Niemand kann dich motivieren: Motivation kommt aus dir selbst
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WeiterbildungAktualisiert am:
03. Mai 2023202305038 Min.8 Min.
Sich selbst zu motivieren ist nicht leicht, denn Ablenkungen und Unlust halten uns oft davon ab, Wichtiges zu erledigen oder Neues zu lernen. Motivationscoaches sollen hier Abhilfe schaffen, doch der Effekt von Seminaren und Workshops bleibt meist nicht von langer Dauer. Trainer Benjamin Jaksch erklärt, warum „Tschakka“-Events nicht funktionieren und woher Motivation tatsächlich kommt.
Benjamin, du schreibst in deinem Artikel, dass man sich nicht
motivieren lassen kann. Warum gibts dann so viele Motivationscoaches?
Benjamin Jaksch: Mit Motivation und dem Unwissen der breiten
Bevölkerung darüber, was Motivation eigentlich ist, wird momentan im
„Persönlichkeitsentwicklungsmarkt“ sehr viel Geld gemacht. Da geht man
auf Massenveranstaltungen, wo Motivationscoaches auf der Bühne stehen,
und man glaubt, man bekommt dadurch den Extra-Push. Den
bekommt man auch, man wird energetisiert. Da wird gefeiert, geklatscht
und gelacht, aber es ändert nichts an der grundlegenden Motivation. Das
sind nämlich die Motive, die Beweggründe, die mich zu
einer Handlung führen. Die ändern sich im Laufe des Lebens vielleicht
hin und wieder mal, sind im Grunde aber ziemlich fix. Je besser man
darüber Bescheid weiß, desto besser versteht man auch, dass man andere
nicht motivieren kann. Statt die Menschen darüber aufzuklären,
bereichert man sich aber an ihrer Unwissenheit und das finde ich falsch.
Benjamin Jaksch: Ja, wenn du das nachschlägst, dann findest du auch diese Definition: Die Gesamtheit aller Beweggründe,
das ist Motivation. Um die zu finden, reicht es nicht, sich immer
wieder Motivationszitate anzusehen. Dabei bekommt man zwar ein gutes
Gefühl und das ist auch sehr wichtig. Es ändert jedoch nichts
Grundlegendes.
Wie schafft man es also, sich zu motivieren?
Benjamin Jaksch: Nehmen wir an, ich möchte eine Sprache lernen.
Wenn ich jetzt die Wahl habe – und die hab ich sehr oft – nach der
Arbeit noch ein bisschen Spanisch zu lernen oder an den See zu fahren,
dann beginnt eine gedankliche Diskussion: Welche Gründe sprechen wofür?
Das ist beim Spanischlernen so, beim Abnehmen, beim Sport oder wenn ich
mit dem Rauchen aufhören will. Bei jedem Ziel, das ich mir setze,
beginnt diese Diskussion. Der Kopf sagt: Ja, du willst zwar Spanisch
lernen, aber du willst auch die neueste Staffel von Game of Thrones
schauen und das ist dir gerade echt wichtig. Dann lieg ich
hinterher ziemlich sicher auf der Couch und schau Game of Thrones, statt
Spanisch zu lernen. Weil in dem Moment mehr Gründe dafür sprechen. Wenn
ich es schaffen möchte, dass ich die Dinge, die mir wichtig sind, auch
erreiche, muss ich mir Situationen schaffen, die es mir erleichtern.
Spanisch lernen kann ich am See ja zum Beispiel auch. Am besten versucht
man, einen Weg zu finden, beides zu kombinieren. Und dann ist es auch
immer eine Frage von vernünftiger Zielsetzung.
SMART und WOOP: hilfreiche Motivationsstrategien #
Welche Strategie kann man dazu anwenden?
Benjamin Jaksch: Die Frage ist, wie kann ich ein
persönliches Ziel so formulieren, dass ich mich leichter dafür
entscheiden kann? Zudem ist es auch eine Frage der Willenskraft. Die
erschöpft sich im Laufe des Tages, aber man kann sie trainieren und
wieder aufladen. Wenn ich das verstehe, werde ich beginnen, meine Ziele
zu erreichen – und das ohne diese „Tschakka“-Mentalität.
Ich empfehle zwei Methoden sehr gern. Zum einen sind das die sogenannten SMART-Ziele. Damit formuliere ich Ziele so, dass sie spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert,
sprich: mit einer Dauer oder Deadline versehen, sind. Gerade die
Attraktivität ist sehr wichtig, denn da gehts um meinen persönlichen
Bezug zum Ziel, also, warum man es erreichen möchte. Eine andere
Methode, die ich sehr gern verwende, kommt aus der Willenskraftforschung und heißt WOOP-Methode. Die Info-Materialien kann man sich übrigens komplett kostenlos runterladen. WOOP steht für: Wish, Outcome, Obstacle, Plan. Dabei arbeitet man mit „mental contrasting“, das sind Wenn-Dann-Pläne.
Wenn dies und das mir im Weg steht, was tu ich dann? Das funktioniert
sehr gut, darum empfehle ich diese beiden Methoden immer, wenns darum
geht, persönliche Ziele zu erreichen. Wichtig ist aber auch, sich Zeit
zu geben. Wir sind immer mehr darauf aus, sofort ein Lob oder ein Like
dafür zu bekommen, wenn wir etwas tun. Das betrifft vor allem die Millennials und die Generation Z. Und da müssen wir lernen, wieder mehr Geduld aufzubringen, weil manche Dinge eben Zeit brauchen und nicht sofort belohnt werden.
Unmotiviert im Job: Es liegt nicht immer am Arbeitgeber #
Fehlende Anerkennung führt ja auch im Job oft zu
Demotivation. Kann ich etwas dagegen tun, wenn ich in der Arbeit oft
nicht motiviert bin?
Benjamin Jaksch: Als erstes muss ich herausfinden, was für mich motivierend ist: welche Situationen, welche Umfelder, welche Art von Arbeit?
Und wenn mir mein Arbeitgeber die Möglichkeit gibt, meine Rolle, die
aktuell für mich demotivierend ist, so zu ändern, dass ich vielleicht
auch mal andere Tätigkeiten übernehme oder in anderen Teams arbeite,
dann kann ich wieder zur Motivation finden. Wenn das nicht möglich ist, dann kann es sein, dass die Organisation, in der ich arbeite, aktiv demotivierend ist. Weil sie gar nicht weiß, was Demotivation im Unternehmen erzeugt.
Was wären denn klassische Fehler von Arbeitgebern, die zu Demotivation führen?
Benjamin Jaksch: Die Arbeit von Mitarbeitern nicht wertzuschätzen. Sie Aufgaben machen zu lassen, die dann letztlich nur in der Schublade landen, das ist beispielsweise ganz schlecht für die Motivation im Job. Es führt auch zu großer Unzufriedenheit, wenn der Arbeitgeber nicht authentisch ist. Wenn ich das, wofür ich als Arbeitgeber auf dem Papier stehe, nicht umsetze. Oder wenn ich meinen Mitarbeitern Entscheidungsfreiheit einräume, aber sie als Führungskraft letztlich doch immer wieder überstimme. So nach dem Motto: „Ihr dürft das alles selbst entscheiden, aber wenn es mir nicht gefällt, machen wir es so, wie ich es will.“
Wenn die Motivation so ganz fehlt: Wann wäre es deiner Meinung nach an der Zeit, den Job zu wechseln?
Benjamin Jaksch: Also, wenn ich genau weiß, was mich
motiviert und ich keine Möglichkeit sehe, wie sich das mit meinem
aktuellen Arbeitgeber vereinbaren lässt, dann kann eine Schlussfolgerung
sein, dass man den Arbeitgeber wechselt. Ich glaube allerdings, dass
die meisten Menschen gar nicht wissen, was sie motiviert. Weil wir sehr unbewusst leben. Wir ignorieren sehr oft viele emotionale Signale
und lenken uns ab mit diversen Mitteln, und erkennen gar nicht, wie es
uns wirklich geht. Darum ist es nötig, erst mal zu erkennen, wie es in
mir drin aussieht und was ich brauche. Sonst kanns sein, dass ich Job nach Job nach Job wechsle und nach sechs verschiedenen Arbeitgebern immer noch unzufrieden bin. Dann muss ich mich fragen, ob ich vielleicht ganz in der falschen Richtung bin.
„Wenn ich nach sechs verschiedenen Arbeitgebern immer noch unzufrieden bin, muss ich mich fragen, ob die Richtung stimmt.“
Das war bei mir damals so, als ich aus der Elektrotechnik und aus dem Produktmanagement raus bin. Ich hab damals nach der Schule etwas studiert, von dem ich wusste, damit kann man gut Geld verdienen, da ist die Branche stark und das kann ich irgendwie. Das hatte aber nichts damit zu tun, was ich – ganz nach der New-Work-Definition – wirklich möchte. Erst im Lauf der Jahre hab ich mir selber erlaubt, das wiederzuentdecken. Und dann bin ich in die Selbstständigkeit gegangen, weil ich keine Anstellung finden konnte, wo ich das, was ich machen möchte, auch machen kann. Ich betone das auch gern: Ich bin nicht selbstständig, um selbstständig zu sein, sondern weil ich glaube, dass ich für das, was ich tue, momentan kein Unternehmen brauche. Wenn sich das mal ändern sollte, dann werde ich auch gern wieder angestellt sein.
Bewusst ausprobieren und Nein sagen: Wie man die eigenen Motive findet #
Hast du einen Wegweiser für Menschen, die nicht wissen, was sie möchten, was ihre Motive sind?
Benjamin Jaksch: Einmal ist es ganz viel Ausprobieren. Nicht, weils andere machen, sondern weil es sich für mich gerade richtig anfühlt. Wir tun so viele Dinge, nur weil andere es tun oder weil andere sagen, man soll es tun. Das fängt bei Mode oder Sporttrends an. Und den Unterschied zu merken, was sich für mich gut anfühlt und wo ich nix spüre, ist wichtig. Hier muss man ins bewusste Ausprobieren kommen und auch den Mut haben, Dinge nicht mitzumachen, auch wenn sie andere für richtig erachten. Auch wenn andere sagen: Das gefällt mir nicht oder das ist nicht gut.
„Man muss nicht ein Jahr nach Thailand gehen, um sich selbst zu finden.“
Ansonsten sollte man sich überall inspirieren lassen und vielleicht auch reisen – aber mit Vorsicht: Man muss nicht ein Jahr nach Thailand gehen, um sich selbst zu finden. Den Fehler machen viele, die mit der falschen Erwartung an die Sache herangehen. Das Gleiche kann auch funktionieren, wenn ich eine Woche nach Kärnten fahr. Auch hier gilt wieder: Aus welchen Gründen mach ich das? Und was brauch ich dafür? Als ich überlegt habe, aus meinem alten Job wegzugehen, habe ich drei Tage in Frankreich beim Klettern verbracht und mir gedacht, da kommt jetzt bestimmt die Erleuchtung. Dabei war alles, was ich für die Entscheidung wirklich gebraucht habe, ein Gespräch mit Freunden. Im Laufe des Gesprächs hat mir eine Freundin dann gesagt: „Du hast dich doch schon entschieden, du muss es nur noch realisieren.“ Und deshalb muss man die eigenen Emotionen bewusst wahrnehmen, sonst kriegt man gar nicht mit, dass man eigentlich schon weiß, was man will.
Als „Lernenthusiast“ beschäftigt sich Benjamin Jaksch seit fast
zwanzig Jahren damit, wie Menschen am besten lernen und Probleme lösen
können. In Vorträgen und Workshops hilft er Menschen in Organisationen
dabei, effizienter zu lernen und damit ihre Rolle in der Arbeitswelt der
Zukunft aktiv mitzugestalten.
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