New Work gemeinsam gestalten: Mit (Eigen-)Initiative zur neuen Arbeitswelt
Mit Homeoffice und hybridem Arbeiten haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie zwei „New Work“-Phänomene weitgehend in Österreich durchgesetzt. Viele Unternehmen haben seither erkannt, dass es sich lohnt, neue Arbeitsweisen auszuprobieren, und fördern die Entwicklung neuer Ideen. Eines dieser Unternehmen ist A1, die mit einer eigenen Initiative langfristig eine neue Arbeitskultur etablieren möchten.
Mit dem Corona-bedingten Wechsel ins Homeoffice sind manche Unternehmen auf den Geschmack von Homeoffice oder hybridem Arbeiten gekommen – und damit einen Schritt näher an „New Work“. Dieses Schlagwort steht für eine flexible Arbeitskultur, die sich nach den Bedürfnissen der Mitarbeiter*innen richtet und größtmögliche Selbstbestimmung ermöglicht.
Bereits vor der Corona-Pandemie gab es in zahlreichen Unternehmen Initiativen, um New Work in der Praxis umzusetzen. Wir haben davon in einer Blogreihe berichtet. Auch bei A1 beschäftigt man sich schon länger mit diesem Thema, hat den „Corona-Effekt“ aber für eine neue Initiative genützt, um New Work langfristig im Unternehmen zu etablieren. Wir haben HR-Senior Director Fred Mahringer und Executive Assistant Gwendolin Eberhart zum Gespräch gebeten, um mehr darüber zu erfahren.
New Work langfristig im Unternehmen etablieren #
Das Thema New Work ist für A1 nichts Neues, dennoch gibt es seit einiger Zeit eine New Work Initiative in eurem Unternehmen. Wann und warum habt ihr sie gestartet?
Fred Mahringer: Stimmt, bei A1 waren mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und Agilität schon lange vor Corona Teil der Arbeitskultur – jedoch nicht in diesem Ausmaß. Der „Corona-Effekt“ hat diese Entwicklung verstärkt. Während der letzten Monate ist unser Purpose „Wir digitalisieren Österreich“ noch stärker in den Fokus gerückt, wir sind und waren in der Pandemie für unsere Kund*innen da und haben das „Daheimbleiben“ ermöglicht. Intern hat dieses Gefühl von Purpose eine neue Art des Zusammenhalts gefördert und die Digitalisierung im Mindset beschleunigt. Ein Beispiel ist die erfolgreiche hybride Zusammenarbeit der letzten Monate.
„Intern hat dieses Gefühl von Purpose eine neue Art des Zusammenhalts gefördert.“
Gwendolin Eberhart: Wir haben die New Work @ A1 Initiative im April 2020 gegründet mit dem Ziel, die erste Phase der Rücksiedlung zu begleiten und New Work auch langfristig im Unternehmen zu etablieren. Zu Beginn lag der Fokus ganz klar auf der Erstellung von Guidelines und Support im Homeoffice sowie auf der Sicherstellung der Gesundheit und Wellbeing aller Mitarbeiter*innen. Über einen internen New Work Hub haben wir relevante Informationen und Veranstaltungen kommuniziert und Trainings organisiert. Im Herbst 2020 haben wir begonnen, erste Flex-Office Modelle zu entwickeln, die die Grundlage für unsere neue Betriebsvereinbarung gelegt haben. In den letzten Monaten waren vor allem Kollaboration und hybrides Arbeiten große Themen aber auch weiterhin Wellbeing und Diversität. Im Herbst möchten wir verstärkt das Thema New Leadership betrachten.
Welche Ziele verfolgt ihr damit?
„New Work ist für uns kein Trend, den wir mitmachen bis wieder Normalität in der Arbeitswelt einkehrt.“
Fred Mahringer: Unabhängig von Corona glauben wir, dass die Transformation unserer Unternehmenskultur Unterstützung bedarf und sowieso mehr als Homeoffice ist. New Work ist für uns kein Trend, den wir mitmachen, bis wieder Normalität in der Arbeitswelt einkehrt. Diese Themen waren vor Corona bei A1 präsent und bleiben es auch Post-Pandemie. Wir sehen daher auch kein Enddatum für unsere Initiative. Wir sehen, dass sich die Bedürfnisse und Forderungen unsere Mitarbeiter*innen und Kund*innen gewandelt haben und möchten Flexibilität in Ort und Zeit bieten, die Vernetzung und Kollaboration fördern und gemeinsam als Organisation lernen. Dafür braucht es aber den passenden Rahmen, nützliche digitale Tools und Equipment und eine etablierte Vertrauenskultur. Das alles gehört unserer Meinung nach zu New Work und benötigt aktive Unterstützung.
Wer, wie, was: Kernteam und Schwerpunkte der New Work Initiative #
Wer ist daran beteiligt?
Fred Mahringer: Das Kernteam besteht aus Vertreter*innen aller großen Bereiche bei A1: z. B. aus IT & Technology, dem Konsumenten- und Businessbereich sowie Finance und Human Resources. Aber natürlich sind wir nicht die Einzigen, die im Unternehmen das Thema New Work treiben.
Gwendolin Eberhart: Bei spezifischen Aufgaben ergänzen zusätzlich Vertreter*innen aus der internen Kommunikation, Personalvertretung, Diversity sowie unsere Smart Spaces Expert*innen. Fred Mahringer ist der Auftraggeber hinter der A1 New Work Initiative.
Wie integriert ihr die Arbeit an der Initiative in euer Daily Business?
Gwendolin Eberhart: Das bereichsübergreifende Team arbeitet in sogenannten Sprints und nutzt ein Board mit allen Tasks, die wir selbstorgansiert übernehmen bzw. in Workshop Settings zusammen bearbeiten. Wir treffen uns dafür mehrmals in der Woche und arbeiten je nach Bedarf und iterativ an der Zukunft der Arbeit bei A1.
Um welche Themen kümmert ihr euch und wie findet ihr diese Themen?
Fred Mahringer: Einerseits lenkt bzw. fördert die Initiative den internen Kulturwandel und das agile Mindset, andererseits stellt sie Guidelines und Informationen bereit, organisiert Trainings und Events. Dabei berücksichtigen wir Aspekte wie Arbeitsplatzausstattung, Gesundheit und Diversity. Unsere Schwerpunkte liegen u. a. auf den Themen Arbeitsmodus, Meetings, Tooling und New Leadership. Diese Themen ergeben sich zum einen aus Anfragen von Bereichen und Mitarbeiter*innen aber auch aus Surveys, Fokusgruppen und dem Daily Business.
Ein Festival, um von- und miteinander zu lernen #
Gibt es bereits Erfolgsstorys? Welche Projekte bzw. Maßnahmen habt ihr schon erfolgreich aus der Initiative abgeleitet und umgesetzt?
Fred Mahringer: Die größte Herausforderung und der größte Erfolg des New Work Kernteams war das virtuelle New Work Festival @ A1 im vergangenen April. 1.532 Teilnehmer*innen haben in 9 Tagen und 64 Events miteinander und voneinander gelernt – gelernt, wie die Zukunft der Arbeit bei A1 ausschaut. Ob Gesundheitsfragen, Best Practice Sharing oder neue Arbeitsmethoden – das Programm war dicht und die Themen vielfältig.
„Mit dem Festival haben wir New Work gemeinsam gestaltet und erlebbar gemacht.“
Gwendolin Eberhart: Mit dem Festival haben wir New Work gemeinsam gestaltet und erlebbar gemacht: Das A1 Team hat Anregung zu neuen Arbeitsmethoden durch externe Impulse erhalten, aber auch die internen Speaker*innen waren mit Enthusiasmus dabei und bereit, ihren Kolleg*innen etwas mitzugeben – es war die größte Co-Creation unserer Geschichte. Wir haben in diesen zwei Wochen die Diversität gelebt, den Teamspirit gestärkt und die Produktivität erhöht. Wir haben klargemacht: A1 ist eine Lernkultur, die das Aneignen neuer Skills fördert.
„New Work hat noch nicht alle erreicht.“
Was hat nicht gut funktioniert bzw. seid ihr schon an der Umsetzung von Themen aus der New Work Initiative gescheitert? Wenn ja: Wie seid ihr damit umgegangen?
Gwendolin Eberhart: New Work hat trotz der Kommunikation und der derzeitigen Corona-Situation noch nicht alle im Unternehmen erreicht und wir sehen auch, dass für manche Kolleg*innen die Homeoffice-Situation nach wie vor herausfordernd ist. Wir haben zudem sehr viel unterschiedliche Jobprofile, wo Homeoffice nicht möglich ist. Uns ist es aber wichtig, auch dort konkret New Work zu etablieren. Genau dafür war unser New Work Festival sehr hilfreich, weil sich viele Kolleg*innen zum ersten Mal gemeinsam mit anderen dazu ausgetauscht haben und in gemeinsamen Workshops Lösungen erarbeitet haben. Dieses Format möchten wir auch in Zukunft wieder nutzen.
Mut und Vertrauen: Tipps für New-Work-interessierte Unternehmen #
New Work hat durch die Corona-Lockdowns vor allem im Hinblick auf Telearbeit und Homeoffice viel Aufmerksamkeit in Unternehmen erhalten, die es jetzt zu nützen gilt. Was ist euer Tipp für Firmen, die eine ähnliche Initiative starten wollen?
Fred Mahringer: Mutig sein, ja, sogar frech sein und einfach machen. Expertise kommt von „Experiment“. Als Organisation braucht es daher „Experimentierräume“, in denen die Organisation mutig Neues ausprobiert und damit neue Expertise entsteht. Also: Einfach einmal die Hyperrationalität sein lassen, rechte Gehirnhälfte einschalten und der Emotion folgen. Damit der Zufall eine Chance hat, etwas entstehen kann, was so gar nicht geplant war, die Organisation aber überraschenderweise weiterbringt.
„Einfach einmal die Hyperrationalität sein lassen, rechte Gehirnhälfte einschalten und der Emotion folgen.“
Gwendolin Eberhart: Dazu braucht es Vertrauen vom Management, eine gute Prise "Loslassen" und den Mut, Ressourcen – Personal, Zeit und Geld – zu investieren.
Über die Personen #
Fred Mahringer ist HR-Senior Director beim Telekomunternehmen A1. Angefangen hat er bei A1 allerdings als Techniklehrling. Danach hat er noch eine HTL, ein MBA-Studium und ein Doktoratsstudium absolviert. Mahringer ist immer an Neuem interessiert und ein Paradebeispiel für das lebenslange Lernen. Sowohl seine vielfältigen Ausbildungen als auch sein beruflicher Werdegang führten ihn weg von rein technischen Bereichen hin zum Projektmanagement, Strategie, Organisation mit Schwerpunkt agiles Arbeiten und schließlich in den Personalbereich.
Gwendolin Eberhart ist in ihrer Stabstellenfunktion im Bereich HR-Strategy & Communications tätig und dabei für die Themen New Ways of Working, Agile Transformation und Kommunikation zuständig. Sie co-koordiniert die New Work Initiative bei der A1, die den Kulturwandel innerhalb des Unternehmens vorantreibt. Gwendolin war vor ihrem Wechsel Teammitglied des A1 Agile Transition Teams, ist ausgebildete Agile Coach, war zuvor als Innovation Consultant tätig und hat ihren Master in Innovationsstudien in Schweden absolviert.
Bildnachweis: shutterstock/LighFieldStudios; Foto Fred Mahringer: Renée Del Missier; Foto Gwendolin Eberhart: Stefanie Ostermann
Redaktion
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