
„Du leistest tolle Arbeit!“ Komplimente für Kolleg*innen
Komplimente für Kolleg*innen können mehr bewirken als jede Schulung, jedes Teambuilding oder jede neue Software. Wer sich gesehen, anerkannt und wertgeschätzt fühlt, bringt oft nicht nur bessere Leistung – sondern geht mit mehr Motivation, Eigeninitiative und Teamgeist an die Arbeit. Komplimente im Job sind kein „Nice-to-have“, sondern ein wirkungsvolles Instrument der Zusammenarbeit.
Und trotzdem tun sich viele schwer damit: „Kommt das nicht komisch rüber?“, „Wirkt das nicht aufgesetzt?“ oder „Wozu überhaupt?“ Die gute Nachricht: Komplimente machen kannst du lernen – und zwar so, dass sie ankommen, ehrlich gemeint sind und niemanden in Verlegenheit bringen.
👉 In diesem Artikel zeigen wir dir:
- wie du Kolleg*innen respektvoll lobst,
- wie Wertschätzung wirkt,
- worauf du achten solltest, damit dein Lob nicht nach hinten losgeht.
Was Komplimente im Job bewirken #
Komplimente für Kolleg*innen sind weit mehr als höfliche Gesten. Sie zeigen: Deine Arbeit wird gesehen, dein Einsatz geschätzt, dein Beitrag zählt. Genau dieses Gefühl kann im Berufsalltag viel bewegen – individuell und im Team.
👉 Studien zeigen, dass Mitarbeitende, die regelmäßig positives Feedback erhalten:
- motivierter sind,
- mehr Eigenverantwortung übernehmen,
- loyaler gegenüber dem Unternehmen bleiben und
- resilienter mit Stress umgehen.
Wertschätzende Worte fördern Vertrauen, stärken Beziehungen und schaffen ein Klima, in dem hervorragende Leistungen entstehen können. Gerade in herausfordernden Zeiten braucht es diese Anerkennung, um gemeinsam dranzubleiben und Ziele zu erreichen.
Doch nicht nur Führungskräfte sind gefragt: Jede*r im Team kann mit einem ehrlichen Kompliment zur positiven Dynamik beitragen.
Gute Komplimente: So drückst du Wertschätzung richtig aus #
Auch das wann ist wichtig
Ein Lob solltest du nicht beim Vorbeigehen aussprechen oder nach dem Motto „Ach so, das hätte ich beinahe vergessen …" Falls deine Kolleg*in im Augenblick gestresst ist oder keine Zeit hat, dann warte am besten einen besseren Zeitpunkt ab.
Nicht jedes Kompliment kommt automatisch gut an. Entscheidend ist, wie du es formulierst – und worauf du dich beziehst. Damit dein Lob wirklich Wirkung zeigt, achte auf diese drei Grundregeln:
- Ehrlich: Sag nur, was du wirklich meinst – Menschen spüren Unehrlichkeit sofort.
- Konkret: Beziehe dich auf eine konkrete Handlung, Situation oder Eigenschaft.
- Individuell: Vermeide Floskeln. Ein Kompliment wirkt, wenn es zur Person passt.
Was schätze ich an meinen Kolleg*innen? – Beispiele für ehrliche Komplimente #
Wir haben uns im Team mal an die nettesten Dinge erinnert, die uns Teammitglieder oder Vorgesetzte jemals gesagt haben.
Und wenn wir uns darüber gefreut haben, dann freuen sich andere bestimmt auch. Also, bitte schön: Hier sind unsere schönsten Komplimente. Weitergeben ausdrücklich erwünscht!
- „Wer dich ins Team geholt hat, hat seine Prämie wirklich verdient.“
- „Ich finde deine Eigeninitiative wirklich toll!“
- „Bei Kollegen wie euch komm ich richtig gern zur Arbeit.“
- „Das hast du so toll gemacht, dafür bekommst du einen Katzensticker.“
- „Es kommt mir vor, als wärst du schon immer Teil unseres Teams.“
- „Die Präsentation ist so cool geworden, ich freu mich schon richtig, sie zu hören.“
- „Du bist dein Geld echt wert.“
👉 Solche Komplimente motivieren, weil sie nicht nur positiv sind, sondern auch zeigen: Ich sehe, was du tust – und es hat Wert.
Humorvolle Komplimente – mit Fingerspitzengefühl #
Nicht jedes Kompliment muss ernst und feierlich klingen. Gerade in Teams mit gutem Verhältnis zueinander können auch humorvolle Bemerkungen zeigen: „Kaum zu glauben, aber heute warst du mal richtig produktiv.“ Aber Vorsicht: Was für die eine Person charmant ist, kann für die andere verletzend wirken.
👉 Humor funktioniert nur, wenn du die andere Person gut kennst, ihr einen ähnlichen Humor teilt und klar ist, dass es nicht auf ihre Kosten geht.
Beispiele für humorvolle Komplimente
Mit Vorsicht zu genießen
Diese Art von Sprüchen funktioniert nur in ganz bestimmten Konstellationen. Wenn du dir nicht sicher bist, greif lieber zu einem ehrlichen, wertschätzenden Satz – der kommt garantiert besser an.
- „Manchmal bist du gar nicht mal so blöd.“
- „Du siehst heute viel besser aus als sonst.“
- „Das sieht gar nicht aus, als wärs von dir. Ist echt schön geworden!“
- „Es ist ja auch ein Talent, sich so dumm anzustellen.“
- „Du sagst, was du denkst, egal, wie dumm es ist. Das mag ich an dir.“
Was tun, wenn dein Kompliment falsch ankommt?
Manchmal merkst du es sofort: Die Reaktion auf dein Kompliment ist zurückhaltend, verwirrt oder sogar verletzt.
Dann gilt – genau wie bei Feedback: nachfassen, klären, entschärfen. Ein Satz wie „Das war ungeschickt formuliert – ich schätze deine Arbeit wirklich sehr, auch wenn es gerade nicht so rüberkam.“
👉 Echtes Interesse und die Bereitschaft, dich zu korrigieren, machen viel wett. Und manchmal stärkt ein solches Missverständnis sogar das gegenseitige Verständnis – wenn du offen und respektvoll damit umgehst.
Wenn Komplimente problematisch werden – und warum positive Stereotype verletzen können #
Nicht jedes Kompliment kommt gut an – auch wenn es ehrlich gemeint ist. Besonders dann, wenn es sich nicht auf die Persönlichkeit oder Leistung einer Person bezieht, sondern auf ein vermeintlich „typisches“ Merkmal wie Geschlecht, Herkunft oder Alter.
Solche Aussagen mögen positiv gemeint sein, können aber genau das Gegenteil bewirken: Sie grenzen aus und reduzieren Menschen auf ihre Gruppenzugehörigkeit.
Ein Fallbeispiel aus dem Arbeitsalltag
Peter steht vor einer unangenehmen Aufgabe: Er soll der Geschäftsleitung mitteilen, dass ein großes Projekt in Schieflage geraten ist.
Doch statt selbst die Verantwortung zu übernehmen, bittet er seine Kollegin Daniela, das Gespräch zu führen – mit den Worten:
„Du kannst das sicher besser. Frauen sind empathischer – da reagiert der Chef bestimmt nicht so heftig.“
Was für Peter wie ein freundliches Kompliment klingt, trifft Daniela unangenehm. Denn Peter schätzt sie nicht für ihre Kommunikationsstärke, sondern reduziert sie auf ihr Geschlecht. Sie lehnt ab – und aus gutem Grund.
Was sagt die Forschung zu solchen Aussagen? #
Ein Forschungsteam um John Oliver Siy und Sapna Cheryan hat sich mit Komplimenten dieser Art beschäftigt. Die Frage: Wie wirken sich Vorurteile, sogenannte Stereotypen, aus, wenn sie positiv sind? Etwa die Annahme, dass Frauen generell einfühlsamer sind?
Die Grundannahme war folgende: Ein positives Vorurteil resultiert nicht in einem positiven Eindruck, sondern eher darin, dass sich die Empfänger*in des vermeintlichen Kompliments auf ihre Gruppenzugehörigkeit reduziert fühlt. Im konkreten Fall hieße das, Daniela fühlt sich auf die Tatsache reduziert, dass sie eine Frau ist.
Zudem nahm das Forschungsteam an, dass eine Person, die so etwas äußert, gleichzeitig auch andere (negative) Vorurteile hat. Wenn Peter also denkt, dass alle Frauen generell mitfühlender sind, ginge er demnach vielleicht auch davon aus, dass alle Frauen naiv sind.
Der Test
In der Studie untersuchte das Team, wie sich die Äußerung positiver Vorurteile gegenüber Frauen auf die Wahrnehmung des Gegenübers auswirkt. Dazu teilten sie Studentinnen auf drei Gruppen auf:
- Die erste Gruppe erhielt einen Text, in dem ein Mann Komplimente gegenüber einer Frau äußerte.
- Im Text der zweiten Gruppe wurde die Frau nicht stereotypisiert.
- Die dritte Gruppe der Studentinnen las einen Text, in dem wie bei Gruppe 1 eine Frau von einem Mann als warmherzig bezeichnet wurde. Allerdings mit dem Unterschied, dass dieser auf individueller Basis und nicht als Verallgemeinerung aufgrund ihres Geschlechts urteilte.
Danach wurden die Teilnehmerinnen gefragt, für wie sexistisch und voreingenommen sie den dargestellten Mann hielten.
Das Ergebnis
Tatsächlich bestätigte das Ergebnis die Theorie der Forschenden. Der Mann wurde von der Gruppe, die den Text mit positivem Vorurteil gelesen hatte, als voreingenommener eingestuft.
Die Teilnehmenden hielten es für wahrscheinlicher, dass er auch negative Vorurteile gegenüber Frauen pflegt. Zudem fühlte sich diese Gruppe eher auf ihr weibliches Geschlecht reduziert.
Dieses Muster ließ sich auch in einer späteren Studie mit anderen Stereotypen bestätigen.
Was lernen wir daraus?
Auch vermeintlich positive Zuschreibungen können verletzend wirken – wenn sie auf Klischees statt auf konkreten Fähigkeiten beruhen. Sie unterstellen, dass jemand nicht wegen eigener Leistung erfolgreich ist, sondern wegen eines Merkmals, das er oder sie mit einer Gruppe teilt.
👉 Die Lösung: Individuell und konkret loben. Nicht, weil jemand eine Frau, jung oder eine bestimmte Herkunft hat – sondern weil die Person etwas gut gemacht hat.
Wertschätzung zeigen – auch ohne Worte #
Nicht jede Anerkennung benötigt ein Kompliment – manchmal sagt eine kleine Geste mehr als tausend Worte. Gerade im stressigen Arbeitsalltag können kurze, unerwartete Zeichen der Wertschätzung motivieren, ermutigen und das Wir-Gefühl stärken. Im Folgenden ein paar Beispiele:
Geste | Wirkung im Arbeitsalltag |
Eis oder Kaffee fürs Team mitbringen | Zeigt: Ich sehe euren Einsatz – und gönne euch eine Pause. |
Ein Blümchen am Platz hinterlassen | Persönlich und aufmerksam – gerade in stressigen Phasen. |
Kurze Notiz oder Post-it mit Dank | Bleibt oft länger haften als ein flüchtiger Satz. |
Sticker oder kleine Symbole für gute Arbeit | Spielerisch, sympathisch – aber nicht für jede*n passend. |
Zeit schenken (wie Aufgaben abnehmen oder auch zuhören) | Wertschätzung; kann aber auch heißen: Ich entlaste dich. |
👉 Solche Gesten müssen nicht groß oder teuer sein. Entscheidend ist, dass sie ehrlich gemeint sind – und zur jeweiligen Person passen. Nicht jede*r freut sich über einen Katzensticker, andere wiederum lieben genau solche Kleinigkeiten und andere Benefits. Achte also darauf, wie deine Geste ankommt.
Nette Worte zum Abschied oder Ruhestand #
Wenn Kolleg*innen das Unternehmen verlassen – ob in den Ruhestand, innerhalb des Unternehmens wechseln oder die Lieblingskolleg*in kündigt – ist das ein passender Moment für ehrliche Worte der Wertschätzung. Auch hier gilt: Es muss nicht perfekt klingen, aber ehrlich und persönlich soll es sein.
Was sage oder schreibe ich Kolleg*innen zum Abschied?
Hier findest du Beispiele, die du anpassen oder als Inspiration verwenden kannst:
- „Danke für die tolle Zusammenarbeit – fachlich und menschlich warst du eine echte Bereicherung.“
- „Deine ruhige, kompetente Art wird uns fehlen. Alles Gute für deinen neuen Lebensabschnitt!“
- „Es war schön, mit dir so viele Projekte zu stemmen – du hast unser Team mitgeprägt.“
- „Ich habe viel von dir gelernt. Für alles, was jetzt kommt: nur das Beste!“
Fazit: Ehrliche Komplimente stärken jedes Team #
Ob spontan im Alltag oder bewusst zum Abschied: Komplimente für Kolleg*innen sind mehr als nur nette Worte. Sie zeigen Anerkennung, stärken Beziehungen und fördern ein Arbeitsklima, in dem sich Menschen gesehen und motiviert fühlen.
Doch wie bei jedem Feedback gilt: Es kommt auf das Wie an. Ein gutes Kompliment ist ehrlich, konkret und respektvoll – nie klischeehaft oder pauschal. Wer achtsam formuliert, trifft nicht nur den richtigen Ton, sondern trägt aktiv dazu bei, dass Vertrauen und Teamgeist wachsen.
👉 Wertschätzung beginnt im Kleinen. Ein Satz, eine Geste, eine Nachricht kann den Unterschied machen – im richtigen Moment und mit echter Absicht.