Back to Business: Die Rückkehr nach der Auszeit vom Job
Ob Bildungskarenz, Väterkarenz oder Weltreise – eine Auszeit vom Job nutzen immer mehr Menschen. Was solch eine Pause vom Arbeitsalltag neben positiven Effekten aber auch mit sich bringt: großen organisatorischen Aufwand und viele weiche Faktoren abseits der Bürokratie, die leicht übersehen werden. Wir haben mit einer Kollegin nach ihrer sechsmonatigen Auszeit gesprochen und für dich eine Checkliste erstellt.
Zu viel Arbeit kann krank machen und soll langfristig auch die Intelligenz negativ beeinflussen. Wer von einer Vollzeitstelle nicht auf weniger Wochenstunden reduzieren kann oder möchte, hat vielleicht auch die Möglichkeit, eine kleine Auszeit vom Job zu nehmen, etwa in Form einer Bildungskarenz oder durch eine Weltreise. Neues lernen, sich weiterentwickeln oder sein Kind aufwachsen sehen – das alles kann eine Auszeit vom Arbeitsleben leisten. Ein weiterer positiver Nebeneffekt: Eine Pause vom Job von mindestens sechs Monaten soll geistig fit halten und kann auf längere Sicht stimulierend wirken. Die Kehrseite von so einer Auszeit liegt aber ebenso auf der Hand: weniger Geld und vor allem viel organisatorischer Aufwand.
Worauf arbeitsrechtlich bei einer Bildungskarenz zu achten ist, haben wir hier bereits besprochen. Aber wie läuft das mit dem Zwischenmenschlichen, damit die Rückkehr nicht zum Horror wird? Wir haben mit unserer karriere.at-Kollegin Natalie gesprochen, die sich eine sechsmonatige Auszeit gegönnt hat und nun wieder im Marketing-Arbeitsalltag zurück ist:
Hast du dich vor deiner Auszeit irgendwie vorbereitet und welche Gedanken haben dich umgetrieben?
Natalie: Ganz wichtig empfinde ich, dass man sich selbst die Frage stellt: Was will ich eigentlich? Was ist mein Plan A, was mein Plan B? Ich finde, dass man sich auch klar darüber sein sollte, ob man diese Auszeit nimmt, weil man eine permanente Veränderung will oder nur für den Moment Abwechslung braucht, um dann wieder zum Altbewährten zurückzukommen.
Wenn man den Schritt dann wirklich wagt und alles organisiert hat, kommen dann schon Gedanken wie: Will ich das wirklich so machen? War das eine gute Entscheidung? Gerade wenn man die Konsequenzen im Arbeitsumfeld sieht – weil zum Beispiel jemand eingestellt werden muss – können da im Vorfeld auch leichte Zweifel kommen. Darüber sollte man sich bewusst sein. Kurz vor der Rückkehr stellten sich mir Fragen wie: Was muss jetzt wieder verändert werden, damit ich in das Konstrukt hineinpasse? Können alle Kollegen damit leben, wenn sich Arbeitsaufgaben und Prozesse (schon) wieder verändern für mich? Man stellt sich dann auch die Frage, ob es Tasks gibt, die man eigentlich nicht mehr zurückhaben möchte. Hier ist es natürlich schön und wichtig, wenn man Kollegen hat, auf die man sich verlassen kann.
Wie fühlt es sich an, nach über einem halben Jahr wieder zum Joballtag zurückzukehren?
Natalie: Ich habe mich einigermaßen gut vorbereitet, indem ich mich schon vor meiner offiziellen Rückkehr mit Kollegen getroffen habe und über Kontaktpersonen auf dem Laufenden geblieben bin. Der Montag, an dem ich dann nach mehr als sechs Monaten wieder an meinen Arbeitsplatz zurückgekehrt bin, hat sich dadurch für mich relativ „neutral“ angefühlt – ich wusste ja grob über alles Bescheid, was passiert ist. Das hat aber vermutlich viel mit dem Team zu tun und mit der eigenen Persönlichkeit, ob man das für sich so handhaben möchte oder nicht.
Nach der Rückkehr: Was war anders? Gabs positive Effekte nach der Auszeit oder Probleme?
Natalie: Was meinen Job betrifft, kann ich tatsächlich sagen, dass ich konzentrierter arbeiten kann als vor meiner Auszeit – da man sich vor der Auszeit natürlich viele Gedanken macht. Man kommt zurück und das „normale“ Leben hat einen wieder und der Alltag kann ja wirklich sehr schön sein.
Man darf sich allerdings nicht erwarten, dass gleich von Anfang an wieder alles reibungslos verläuft – schließlich kommt man zurück in ein System, das so für sich funktioniert hat und da läuft dann erst einmal ein kleiner Umstrukturierungsprozess. Natürlich kann sich während einer Auszeit auch die eigene Sicht der Dinge ändern und dadurch kann es passieren, dass man mit ein wenig Abstand und dem Blick von außen dann Dinge in Frage stellt, die für alle anderen aber funktionieren. Hier finde ich es wichtig, dass man die Balance findet, um nicht alle zu irritieren.
„Tipp für ein ruhiges Gewissen: Lass alles schriftlich festlegen!“
Was würdest du jemandem mitgeben wollen, der kurz vor einer Auszeit vom Job steht?
Natalie: Achte darauf, dass die Rahmenbedingungen schriftlich fixiert sind! Ob das generell das „Ja“ vom Arbeitgeber zur eigenen Auszeit ist oder die Aufgabenverteilung, das Gehalt etc. nach der Rückkehr. Das hilft enorm dabei, auch während der Auszeit das Gefühl von Sicherheit zu haben und die Zeit richtig genießen zu können. Das kann aber sicher je nach Person variieren: Ich kenne auch Menschen, die zehn Jahre lang in einem Arbeitsverhältnis waren und eine längere Auszeit ohne jegliche Absprache gemacht haben, wie es danach weitergehen soll. Wichtig ist wohl, dass man mit einem guten Gefühl vom Arbeitsplatz in die Auszeit geht, dann steht auch die Rückkehr unter einem guten Stern.
Checkliste: So gelingt der Wiedereinstieg nach der Auszeit vom Job #
Ob Bildungskarenz, Väterkarenz oder andere Pause – diese Checkliste soll dir dabei helfen, deine Auszeit von der Arbeit zu strukturieren, damit du diese ideal nutzen kannst.
#1 Vor der Auszeit #
„Motto: Transparent sein!“
Hat man sich für eine Auszeit vom Job entschieden, müssen zuerst die Hard Facts geklärt werden: Weiß ich umfassend Bescheid über meine Möglichkeiten? Wie sieht meine finanzielle Situation aus? Etc. In dem ganzen Dschungel aus Zahlen, Daten und Fakten sollte man aber die weichen Faktoren nicht vergessen: Wie geht es meinen Kollegen damit? Wie empfinden externe Ansprechpartner meine Auszeit und wer vertritt mich eigentlich? Hier ist erstmal schonungslose Ehrlichkeit angebracht:
- Faktencheck: Was ist (bei meinem Arbeitgeber) möglich, worauf ist (rechtlich) zu achten
- Gespräch mit der Führungskraft arrangieren (auf Vertraulichkeit achten, wenn noch niemand sonst Bescheid weiß) und Eckpunkte definieren (schriftlich fixieren!)
- Was? Wann? Wie lange? Wie sieht es nach der Rückkehr aus? Muss als Überbrückung jemand eingestellt werden oder übernimmt ein Kollege meine Aufgaben? Je genauer man vorab die Rahmenbedingungen definiert, umso besser!
- Plan B: Was, wenn alles anders kommt – du z.B. nicht mehr zurückkommst? Sprich mit deinem Vorgesetzten über mögliche Veränderungen und die Auswirkungen
- Informiere alle Kollegen und Personen, mit denen du regelmäßig in Kontakt bist
- Gibt es im Unternehmen einen Kanal dafür, sollte deine Auszeit auch dort erwähnt werden
- Vergiss nicht, eine Kontaktperson zu definieren und zu kommunizieren, die in der Zwischenzeit deine Tasks übernimmt und als Ansprechpartner bereitsteht (idealerweise passiert das mit etwas Abstand vor der Auszeit, damit auch externe Ansprechpartner genug Zeit für die Umstellung haben)
- Mach gemeinsam mit deiner Vertretung einen Plan, was während deiner Auszeit passieren soll und wie die Übergabe nach deiner Rückkehr aussehen kann. Naturgemäß tauchen Fragen auf, wenn du nicht mehr vor Ort bist: Ein definierter Tag im Monat, an dem sich dein Kollege bei Fragen melden kann, kann helfen.
#2 Während der Auszeit #
„Motto: Stay in Touch!“
Ein halbes Jahr kann sehr lang sein – um genauer zu sein: 6 Monate oder 183 Tage. Viel Ziel, in der auch viel passieren kann. Vielleicht ändert sich das Team oder es tut sich was im Unternehmen? Um nicht völlig planlos zurückzukommen, solltest du in Kontakt bleiben mit der Arbeit – über einen Kollegen oder deinen Vorgesetzten.
- Mit Führungskraft und Kollegen in Kontakt bleiben: Dank Skype, Slack & Co. kann man auch außerhalb des Landes mit Kollegen in Verbindung bleiben.
Tipp: Bitte deine Führungskraft, dich über große Veränderungen im Team oder im Unternehmen zu informieren. Ein definierter Jour fixe (z.B. jeden ersten Montag im Monat) mit einem Videotelefonat oder einer ausführlichen Mail bringt Struktur in die Auszeit und verhindert böse Überraschungen.
#3 Nach der Auszeit #
„Motto: Werde wieder ein Teammitglied.“
Long time no see! Wer nach einer längeren Auszeit wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, kann sein blaues Wunder erleben. Entweder, weil alles so ist, wie es immer war – oder: Es ist eben nicht alles so, wie es immer war.
- Kündige deine Rückkehr schon vorab im Team oder über deine Führungskraft an
- Ein kleiner Rundgang im Unternehmen und eine offizielle Ankündigung über die internen Unternehmenskanäle vermeiden komische Momente á la „Auch wieder da?“
- Ein kurzes Update über die vergangene Auszeit für alle direkten Kollegen bringt alle auf den gleichen Wissensstand
- Wenn es im Team üblich ist, kann ein kleiner After-Work-Treff wieder für mehr Vertrautheit sorgen (und im inoffiziellen Rahmen erfährt man oft mehr über das, was man verpasst hat)
- Einstandsgespräch mit dem Vorgesetzten (bzw. auch mit HR) fixieren und ein eventuell verpasstes Jahresgespräch (Mitarbeitergespräch, Gehaltsverhandlung) nachholen
- Bitte deine Vertretung um einen gemeinsamen Termin, in dem ihr über Vorkommnisse in deiner Auszeit sprecht und plant gemeinsam, wie die weiteren Schritte sind (Wer übernimmt was? Wer informiert externe Ansprechpartner? Etc.)
Deine kompakte Checkliste #
Deine Checkliste zum Downloaden
Über den ersten Arbeitstag nach der Karenz haben wir übrigens hier bereits berichtet.
Bildnachweis: racorn/Shutterstock, privat, kenary820/Shutterstock
Redaktion
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