Probleme verstehen und begreifen mit LEGO® SERIOUS PLAY®
Die richtungsweisenden Fragen im Geschäftsleben sind oftmals sehr schwer zu fassen. Eine Methode, um sie im wahrsten Sinn des Wortes „greifbar“ zu machen und Antworten zu erkennen, nutzt LEGO-Steine und deren Kraft, das Vorstellungsvermögen anzuregen. LEGO SERIOUS PLAY Moderator Julian Kea erklärt uns, wie's funktioniert.
Eine Kindheitserinnerung, die wohl die meisten von uns teilen, ist LEGO. Beim Spielen mit den bunten Bausteinen konnte man seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich alles erbauen, wovon man so träumte. Mitte der Neunziger erkannte die LEGO-Gruppe, dass man dieses Potenzial auch im beruflichen Kontext nutzen kann: Die LEGO SERIOUS PLAY Methode war geboren. Für wen sie geeignet ist und wann sie eingesetzt wird, fragten wir einen, der's wissen muss: Julian Kea, Business Skills Trainer und ausgebildeter LEGO SERIOUS PLAY Moderator.
Herr Kea, was genau ist denn die LEGO SERIOUS PLAY Methode?
Ganz allgemein formuliert, könnte man wohl sagen, LEGO SERIOUS PLAY bringt Menschen ins Gespräch. So wie es Methoden gibt, die mit Post-its oder Zeichnungen funktionieren, nützt diese Vorgehensweise eben LEGO-Steine und die Teilnehmer erschaffen Modelle, die sie dann erklären.
Bei den Gesprächen handelt es sich vermutlich nicht um Alltagssmalltalk. Bei welchen Themen wird die LEGO SERIOUS PLAY Methode herangezogen?
Nun ja, auch bei „Alltagssmalltalk“ könnte man Legomodelle ausprobieren. Daraus entwickeln sich bestimmt sehr interessante Gespräche … Aber üblicherweise geht es um komplexe Fragen rund um die Unternehmensentwicklung: Fragen zur Arbeitsorganisation im Team oder Fragen zu Strategien. Meist kommen Kunden mit einer konkreten Problemstellung auf mich zu und ich kläre dann, ob die LEGO SERIOUS PLAY Methode hier nützlich sein kann. „Wir haben ein neues Team, ein neues Projekt, oder neue Anforderungen - wie können wir einen guten Start hinlegen oder uns klar über die neue Richtung werden?“ Oder eine strategische Frage ist zu groß, um von Einzelnen beantwortet zu werden und alle im Team sollten gehört werden. In diesen Fällen ist LSP, wie wir es nennen, gut geeignet, um alle zu Wort kommen zu lassen und sich gegenseitig besser zu verstehen.
Wie funktioniert das im Detail?
Da arbeiten mehrere Elemente zusammen: das haptische Erlebnis, die sprachliche Erklärung dazu und die metaphorische Arbeit. Das läuft so ab: Es wird eine Frage gestellt, die auf die Problemstellung abzielt. Die Teilnehmer bauen dann in einer vorgegebenen Zeit ein Modell, um die Frage zu beantworten. Danach erklärt jeder reihum sein Modell und die Kollegen dürfen Fragen dazu stellen. Man kann die Modelle dann zusammenbauen und Landschaften erstellen, dazu gibt’s Verbindungen, die starr oder flexibel sein können, die lang oder kurz sein können und anhand dessen kann man die Logik des Handelns besser darstellen und nachvollziehen. Daraus werden dann beispielsweise gemeinsam Leitlinien für die Zusammenarbeit erstellt, auf die man sich berufen kann. Und das gibt einem Team unheimlich viel Kraft.
Das klingt recht kompliziert, dafür, dass es „nur“ um LEGO-Spielen geht. Welche Regeln muss man dabei beachten?
Das stimmt, viele glauben, es wird hier nur ein bisschen gespielt, und möchten das mal zwischendurch in der Mittagspause probieren. Die LEGO SERIOUS PLAY Methode ist aber weit mehr als nur „Spielen“, wenn man sie richtig durchführt und ernst nimmt. Das Spiel ist nur ein Vehikel, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen - gepaart mit einer Etikette: die Kollegen ausreden lassen, wenn sie ihr Modell erklären. Darauf muss man die Teilnehmer aber meistens gar nicht explizit hinweisen, sondern sie machen das automatisch. Dabei kommt uns das Spielerlebnis zugute.
„Das kennt man aus der Kindheit: Es geht beim Spielen mit Legosteinen nicht darum, besser zu sein als ein anderer, sondern gemeinsam etwas zu erschaffen.“
Dabei steht immer das LEGO-Modell im Mittelpunkt und nie eine Person. Bei Unklarheiten steht also auch nie der Mensch, sondern die Steine im Kreuzfeuer. Und allein das, nämlich sachliche Kritik zu üben und wegzugehen von der persönlichen Ebene, ist eine Erfahrung, die Teams unglaublich weiterbringen kann. Wem das jetzt zu kompliziert klingt: keine Sorge. Wie man mit einem Modell Antworten baut und darüber spricht, wird zu Beginn eines Workshops natürlich geübt.
Wie lange dauert es üblicherweise, bis diese Methode Ergebnisse liefert?
Das hängt ganz von der Fragestellung ab. Von eineinhalb Stunden bis zu zwei Tagen ist alles möglich. Im Übrigen sollte man mit dieser Einstellung nicht an LEGO SERIOUS PLAY herangehen. Es ist eine ergebnisoffene und öffnende Methode. Ein seriöser Coach wird seine Kunden immer vorab beraten, ob sie bei einer konkreten Fragestellung helfen kann und darauf hinweisen, dass die LSP keine konkreten Handlungsempfehlungen liefert. Sie dient dem Verständnis. Die „richtige Arbeit“, also wie man das Verständnis in Pläne und Handlungen übersetzt, beginnt sozusagen erst nach dem Spiel.
Gibt es demnach Branchen, die besonders gut oder schlecht auf LEGO SERIOUS PLAY ansprechen?
Nein, das ist ganz unabhängig von der Größe, Branche und sogar
Kultur. Es braucht nur ein Team. Das ist ja das Tolle an LEGO: Jeder
kann ein Modell bauen und etwas darüber erzählen. Vor einigen Jahren
durfte ich die Methode mit einer Kollegin im CERN einsetzen, um das
Feedback von Campus-Besuchern zu verbessern. Die Fragebögen lieferten
nämlich eher dürftige Ergebnisse: „Da liegen viele Kabel, es ist kalt
und riesig.“ – so in etwa. Wir haben also die Besucher nach den
Führungen zu Tischen mit LEGO-Steinen gebracht, wo die Besucher bauen
sollten, was sie gelernt hatten. An jedem Tisch waren auch Physiker und
da gab's Gruppen, die saßen eine Stunde oder mehr zusammen und es
entwickelten sich wirklich tolle Gespräche – obwohl hier Menschen mit
den verschiedensten Persönlichkeiten, Wissens- und Bildungshintergründen
aufeinandertrafen. Das hat mir damals gezeigt, welche oft unterschätzte
Kraft im „Spielen“ liegt. Man muss nur dafür offen sein.
Über Julian Kea #
Von BWL, Personalentwicklung und Vertrieb zum Trainer und Moderator: Julian Kea schafft mit Hands-on-Workshop-Methoden aktivierende Lernumgebungen für authentischen Austausch und gegenseitiges Verständnis in Teams. Komplexes wird so im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar und erlebbar. Julian's Mantra lautet „Rediscover Learning. Work Smarter.“
Bildnachweis: Julian Kea/privat, Julian Kea/Fabian Pape, karriere.at
Redaktion
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