5 Tipps für eine gute Gehaltsverhandlung in Krisenzeiten
Mehr Gehalt geht immer – oder? Finanzexperte Florian Märzendorfer ist überzeugt, dass eine Gehaltserhöhung in Krisenzeiten zum Trotz möglich ist. Wie du in dieser Situation möglichst gut verhandelst, erfährst du hier:
Wir befinden uns momentan in einer kniffligen Situation: Viele Menschen waren aufgrund der Corona-Krise in Kurzarbeit oder haben ihren Job gewechselt. Da kann es anmaßend wirken, über Gehaltserhöhung zu sprechen und sich nicht einfach über ein sicheres Einkommen zu freuen. Dennoch: Zufriedenheit im Job ist wichtig. Dazu gehört auch ein Gehalt, das angemessen ist.
Bereits im Frühjahr haben wir von den Ergebnissen des FiP.S-Jams, der jährlichen Befragung von Studienabsolvent*innen und Jungakademiker*innen von fip-s.at, berichtet. Dabei wurde deutlich, dass sich Berufseinsteiger*innen zu wenig auf die Bewerbung vorbereiten. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Thema Gehalt. Ein Grund: Viele glauben, dass man in einem Krisenjahr wie dem heurigen nicht mehr Gehalt verlangen darf. Ein Irrtum. Finanzexperte Florian Märzendorfer erklärt, warum man – nicht nur als Berufseinsteiger*in – trotz Krise sein Gehalt verhandeln sollte.
Warum du dein Gehalt auch in Krisenzeiten verhandeln solltest #
Ein Gastartikel von Florian Märzendorfer
Die Fähigkeit, erfolgreich dein Gehalt zu verhandeln, begleitet dich die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Je früher du sie dir aneignest, desto besser. Doch ca. 60 % planen KEINE Gehaltsverhandlung in diesem Jahr (bei den Frauen sind es sogar 75 %). Jetzt könnte man natürlich meinen: „Ja, klar, das geht ja auch nicht während der Pandemie.” Aber ist das wirklich so? Einerseits hatten bereits knapp 54 % VOR der Pandemie nicht vor, ihr Gehalt zu verhandeln, und andererseits solltest du dich fragen:
Habe ich wegen der Krise einen schlechteren Job gemacht? #
Nein? Ja? Wenn die Antwort Nein ist, dann solltest du definitiv dein Gehalt verhandeln. Speziell wenn du in einer Branche tätig bist, die von einer Krise nicht so stark betroffen ist. Dass in der Stadthotellerie in einer Pandemie nicht unbedingt der beste Zeitpunkt dazu ist, liegt auf der Hand. Doch in vielen Branchen ist die Lage nicht so dramatisch. Du solltest nach deiner Leistung entlohnt werden und nicht ausschließlich nach externen Faktoren. Wie es bei dir im Unternehmen ist, wirst du selbst am besten abschätzen können. Doch die Krise selbst sollte nicht als Ausrede gelten, das Gehalt nicht zu verhandeln.
Nach einer Krise ist vor einer Krise?
Wir wissen nicht, wann die nächste Krise uns trifft – egal ob es ein Virus oder etwas anderes ist. Während Marcus Aurelius herrschte, plagte das Römische Reich die Antoninische Pest (die ist auch nach ihm benannt). Sie dauerte 15 Jahre! Womöglich sogar länger – so im Detail ist das nicht ersichtlich, wenn wir 2.000 Jahre in der Geschichte zurückblicken. Doch egal wie lange uns diese oder die nächste Krise begleitet, eines der Dinge, die uns Marcus Aurelius lehren kann, ist:
„You have power over your mind, not outside events. Realize this, and you will find strength.“
- Wir können nicht beeinflussen, wann eine Krise vorbei ist. Doch wir können beeinflussen, ob wir uns auf die nächste Gehaltsverhandlung und das nächste Bewerbungsgespräch intensiver vorbereiten und die Zeit nutzen.
- Wir können nicht beeinflussen, ob unsere Branche von einer unvorhersehbaren Krise schwerer oder leichter betroffen ist. Aber wir können beeinflussen, wie wir darauf reagieren.
- Wir können nicht beeinflussen, ob unserer Vorgesetzte*r gerade gut oder schlecht gelaunt ist. Aber wir können uns auf beide Szenarien vorbereiten.
Wir sollten uns immer nur auf das fokussieren, was wir beeinflussen können. Und ja, ich weiß, das ist einfacher gesagt als getan. Doch versuchen sollten wir es trotzdem. Nochmals, und um dir das Zitat schon fast ins Hirn zu brennen:
„It’s not what happens to you, but how you react to it that matters.“
Veränderung gehört zum Leben #
Egal ob Wirtschaftskrise, Pandemie oder in Zukunft vielleicht künstliche Intelligenz
Unser Leben verändert sich stetig. Wenn Hiroji Satoh oder jemand anderer 15 Jahre früher seinen Schwammschläger benutzt hätte (wie in Teil 1 erwähnt), dann hätte die Revolution bereits vorher begonnen. Es sollte im Tischtennis nicht die letzte Veränderung sein. Die Beläge haben sich stetig weiterentwickelt, verdeckte Aufschläge wurden verboten, die Ballgröße wurde angepasst. Die Veränderung gehört zu unserem Leben wie Atmen. Die Frage ist, wie wir darauf reagieren.
Covid-19 oder was auch immer gerade aktuell ist, kann für dich der Auslöser sein, dass du deine Karriere- und Gehaltschancen drastisch verbesserst. Dazu ist keine Pandemie oder Ähnliches nötig, du kannst das jederzeit machen, aber vielleicht ist gerade diese Ausnahmesituation der Ansporn dazu.
Ich hoffe, dass dieser Artikel als kleiner Stupser in die richtige Richtung hilft.
Unsere 5 Tipps zur erfolgreichen Gehaltsverhandlung – trotz Corona! #
Mit der richtigen Vorbereitung erhöhen sich die Chancen auf eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung um ein Vielfaches – sogar trotz Krise!
1. Eliminiere psychologische Barrieren #
Wichtig ist, sich immer in Erinnerung zu rufen, dass eine Gehaltsverhandlung kein reales Risiko birgt: Vorgesetzte sind keine Gegner, die Gehaltsverhandlung kein Duell. Verläuft ein Gehaltsgespräch erfolgreich, profitieren beide Seiten davon. Eine gute Vorbereitung ist das A und O für eine erfolgreiche Verhandlung. Wer sich gut ausdrücken kann und schlagfertig ist, hat Vorteile, aber das ist kein Muss.
2. Verschaff dir einen Überblick #
Wie viel bist du wert? Wie viel kannst du fordern? Tools wie der Online-Gehaltsrechner bieten sich als Informationsquelle an und auch fragen kostet nichts: Kolleg*innen, dein Freundeskreis oder ehemalige Kommiliton*innen sind gute Anlaufstellen.
3. Werde unentbehrlich #
Du solltest nicht nur mit Top-Leistungen glänzen. Vereinbare mit deinem Vorgesetzten ambitionierte, aber realistische Ziele. Es gehört auch zu deinem Job, deine Erfolge sichtbar zu machen! Sorgst du für regelmäßige Updates, werden deine Erfolge im Arbeitsalltag auch eher wahrgenommen - und klar: Dich kann und will man so schnell nicht ersetzen!
4. Bereite dich vor #
Ein bis zwei Monate vor dem Gehaltsgespräch solltest du wichtige Vorbereitungen treffen:
- Welche Ziele hast du erreicht und welche Leistungen erbracht?
- Wie sieht dein Gehalt im Vergleich mit branchenüblichen Gehältern aus?
- Was sind deine konkreten Wünsche und Forderungen?
- Wie reagierst du, wenn die gewünschte Gehaltsforderung nicht erfüllt wird? Überleg dir bereits vorab Alternativen (z. B. Weiterbildungsbudget, Diensthandy, flexible Arbeitszeiten etc.)
5. Übung macht die Meisterin! #
Welche Argumente sprechen gegen die geforderte Gehaltserhöhung und wie kannst du sie entkräften? Probiere dich vorab schon vor Familie und Freund*innen aus und versuche Gegenargumente und Killerphrasen zu kontern. Auch das „Corona Argument“ solltest du explizit üben.
Den Fahrplan zur garantierten Gehaltserhöhung von FiP.S kannst du hier nachlesen.
Mehr Tipps vom Finanzprofi gibt es im „Wie du willst!“-Podcast #
Über Geld spricht man nicht? Von wegen! Finanzexperte Florian Märzendorfer spricht mit uns in dieser Folge über Einstiegsgehälter, Strategien und Taktiken für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen und warum die Million am Konto für ihn nur ein Nebeneffekt ist:
Redaktion
Mehr erfahren