Vergiss Plan B! Wie du Plan A findest und durchziehst
Was ist dein Plan B? Dass du einen haben solltest, falls dein eigentlich beabsichtigter Karriereweg nicht gelingt, hast du vielleicht schon öfter gehört. „Blödsinn“, meint Keynote-Speaker und Trainer Jürgen Eisserer. In seinem Buch „Scheiß auf Plan B“ beschreibt er, warum du dich auf Plan A konzentrieren solltest und was das eigentlich ist.
Hattest du in jungen Jahren schon einen konkreten Berufswunsch? Oder ging es dir wie mir: Viele Interessen, tausend Ideen, aber keinen richtigen Plan? Jürgen Eisserer, Gründer der Mindmaker©-Academy und Vortragsredner, kennt das auch. Nach 15 Jobs in 20 Jahren hat er seinen Weg gefunden und seine Geschichte in ein Buch verpackt. Unter dem schmissigen Titel „Scheiß auf Plan B“ möchte er andere dazu inspirieren, es ihm gleichzutun und den Mut zu fassen, beruflich glücklich zu werden.
„Scheiß auf Plan B“ – Ein Ratgeber, der keiner ist #
Jürgen, du hast einen Ratgeber geschrieben, der dabei helfen soll, den eigenen Weg zu finden. Wie kams dazu?
„In den letzten 20 Jahren war ich ein ziemlich bunter Hund.“
„Orientierungspunkte in der eigenen Geschichte zu finden und damit mutige Entscheidungen zu treffen, darum gehts im Buch.“
Irgendwann habe ich dann aber – im Sinne von Steve Jobs’ berühmter Rede „Connecting the Dots“ – meine Stationen miteinander verbunden und die Gemeinsamkeiten gesucht. Und da wurde mir klar: Reden, anderen das Reden beibringen, Geschichten erzählen und anderen dabei helfen, mutige Entscheidungen zu treffen, das ist, was ich beruflich machen will. Genau darum gehts auch im Buch: Orientierungspunkte in der eigenen Geschichte zu finden und damit mutige Entscheidungen zu treffen.
Plan B ist auf Dauer nicht der richtige #
Gib uns ein Beispiel.
Jürgen Eisserer: Eine Geschichte im Buch erzählt davon, dass ich vor einigen Jahren die Wahl hatte zwischen einem sehr lukrativen Job als Verkaufsleiter in einem renommierten Unternehmen oder als Marketingleiter in einem kleinen Tourismus-/Freizeitbetrieb. Das Herz hätte mich zu letzterem getrieben, weil Entertainment, Show und Kreativität Werte sind, die mich verkörpern. Aber in dieser Zeit ging es mir finanziell nicht so gut und ich habe mich für den Verkaufsleiterjob entschieden. Das war zum damaligen Zeitpunkt zwar keine falsche Entscheidung, aber auf Dauer nicht die richtige. Ich bin da eben dem Plan B gefolgt und nicht dem, was mich eigentlich ausmacht. Diese Erkenntnis ist ein wichtiger Orientierungspunkt auf meiner Reise gewesen.
Plan A ist der Grund, warum du etwas machst #
Einen Plan B zu haben ist aber eigentlich sehr sinnvoll, meint Karriereberaterin Sonja Rieder in unserer Podcastfolge „Wie finde ich den richtigen Beruf?“.
Jürgen Eisserer: Ich gebe ihr grundsätzlich recht, aber ich möchte dazu definieren, was ich unter Plan A und Plan B verstehe: Plan A ist der Grund, warum du etwas machst. „Purpose“ auf Neudeutsch. Er basiert auf deinen Werten und Fähigkeiten. Mit deinem Plan A verfolgst du bestimmte Ziele, zum Beispiel ein Haus zu bauen oder Tischlerin zu werden. Nun kann es aber sein, dass du diese Ziele nicht erreichst (weil du die Abschlussprüfung nicht bestehst oder es keine Lehrstelle gibt) oder sie sich verzögern (weil Baumaterialien nicht lieferbar sind).
„Warum wolltest du eigentlich Haus bauen oder Tischlerin werden?“
„Man kann einen Plan auf verschiedenen Wegen mit unterschiedlichen Zielen umsetzen.“
Ich stimme mit der Karriereberaterin dahingehend überein, dass man einen Plan auf verschiedenen Wegen mit unterschiedlichen Zielen umsetzen kann. Aber das gelingt natürlich nur, wenn ich weiß, in welche Richtung es gehen soll, was ich eigentlich will. Diese Orientierung haben viele nicht.
Orientierung finden und „Hausaufgaben“ machen #
Du hast diese Orientierung gefunden, indem du dich auf deine Werte und deine Fähigkeiten besonnen hast. Wie können andere das schaffen?
Jürgen Eisserer: Um sich zu orientieren, muss ich erst einmal feststellen: Wo steh ich gerade? Und dann überlege ich: Wie bin ich hierhergekommen? Man könnte auch sagen, man muss sich in Selbsterkenntnis üben. Frag dich zum Beispiel, bei welchen Tätigkeiten du in deinem Leben so richtig viel Freude empfunden hast. Bei welchen Beschäftigungen sind die Stunden wie im Flug vergangen? Computer spielen, schneidern, basteln … Jetzt wird dein innerer Kritiker wahrscheinlich sofort aufschreien: Aber ich kann doch nicht alles aufgeben und nur mehr Computer spielen, schneidern oder basteln! Und da musst du dich fragen: Warum kannst du es nicht? Welche negativen Glaubensmuster halten dich davon ab?
„Dein innerer Kritiker wird wahrscheinlich sofort aufschreien: Aber ich kann doch nicht ( ...) ! Und da musst du dich fragen: Warum kannst du es nicht?“
Naja, man muss ja auch von etwas leben. Und mit Computerspielen Geld verdienen gelingt nur wenigen.
Jürgen Eisserer: Aber es gelingt! Das sind die Hausaufgaben, die jeder zu machen hat: Wie kann ich mit dem, was ich gern mache und gut kann, Geld verdienen? Wer interessiert sich dafür? Wer hat Bedarf, an wen kann ich meine Produkte und Dienstleistungen verkaufen? Das sind klassische Fragestellungen eines Unternehmers, aber genauso wichtig für alle, die ihren beruflichen Weg finden und sich nicht mehr mit halbherzigen Alternativen verzetteln wollen.
Warum der provokante Titel?
Jürgen Eisserer: Ich sage Dinge gern sehr direkt und bin kein Freund von streichelzarten Formulierungen. Das fehlt mir in unserer beruflichen Sprechkultur. Du kennst vielleicht Coaching-Mythen wie „Du musst ‚und‘ statt ‚aber‘ sagen. Oder du darfst nie von ‚Problemen‘ sprechen, sondern nur von ‚Herausforderungen‘. Das ist doch alles Käse! Ich möchte, dass wir offen und klar miteinander sprechen können und auch das sagen dürfen, was wir meinen – natürlich nie verletzend. Mir war wichtig, dass der Titel sofort klar macht, worum es geht.
Über Jürgen Eisserer #
Jürgen Eisserer ist Autor, Unternehmer, Gründer der Mindmaker®-Academy, Leiter und CEO der "Menschen im Vertrieb Trainings GmbH". Nach mittlerweile 20 Jahren Tätigkeit in Kommunikation und Vertrieb liefert er als Keynote Speaker Inspiration, wie mit kreativer Kommunikation und eloquentem Querdenken Brücken zu Mitarbeitern und Kunden aller Generationen entstehen.
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