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Musik im Buero

Musik im Büro: Nervige Berieselung oder gut für die Produktivität?

Produktivität Erstellt am: 19. Oktober 2015 5 Min.

Ein Arbeitstag ohne musikalische Untermalung ist für viele undenkbar. Wer im Großraumbüro arbeitet, weiß den akustischen Rückzugsort per Kopfhörer zu schätzen und das Radio kann monotone Tätigkeiten versüßen. Die Dauerberieselung macht aber nicht jeden glücklich: Laut aktueller Umfrage legen 27 Prozent keinen Wert auf Musik im Job. Was es beim Musikgenuss im Büro zu beachten gibt, was das Arbeitsrecht dazu sagt und welche Playlists zu Entspannung oder Produktivität am besten beitragen, haben wir zusammengefasst.

Radio im Büro oder doch lieber Stille? #

Musikliebhaber und Freunde gepflegter Stille halten sich in heimischen Büros die Waage. Das geht aus der aktuellen Online-Umfrage von karriere.at unter 487 Arbeitnehmern hervor. Ohne laufendes Radio geht für 32 Prozent am Arbeitsplatz überhaupt nichts. Jeder Fünfte greift für bestimmte Aufgaben zu Kopfhörern. Produktives Arbeiten bei Hintergrundmusik, das funktioniert für 22 Prozent nur, wenn die Stimmung passt. Mehr als jeder Vierte verzichtet gänzlich auf Musik bei der Arbeit.

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Keine Musik bei Kundenkontakt #

Und wie halten es die Chefs mit Musik im Büro? 136 Unternehmensvertreter sehen das Thema Beschallung am Arbeitsplatz so: Der größte Teil ist tolerant und erlaubt Musik, wenn es den Mitarbeitern bei der Arbeit hilft. 18 Prozent erlauben Musikgenuss nur über Kopfhörer. Etwas mehr als ein Viertel toleriert das Radio nicht, wenn Kundenkontakt besteht. 16 Prozent finden, dass Musik von der Arbeit zu sehr ablenkt und am Arbeitsplatz nichts verloren hat.

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"Musik ist Geschmackssache." #

Ein heißes Thema: Musik am Arbeitsplatz. Vor allem für jene, die aus beruflichen Gründen Hintergrundbeschallung ausgesetzt sind oder im Büro ein Radio laufen haben. Was die einen entspannt, nervt die anderen und über die Frage "Radio im Büro, ja oder nein?" ist schon so mancher Streit entbrannt. Dass Musik ein komplexes Thema ist, bestätigt der Facharzt für Arbeitsmedizin Friedrich Ring: "Musik ist äußerst unterschiedlich, es gibt natürliche und elektronische Musik. Unsere Sinnesorgane sind so aufgebaut, dass wir für natürliche Schalleindrücke empfänglich sind. Für elektronische Musik sind unsere Rezeptoren eigentlich nicht geeignet. Und: Musik ist auch immer Geschmackssache."

Geräuschkulisse wird ständig bewertet #

Nicht nur die verschiedenen Musikgeschmäcker machen es unmöglich, die Frage nach positiven oder negativen Auswirkungen von Musik pauschal zu beantworten. Es macht auch einen Unterschied, ob man etwas bewusst hört oder nicht. "Seine Lieblingsmusik zu hören mag entspannend wirken, wenn man sich hinsetzt und richtig zuhören kann. Das macht am Arbeitsplatz aber kein Mensch. Dahinplätschernde Musik im Hintergrund, wie man sie aus vielen Einkaufszentren kennt, kann für die Belegschaft sehr belastend sein. Oft sagen Betroffene, dass sie es gar nicht mehr hören. Wir hören aber mit dem Gehirn, weil die Sinneseindrücke dort verarbeitet werden. Das Großhirn hört es vielleicht nicht mehr, aber das Vegetativum, das alle Eindrücke verarbeitet, hört es sehr wohl - und bewertet. Ob man eine Stimme mag oder nicht mag, wird z. B. ebenfalls im limbischen System bewertet. Wenn ich etwas negativ bewerte, ist es natürlich nicht gut, wenn ich Arbeitsleistung erbringen soll. Positive Bewertung kann für die ausgeübte Tätigkeit akzeptabel sein. Dazu müssten Sie aber, in einem Büro mit drei oder mehr Leuten, etliche Musikkanäle anbieten, damit für jeden Geschmack etwas dabei ist", so Ring.

Musik Arbeitsplatz

Kopfhörer - die unhöfliche Zuflucht? #

Der Griff zu Kopfhörern erscheint als probates Mittel gegen Störquellen und ermöglicht es auch, seine Lieblingsmusik zu hören, ohne Kollegen damit zu behelligen. "Gespräche im Großraumbüro sind z. B. störend, weil man die Inhalte mitbekommt und dadurch abgelenkt wird. Eine Abschottung mit Musik, die man gerne hört, kann schon Abhilfe schaffen", sagt Ring, die Sache hat jedoch einen Haken: "Am Arbeitsplatz mit Kopfhörern zu hören macht die Kommunikation mit Kollegen unmöglich. Viele empfinden es auch als unhöflich, wenn sich jemand auf diese Weise abschottet", erklärt der Arbeitsmediziner. Beim Verwenden von Kopfhörern deshalb darauf achten, dass die Kommunikation mit den Kollegen nicht zu kurz kommt und man trotzdem immer "greifbar" bleibt.

Darf der Chef Musik verbieten? #

Drei Fragen zum Arbeitsrecht in Zusammenhang mit Musik im Büro beantwortet AK OÖ-Präsident Johann Kalliauer:

  1. Darf ein Arbeitgeber verbieten, dass Mitarbeiter am Arbeitsplatz Musik hören? Ja, wenn triftige Gründe vorliegen, beispielsweise wenn im Raum mehrere Personen arbeiten oder wenn dort Kundenkontakte stattfinden. Gibt es einen Betriebsrat, ist diese Frage zwischen Firmenleitung und Betriebsrat zu klären und eine geeignete Regelung zu vereinbaren.
  2. Wie sieht es aus, wenn keine triftigen Gründe dagegen sprechen? Wenn andere Personen nicht gestört werden und die Arbeitsleistung nicht beeinträchtigt wird, ist das Hören von Musik erlaubt.
  3. Wenn Musik bereits über einen langen Zeitraum erlaubt war, kann der Arbeitgeber Radio & Co. plötzlich verbieten oder ist eine Art Anspruch entstanden? Auch nach längerer Zeit kann die Firmenleitung es untersagen, wenn dafür triftige Gründe vorliegen (siehe oben).

Tipps für Musikgenuss im Büro #

Ob und mit welcher Musik man lieber, besser oder schneller arbeitet, muss jeder für sich selbst herausfinden. Ausschlaggebend ist auch, warum man zu den Kopfhörern greift: Um sich mit dem Lieblingsalbum zu pushen, die Laune zu verbessern oder nur, um sich von lästigen Nebengeräuschen oder der Kollegenschaft abzuschotten?

  • Erster Schritt, bevor man zu Radio oder der Lieblingsplaylist greift: Den Chef und die Kollegen fragen, wie sie zum Musik hören am Arbeitsplatz stehen. Ein Radio wird im Großraumbüro kaum geduldet und bei Kundenkontakt muss man auf Musik wahrscheinlich ebenfalls verzichten. Um andere nicht zu stören, greift man am besten zu Kopfhörern.
  • Musik im Büro und der gute Ton: Dass das Hören mit Kopfhörern die Kommunikation beeinträchtigt, hat Arbeitsmediziner Friedrich Ring bereits festgestellt. Höfliche Musikfreunde kapseln sich deshalb nicht ganztägig vom Treiben im Office ab sondern nutzen den akustischen Zufluchtsort nur ab und zu.
  • Nicht auf den Sicherheitsaspekt vergessen! Bei manchen Arbeiten ist Musikhören nicht gestattet, z.B. wenn man am Betriebsgelände Fahrzeuge lenkt oder an Maschinen arbeitet und auf akustische Signale achten muss.
  • Wenn Konzentration gefragt ist, sollte man nicht unbedingt neue, unbekannte Musik hören sondern zu altbewährten Songs greifen, die man mag und bereits gut kennt. Klassische Musik oder Stücke ohne Gesang eignen sich für konzentriertes Arbeiten ebenfalls.
  • Wer ablenkende Gespräche oder störende Geräusche ausblenden möchte, sich bei Musik aber nicht konzentrieren kann, kann es mit einfachen Hintergrundgeräuschen probieren.

Bildnachweis: Kichigin/Shutterstock; BrAt82/Shutterstock


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