Matura am zweiten Bildungsweg: Mehr als nur Studienberechtigung!
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WeiterbildungErstellt am:
29. März 2021202103296 Min.6 Min.
Wenn Erwachsene am zweiten Bildungsweg die Matura nachmachen, streben sie oft ein Studium an. Die Reifeprüfung allein ist ja noch keine Qualifikation, so eine gängige Meinung. Warum das nicht stimmt, erklärt Karin Stummvoll, Leiterin einer Maturaschule.
In der Jugend sind manche zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um sich auf die Schule zu konzentrieren. Im Arbeitsleben wird das dann häufig zum Problem, denn formale Bildungsabschlüsse gehören zu den meistgefragten Qualifikationen am Arbeitsmarkt, wie eine Studie erhoben hat.
Zum Glück gibt es den sogenannten zweiten Bildungsweg, auf dem man Abschlüsse wie die Matura nachholen kann. Karin Stummvoll, Bildungsmensch und Lehrerin aus Leidenschaft, leitet eine Maturaschule für Erwachsene und erklärt, warum die Matura zu mehr befähigt als nur zum Studieren.
Frau Stummvoll, welchen Stellenwert hat die Matura Ihrer Meinung nach?
Karin Stummvoll: Sie ist definitiv mehr als eine reine Studienberechtigung, da sie heutzutage ganz andere Qualifikationen vermittelt. Die Matura, wie ich sie noch abgeschlossen habe, die war wirklich fast nur eine Studienberechtigung. Die gibts aber nicht mehr.
Welche Qualifikationen erwirbt man dabei?
Karin Stummvoll: Während der Maturavorbereitung lernt man erstmals, große Stoffgebiete zu bewältigen, sich selbst zu organisieren, vor allem in der Erwachsenenbildung. Man lernt, zu lernen. Diese Selbstorganisation und Konsequenz sind ganz wesentliche Eigenschaften, die in vielen anderen Ausbildungen nicht erworben werden.
„Man lernt, zu lernen.“
Daher absolvieren auch viele die Matura am zweiten Bildungsweg oder die Berufsreifeprüfung nach einer Lehre, nicht nur um zu studieren, sondern vor allem, um sich selbst weiterzuentwickeln. Viele möchten auch eine höhere Qualifikation in ihrem Arbeitsfeld erwerben, um zum Beispiel in ihrem Unternehmen aufsteigen zu können.
Inwieweit unterstützen Arbeitgeber*innen Ihrer Erfahrung nach dieses Weiterbildungsvorhaben?
Karin Stummvoll: Es gibt Arbeitgeber*innen, die ihren Mitarbeiter*innen die Matura finanzieren. Das liegt einerseits daran, dass sie gut ausgebildete, qualifizierte Mitarbeiter*innen wollen. Speziell in der Kundenbetreuung sollten Mitarbeiter*innen nicht nur ihr Fachgebiet und den Umgang mit Menschen gut beherrschen, sondern auch eine gute Allgemeinbildung haben, um Zusammenhänge zu erkennen, besser argumentieren zu können und damit erfolgreicher zu sein. Andererseits ist es aber auch ein wichtiger Beitrag zur Wirkung als Arbeitgeber*in. Es signalisiert, dass man die Weiterentwicklung der Mitarbeiter*innen im Unternehmen unterstützt.
„Die Arbeitgeber*innen müssen beim Vorhaben 'mitspielen', denn eine Matura dauert eineinhalb bis zwei Jahre.“
Aber unabhängig davon, ob die Arbeitgeber*innen die Matura bezahlen oder nicht, müssen sie beim Vorhaben quasi „mitspielen“. Eine Matura ist kein Kurs, der in ein paar Wochen abgeschlossen ist, sondern sie braucht Zeit. In der Regel dauert es eineinhalb bis zwei Jahre, manche schaffen es auch innerhalb eines Jahres. Entweder gehen die Mitarbeiter*innen dazu in Bildungskarenz oder sie passen ihre Arbeitszeit so an, dass sich Beruf und Schule parallel ausgehen. Genauso muss übrigens die Familie unterstützen, denn die Maturant*innen müssen auch viel Freizeit in die Vorbereitung investieren und es dauert eine Weile, bis man wieder ins Lernen hineinkommt.
Karin Stummvoll: Das ist unterschiedlich: Die AHS- oder HAK-Matura beispielsweise machen vor allem junge Menschen, die die Schule aus irgendwelchen Gründen abgebrochen haben und festgestellt haben, dass es am Arbeitsmarkt mit niedriger Qualifikation schwierig ist. Für die Berufsreifeprüfung entscheiden sich mehr Erwachsene, die bereits einen Lehrberuf erlernt haben und zum Teil auch schon einige Jahre berufstätig waren. Das wird durch die Lehre mit Matura aber weniger. Branchenmäßig ist alles vertreten, da sind wir bunt gemischt. Der einzige Unterschied ist bei der Art des Unterrichts: Menschen, die häufig in der Nacht arbeiten, wie zum Beispiel Pflegepersonal, ist natürlich mehr beim Fernunterricht vertreten als beim Präsenzunterricht.
Gibts eine Altersgrenze, bis zu der es sinnvoll ist, die Matura nachzuholen?
Karin Stummvoll: Grundsätzlich kann man die Matura in jedem Alter nachholen, da gibts keine Grenze. In der Praxis sind die ältesten Maturant*innen in unserer Schule um die fünfzig. Ich habe das Gefühl, dass im Berufsleben in diesem Alter die letzte Möglichkeit für eine Umorientierung oder einen weiteren Aufstieg gegeben ist. Danach scheint mir die Motivation für Weiterbildung nachzulassen, zumindest für so arbeitsintensive Weiterbildungen wie die Matura. Möglicherweise werden Mitarbeiter*innen über fünfzig aber auch in ihren Unternehmen nicht mehr so stark in der Weiterbildung gefördert wie jüngere.
Karin Stummvoll: Diese Ansicht ist meiner Meinung nach aber überhaupt nicht mehr zeitgemäß. Ein*e Mitarbeiter*in mit fünfzig ist noch mindestens 15 Jahre berufstätig und in diesem Zeitraum tut sich heutzutage extrem viel! Man sollte Mitarbeiter*innen nicht aufgrund ihres Alters von Weiterbildungsmaßnahmen ausschließen.
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Was war die letzte Weiterbildung, die Sie gemacht haben?
Karin Stummvoll: Als Lehrerin muss man sich ja permanent weiterbilden,
weil sich der Unterricht ständig weiterentwickelt. Vor zehn Jahren zum
Beispiel wusste ich noch nichts von Programmen wie SAP. Die letzten
Weiterbildungen waren vor allem im EDV-Bereich, das war für den Online-Unterreicht sehr wichtig. Wie funktionieren die verschiedenen Medien, wie gehe ich mit Videos um, wie kann ich meinen Unterricht via E-Learning
bestmöglich halten? Das kannte ich zwar schon durch die Fernlehre an
der Maturaschule, aber trotzdem musste auch ich in diesen Bereichen in
den vergangenen Monaten sehr viel dazulernen.
Karin Stummvoll studierte Wirtschaftspädagogik und unterrichtet seit
1996 die kaufmännischen Fächer Betriebswirtschaft, Rechnungswesen und
Volkswirtschaft. Bereits seit 1995 ist sie selbstständige Unternehmerin
im Ausbildungsbereich für Banken und Finanzdienstleister sowie in der
Konzeption und Organisation von Aus- und Weiterbildungskursen. 2016 hat
sie gemeinsam mit einem Kollegen die Humboldt Maturaschule übernommen, wo sie junge Erwachsene am zweiten Bildungsweg auf die Matura vorbereitet.
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