie betrete ich jetzt, nach einer wirklich neuen Situation, die die Arbeitswelt vermutlich nachhaltig verändern wird, sinnvoll, wirksam und lustvoll Neuland?“, beginnt Rammerstorfer das Gespräch und erklärt damit zugleich die Idee hinter der Nova Zone. Denn ein positiver Effekt der Pandemie sei, dass Unternehmen mittlerweile viel offener dafür sind, neue Ideen auszuprobieren und „nicht mehr klassische Strategieentwicklung zu betreiben, in der man linear auf eine mögliche Zukunft hinarbeitet, sondern viel stärker in Szenarien zu denken, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein.“ Das bietet die nötigen Voraussetzungen für die Entwicklung neuer Ideen.
Neue Räume helfen, neue Ideen zu entwickeln #
Dazu sollen betriebsinterne Innovation Labs dienen, die es mittlerweile in vielen Firmen gibt, oder aber eigens angemietete Seminarräume. Doch die fördern das erwünschte Ergebnis nur selten, erzählt Rammerstorfer weiter: „Wir waren an unglaublich vielen verschiedenen Orten und haben selten das vorgefunden, was wir für unsere Workshops brauchen. Wenn man an klassische Seminarräume denkt, die sind meist sehr nüchtern und unflexibel – und es geht wahnsinnig viel ums Essen: Immer steht irgendwo etwas zu essen und man legt dort mehr Fokus darauf, dass alle gut versorgt sind, als darum, den Raum arbeitsdienlich zu verändern. Wir haben auch viele betriebsinterne Labs gesehen und in vielen kann man total produktiv sein, aber auch hier ist man oft in den Möglichkeiten eingeschränkt. Zudem bekommen betriebsinterne Räume schnell eine gewisse Aufladung und werden mit Erlebnissen oder Emotionen assoziiert.“ Damit das nicht passiert, sind neutrale Orte außerhalb des Betriebes besser für Innovation geeignet.
„Betriebsinterne Räume bekommen schnell eine gewisse emotionale Aufladung.“
Der Raum ist der dritte Berater in Innovationsprozessen #
Dieser muss aber richtig ausgestattet sein, betont er: „Wir sagen immer: Der Raum ist der dritte Berater. Die Grundregel für Innovationsworkshops lautet: Never facilitate alone. Du brauchst immer jemanden, der stark im Prozess drin ist und die Methoden erklärt, und einen zweiten, der die Gruppendynamik beobachtet und bei Bedarf interveniert. Der dritte Berater ist tatsächlich der Raum: Was ermöglicht er mir?“
Unterschiedliche Bereiche für unterschiedliche Tätigkeiten #
Wichtig ist, dass es unterschiedliche Bereiche gibt: Einen Platz für vertrauliche Gespräche, einen Ort, an dem alle zusammenkommen können, und Räume, an denen man kreativ arbeiten und Dinge herstellen kann. Dazu braucht es die nötige Ausstattung, erklärt Rammerstorfer: „Die Überlegung ist: An welchem Ort kann ich was am besten machen? Entsprechend muss der Raum konzipiert sein.“
„Die Überlegung ist: An welchem Ort kann ich was am besten machen? Entsprechend muss der Raum konzipiert sein.“
Hands on: Wie der Raum hilft, Ideen zu begreifen #
Remote funktionieren Innovationsprozesse nur bedingt, meint Rammerstorfer: „Wir haben im vergangenen Jahr gelernt, dass grundsätzlich alles funktioniert, wenn man will. Wir haben auch viele Workshops remote gehalten und dabei super Erfahrungen mit digitalen Whiteboards, mit Tools wie Miro oder Mural gemacht. Trotzdem fehlt dabei ein wesentliches Element, nämlich die Hirn-Hand-Verbindung.“
Auf einer Maus etwas zu klicken, oder am Screen etwas zu verschieben, ist dafür zu wenig. Vielmehr geht es darum, tatsächlich etwas mit der Hand zu gestalten. „Es ist schon ein Unterschied, ob ich etwas auf ein Post-it schreibe und das an eine Tafel klebe, oder ob ich auf der Tastatur etwas eingebe und das erscheint dann am Bildschirm.“ Noch deutlicher wird das beim Prototypisieren: „Wenn ich etwas mit Lego®-Steinen baue, oder mit verschiedenen Materialien etwas skizziere, um meine Idee für meine Kolleg*innen begreifbar zu machen, sind wir auf einem ganz anderen Level der Gehirnaktivität.“ Unternehmen müssten einschätzen lernen, für welche Vorhaben dieses Level nötig ist und wofür nicht.
Arbeitsräume der Zukunft sind flexibel veränderbar #
So sollten auch Büros in Zukunft gestaltet werden, empfiehlt Patrick Rammerstorfer: Nicht mehr in Arbeitsplätze für Personen, sondern in Arbeitsbereiche für Aufgaben gegliedert. „Es macht Sinn für Teams, so etwas wie eine Homebase zu gestalten, wo man zusammenkommt. Aber dann gehe ich in einen Bereich, wo ich konzentriert arbeite, einen Call mache oder was auch immer. Idealerweise ist das so, dass ich den Raum mit wenigen Handgriffen so verändern kann, wie ich das gerade brauche, zum Beispiel, indem alles auf Rollen steht.“
Die Ausstattung allein macht es aber nicht aus, weiß Patrick aus seinen Workshops: „Ausstattung ist nur ein Tool – und wie heißt es so schön? A tool is just a fool. Das beste und flexibelste Büro werde ich immer gleich nützen, wenn ich nicht lerne, was es alles kann und wofür ich es verwende. Wenn ich das weiß und mir mein Arbeitssetting in ein paar Minuten entsprechend einstellen kann, arbeite ich die restliche Zeit doppelt so effizient.“
Über die Nova Zone
Die NOVA ZONE ist ein temporärer Lern- und Entwicklungsraum und ermöglicht das Entdecken neuer Perspektiven und Synergien. "Wir sind Experimentierlabor für neue, wirksame Frameworks und Methoden - ein Spielplatz, in dem alles gedacht, gesagt und ausprobiert werden kann", erklärt Co-Founder Patrick Rammerstorfer. Die NOVA ZONE ist aber nicht nur "Hardware", sondern bietet auch die passende "Software", also das Design & die Facilitation von wirksamen Innovationsprozessen unter Verwendung von zeitgemäßen Frameworks wie Foresight Thinking, Open Innovation, Design Thinking & Design Sprints, Lean Startup, Lego© Serious Play© sowie von Hackathons und Makerthons.
Bildnachweis: shutterstock/SofikoS; Rammerstorfer/Nova Zone
Redaktion
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