Back To Work: So gelingt die Rückkehr nach dem Krankenstand
Wie sieht es aus, wenn erkrankte Arbeitnehmer*innen längere Fehlzeiten hinter sich haben und wieder ins Berufsleben zurückkehren möchten? Betriebliches Eingliederungsmanagement unterstützt Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber bei der Rückkehr nach dem Krankenstand.
Nach dem Krankenstand: Ich bin wieder da #
Die Genesung nach dem Autounfall verlief gut. Silke kehrt nach mehrwöchigem Krankenstand und Reha an ihren Arbeitsplatz zurück. So fit wie vor dem Unfall ist sie noch nicht, im Großen und Ganzen aber wiederhergestellt. Beim Betreten des Büros freuen sich die sichtlich erschöpften Kolleg*innen über ihre Rückkehr. Die Chefin ruft sie zum Gespräch und erwähnt nach der Begrüßung, dass jetzt wieder vollster Arbeitseinsatz gefragt ist. Das Team kam in ihrer Abwesenheit mit vielen Überstunden gerade so über die Runden, aber jetzt ist Silke ja wieder da. Mit einem schmerzenden Rücken kehrt sie an ihren Schreibtisch zurück, um sich wieder in die Arbeit einzufinden. Es wird ein langer Tag.
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz #
Silkes Krankenstand war für alle unangenehm: Für sie selbst, für ihre Kolleg*innen im Team und für den Arbeitgeber. Wie gelungene Rückkehr nach einem längeren Krankenstand aussehen kann, damit beschäftigt sich Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). Egal ob Bandscheibenvorfall, Burn-out, chronische Krankheit oder Unfall: Dass Arbeitnehmer*innen mehrere Wochen pro Jahr im Job fehlen, ist keine Seltenheit. 2021 haben österreichische Arbeitnehmer*innen laut WIFO-Fehlzeitenreport durchschnittlich 12,7 Tage im Krankenstand verbracht. Damit es gar nicht erst zu Krankheit oder anderer Schädigung kommt, darum kümmert sich die Arbeitssicherheit. Betriebliche Gesundheitsförderung zielt darauf ab, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten. Das funktioniert in vielen österreichischen Betrieben gut bzw. ist gesetzlich verankert. Arbeitgeber sollten aber auch im Blick haben, was nach einem Unfall oder einer Erkrankung bei der Rückkehr der Arbeitnehmer*in geschieht.
Für welche Unternehmen macht BEM Sinn? #
BEM macht grundsätzlich in jedem Unternehmen Sinn. Es gibt aber Unterschiede in der Herangehensweise.
„Eine Struktur für Betriebliches Eingliederungsmanagement macht Sinn für mittelständische Betriebe, ab cirka 150 oder 250 Arbeitnehmer*innen“
Im Weiteren erklärt Klaus Wögerer: "Bei kleineren Unternehmen mit weniger Mitarbeitenden fällt es ohnehin eher auf, wenn jemand längere Zeit fehlt. Bei großen Firmen kann es eher passieren, dass ein längerer Krankenstand unter den Tisch fällt“. Das Betriebsservice con|tour gmbh, einer Einrichtung beratet Unternehmen zum Thema BEM. Die Vorgehensweise beim betrieblichen Eingliederungsmanagement erfolgt strukturiert und geplant. Es handelt sich dabei um eine Managementstruktur, die sich an alle Arbeitnehmer*innen richtet. Die Rückkehr nach Unfall oder Krankheit wird so nicht dem Zufall überlassen.
Voraussetzungen für den Prozess #
- Bewusst
- Strukturiert
- Freiwillig
- Vertrauensvoll
Info!
Anders als in Deutschland, ist in Österreich das BEM nicht innerbetrieblich organisiert. Es gibt dafür externe staatlich finanzierte Organisationen, die allen zur Verfügung stehen - wie beispielsweise die Beratungsstelle fit2work.
So läuft BEM ab #
Die Idee hinter BEM sieht laut Wögerer folgendermaßen aus: „Wenn eine Arbeitnehmer*in nach längerer Abwesenheit wieder in den Betrieb zurückkehrt, begleitet eine BEM-Beauftragter seine Wiedereingliederung.“ Von einer längeren Fehlzeit spricht man, wenn ein Arbeitnehmer länger als sechs Wochen abwesend ist. Das kann am Stück sein, oder auch über ein Jahr verteilt. BEM-Beauftragte können Betriebsräte, Arbeitsmediziner*inne, externe Coaches oder jemand aus der Personalabteilung sein. „Führungskräfte können ebenfalls als BEM-Beauftragte tätig sein. Meist wird laut Wögerer aber versucht, den Prozess von Führungskräften zumindest anfangs zu entkoppeln.
Nach der Rückkehr aus dem Krankenstand werden Betroffene von einem BEM-Beauftragten kontaktiert. In einem ersten Gespräch wird gemeinsam evaluiert, welche Maßnahmen für die Rückkehr an den Arbeitsplatz notwendig sind. Was die Arbeitnehmer*in für ihren Rückkehr benötigt, kann sehr unterschiedlich sein: Ein Gespräch, ein spezieller Sessel für den Arbeitsplatz, Arbeitszeitreduktion für ein paar Monate oder den Verweis an externe Beratungsstellen. Aus Einzelfällen können außerdem Maßnahmen für die gesamte Belegschaft gezogen werden.
Angebot für alle - aber keine Kontrollmaßnahme #
Es kann auch sein, dass nach längerem Krankenstand keine Maßnahmen notwendig sind oder Arbeitnehmer*innen nicht am Prozess teilnehmen möchten. „Mit BEM kann man aber auch an Grenzen stoßen. Zum Beispiel, wenn ein sehr schwerer Unfall passiert ist und für den Betroffenen im Unternehmen kein geeigneter Arbeitsplatz zu finden ist“, sagt Wögerer. Und: BEM ist kein Kontrollprogramm. Arbeitgeber und Arbeitnehmer*innenvertretung bieten Hilfe und Maßnahmen an. Arbeitnehmer*innen entscheiden selbst, ob sie Hilfe in Anspruch nehmen möchten, oder nicht.
Zur Info #
fit2work ist eine staatlich finanzierte Beratungsstelle für individuelle Personen sowie Unternehmen, die sie auch beim Aus- und Aufbau des Betrieblichen Eingliederungsmanagements unterstützen.
Redaktion
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