Tattoos im Job: Längst keine Karrierefalle mehr, oder?
Im Sommer stechen sie noch mehr ins Auge als sonst: Tattoos. Nicht wenige Arbeitnehmer plagen dann Fragen wie: Darf ich meine verzierte Haut zeigen? Was sagt mein Chef dazu? Kann mein Körperschmuck gar ein Kündigungsgrund sein?
Wer jetzt ins Grübeln kommt und angesichts seiner Tätowierungen im schlimmsten Fall zu verzweifeln droht, kann das Gedankenkarussell vorerst stoppen. Tinte in der Haut nicht nur in der Mitte der Gesellschaft angekommen, sondern auch im Job kein großes Streitthema mehr.
Tattoos ein No-Go? In den meisten Fällen nicht #
„Tattoos im Job: Gern gesehen oder verpönt?“, lautete die Fragestellung einer Online-Umfrage von karriere.at (2019). Jeder soll tun und lassen, was er will, fanden knapp zwei Drittel der 651 beteiligten Arbeitnehmer*innen – konkret waren es 62 Prozent. Für nahezu jede*n Fünfte*n (17 Prozent) ist der Körperschmuck kein Problem, solange er verborgen bleibt. 16 Prozent wiederum sehen darin einen Ausdruck von Individualität und Kreativität. Nur vier Prozent erklärten, dass Tattoos in ihrem Job überhaupt nicht geduldet sind.
Von den 150 befragten Unternehmensvertreter*innen sind sogar 70 Prozent der Meinung, dass jede*r machen kann, wonach ihm*ihr ist. Jede*r fünfte Unternehmensvertreter*in hat mit Tätowierungen kein Problem, solange man sie nicht sieht. Für drei Prozent wiederum zeugen sie von Individualität und Kreativität. Gerade einmal sieben Prozent bezeichneten Tinte in der Haut als absolutes No-Go in ihrem Berufszweig.
Tattoos sind im mittleren Management beliebt #
Eine Studie des Büroartikelherstellers Viking ging ebenfalls 2019 der Frage nach, ob Tattoos im Job in Deutschland anerkannt sind. Die Ergebnisse:
- Insgesamt 43 Prozent der deutschen Arbeitnehmer*innen sind tätowiert
- Im mittleren Management tragen 60 Prozent zumindest ein Tattoo am Körper
- Nur 33 Prozent der Arbeitnehmer*innen ohne Führungsverantwortung sind tätowiert
- 37 Prozent der Befragten haben schlechte Erfahrungen im Beruf aufgrund ihrer Tätowierungen gemacht (Beleidigungen, schlechteres Ansehen, keine Beförderung)
- Jede*r 10. Arbeitgeber*in erlaubt keine sichtbaren Tattoos, 20 Prozent nur wenige und weitere 20 Prozent haben keine Richtlinien zu Tätowierungen
Tattoos im Beruf sind Zeichen individueller Entfaltung #
Natürlich gibt es von Branche zu Branche unterschiedliche Spielregeln. Dennoch sollte heutzutage soweit möglich das Credo lauten: „leben und leben lassen.“ Unbestritten ist, dass Mitarbeiter, die sie selbst sein dürfen und sich individuell entfalten können, viel eher Stärken entwickeln als jene, die in ein Korsett gezwängt werden. Damit steigt auch die Zufriedenheit und die Identifikation mit dem Unternehmen. Das gilt nicht nur für Tätowierungen, sondern generell für alle Ausdrucksformen und fördert die für das Berufsleben so wichtige Diversität.
Tattoos doch ein Tabu? Das Gespräch suchen #
Abschließend ein Tipp: Wer sich über die Spielregeln am Arbeitsplatz nicht im Klaren ist, sucht am besten das Gespräch. Es muss nicht immer gleich der Vorgesetzte sein, auch ein alter Office-Hase kann dabei helfen, Unklarheiten aus dem Weg zu räumen und damit möglichen Missverständnissen vorzubeugen. Wenn man sich dann noch immer nicht ganz sicher ist, beim Chef höchstpersönlich anklopfen und mit offenen Karten spielen. Denn auch im Fall von Tattoos fährt man sicher nicht schlecht mit dem (Office-)Motto „Ehrlichkeit kommt besser an“.
Redaktion
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