Der feine Unterschied zwischen Lob und Anerkennung
Lob und Anerkennung tun nicht nur gut, sie sind auch ungemein wichtig, wenn man sich dauerhaft in einem Job wohlfühlen will. Umso erschreckender die Ergebnisse einer aktuellen Erhebung zum Thema. Laut "Kraftwerk Anerkennung" erhalten Mitarbeiter nur alle 75 Tage eine Anerkennung - und diese ist meist von schlechter Qualität. Was aber ist der Unterschied?
Alles bestens? Leider nein! #
Denn ein einfaches "Gut gemacht" wird kaum als motivierend empfunden, wie Patrick Killmeyer, Gründer von "Kraftwerk Anerkennung" berichtet. Ziel der Erhebung war es, die tatsächliche Ist-Situation zum Thema Anerkennung und Wertschätzung in den Unternehmen zu erheben. "Uns wurde in persönlichen Gesprächen oft gesagt, dass alles bestens sei. Das hat sich - leider - nicht bewahrheitet", erklärt Killmeyer. Die Realität sei eben doch anders, als viele Führungskräfte sie vielleicht wahrnehmen.
Lange Motivations-Durststrecke #
200 Personen, vorrangig aus Österreich und Deutschland, wurden gebeten, ihr Unternehmen bezüglich Wertschätzung und Anerkennung zu beruteilen: Die Ergebnisse? Sagen wir: mau. Im Schnitt vergaben die Befragten nur vier von zehn möglichen Punkten für die Zufriedenheit, die Unternehmensgröße spielte hierbei übrigens keine Rolle. Fast 60 Prozent der Befragten gaben an, nur einmal im Monat oder seltener am Arbeitsplatz Anerkennung oder Lob zu erfahren. Im Schnitt liegen 75 Tage zwischen dem positiven Feedback zur eigenen Arbeitsleistung. "Wenn jemand zu Jahresbeginn eine Anerkennung erhält, kann er also erst wieder Mitte März auf Lob hoffen. Dazwischen liegt eine Motivations-Durststrecke von zweieinhalb Monaten", so Killmeyer. Zudem: Je länger ein Mitarbeiter dabei im Unternehmen ist, desto länger wird diese Durststrecke. "Mitarbeiter, die seit mehr als zehn Jahren im selben Unternehmen beschäftigt sind, müssen mehr als 100 Tage auf Anerkennung warten."
Anerkennung vom Chef: Was stimmt wirklich? #
Wie so oft klaffen auch bei diesem Thema Eigen- und Fremdwahrnehmung auseinander. 67 Prozent der Mitarbeiter, die der Meinung sind, nur selten Anerkennung zu erhalten, stehen 81 Prozent der Führungskräfte gegenüber, die das Gegenteil behaupten. Vielleicht liegt diese Abweichung genau an der eingangs erwähnten Qualität von Lob und Anerkennung. Denn ein simples "Danke" wird demnach als wenig motivierend oder wertschätzend empfunden - auch, wenn Führungskräfte dies anders sehen. "Lob oder ein Danke ist sicher besser als gar nichts. Aber erst Anerkennung erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen und die Einsatzbereitschaft", so Killmeyer. In der Grafik rechts zu sehen: die Arten der Anerkenung nach Häufigkeit.
Achtung Ansteckungsgefahr #
Wie die Befragung weiters zeigt, wünschen sich neun von zehn (!) Befragten Maßnahmen für mehr Anerkennung im Unternehmen und wären auch bereit, diese aktiv zu unterstützen. "Die Anerkennungskultur muss der Vorgesetzte also nicht alleine tragen. Im Gegenteil: Es ist entscheidend, dass alle Mitarbeiter das Geben von Anerkennung verinnerlichen und so dauerhaft eine Anerkennungskultur etablieren, gerade in Zeiten immer flacherer Hierarchien." Weiters zeigt sich, dass bei diesem Thema auch große Ansteckungsgefahr besteht. Denn wer von seinem Vorgesetzten häufig Anerkennung und Lob erfährt, erwidert dieses Verhalten doppelt so häufig, wie der Durchschnitt. Es gilt jedoch freilich auch der Umkehrschluss: Wer selbst wenig positives Feedback erhält, geizt auch beim Lob für andere.
Was ist Lob, was Anerkennung? #
Was aber ist Lob, was Anerkennung und weshalb ist die Unterscheidung so wichtig? "Lob ist quasi ein Schulterklopfen und beinhaltet immer, dass man sich selbst über den anderen stellt", erklärt Killmeyer. Anerkennung ist hingegen sehr wertvolles Feedback, das auch hierarchieübergreifend funktioniert. Hier zwei Beispiele:
- Lob: "Bei der Definition der Anpassungen gestern warst Du sehr gut. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Du Dich schon so einbringen kannst."
- Anerkennung: "Mich fasziniert Deine rasche Auffassungsgabe. Ich weiß, dass Du in der vergangenen Woche kaum Zeit hattest, Dich mit der umfangreichen Systemdokumentation unseres Lieferanten vertraut zumachen. Dennoch hast Du gestern, obwohl Du Neuling in unserer Branche bist, ganz entscheidend dazu beigetragen, die komplexen, notwendigen Anpassungen zu definieren. Ohne Dich hätten wir kaum das gewünschte Ergebnis erzielt und vermutlich Ressourcen verschwendet."
Aufpassen, was man nicht sagt #
Für beide Seiten - Mitarbeiter und Führungskräfte - heißt es also: aufpassen. Erstens, was man sagt und noch viel wichtiger, was man nicht sagt. Denn wer die besten Mitarbeiter rekrutiert und auch hat, sollte diesen auch regelmäßig sagen, dass sie dies immer noch sind.
Bildnachweis: BigLike Images /Quelle Shutterstock, Kraftwerk Anerkennung, Juergen Priewe /Quelle Shutterstock
Redaktion
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