Berufscoaching: Wann und für wen die Begleitung sinnvoll ist
Kleine Problemchen oder große Krisen: Mit welchen beruflichen Anliegen macht es Sinn, einen Coach aufzusuchen? Wann und wie kann ein Coach beim Berufseinstieg helfen? Ein Gespräch mit Karrierecoach Susanne Kappeler-Niederwieser.
Gerade der Einstieg ins Berufsleben kann für viele junge Leute beängstigend sein. Wir hören Schlagwörter wie "Generation Praktikum" und fühlen uns schon entmutigt, bevor wir angefangen haben. Wir haben Angst davor, unseren Lebenslauf richtig zu formatieren und lesen Tipps, wie man am besten ein Bewerbungsschreiben verfasst und trotzdem kommt eine Absage nach der anderen. Dieser Prozess kann sehr frustrierend sein, für Berufseinsteiger*innen, aber auch für Menschen, die sich ein bisschen später in ihrem Berufsleben umorientieren möchten.
Doch wir wollen euch jetzt keine Angst machen, sondern hören uns schon fleißig nach Lösungen um, um euch den besten Karriereeinstieg zu ermöglichen. Eine Lösung dafür könnte sein, einen „Coach“ aufzusuchen. Und um zu erfahren was es genau damit auf sich hat, habe ich für euch Susanne Kappeler-Niederwieser getroffen, die euch ein paar der wichtigsten Fragen zum Thema „Coaching“ beantwortet. Sie ist nicht nur Unternehmensberaterin, sondern auch Coach, Karriere- und psychologische Lebensberaterin.
Jetzt ist immer die richtige Zeit #
Wann und für wen ein Berufscoaching sinnvoll ist, ist eine sehr individuelle Frage. Mit welchen Anliegen kann man ein Coaching aufsuchen? Die gute Nachricht lautet: Mit so ziemlichen jedem Anliegen.
Ein Coach kann dich beim Einstieg in den Berufsalltag unterstützen und dir helfen, deinen Lebenslauf, dein Bewerbungsschreiben und im besten Falle ein Vorstellungsgespräch zu meistern oder zu lernen, wie man sein Gehalt richtig verhandelt. Ein Coach kann dich auch dabei unterstützen, deine Chancen am Arbeitsmarkt besser einzuschätzen und herauszufinden, welche Zusatzqualifikationen oder alternative Ausbildungswege sinnvoll sein könnten. Ein Coach kann für dich eine jahrelange Begleiter*in und Mentor*in sein, der dir hilft, dich zu entscheiden, welchen Weg du gehst und welche Prioritäten du setzt. Oder der dir dabei unter die Arme greift, deinen eigenen Stil zu finden und dich unterstützt herauszufinden, wie du dich am authentischsten positionierst und erfolgreich präsentierst.
Du kannst sowohl als junge Absolvent*in einen Coach aufsuchen, als auch als bereits Berufstätige*r. Susanne Kappeler-Niederwieser ist der Ansicht, dass man jeden dort abholen kann, wo er oder sie gerade ist. Eine Zusammenarbeit kann aus nur einem Coaching-Treffen bestehen, aber auch aus einer jahrelangen Zusammenarbeit. Und: Das Tempo gibt immer die Coachingkund*in vor. Beruhigend! Zumindest für uns, die ganz am Anfang stehen.
Die richtige Wahl treffen #
Einen guten Coach zu finden, das kann verwirrend sein. Darum haben wir unsere Expertin gefragt, worauf ihr genau bei der Wahl eures Coaches achten müsst. Am besten ist es natürlich immer, wenn euch jemanden einen Coach empfiehlt. Wenn ihr aber die Trendsetter*in in eurem Freundeskreises seid und als erste Person einen Coach aufsucht, hat Kappeler-Niederwieser ein paar Tipps parat:
Ausbildung #
Achte darauf, dass dein Coach eine mehrjährige, fundierte Ausbildung gemacht hat und vielleicht auch, ob er selbst schon einiges an Lebenserfahrung vorzuweisen hat. Die Ausbildung zum Coach kann auf vielen verschiedenen Wegen erreicht werden. Mehrere Ausbildungen und Seminare vorweisen zu können ist ein wichtiges Kriterium, an dem ihr euch orientieren könnt. Eine fundierte Ausbildung haben beispielsweise Psychologische Lebensberater und Psychotherapeuten. Diese Berufsgruppen sind auch verpflichtet, sich laufend weiterzubilden – ein wesentliches Qualitätskriterium.
Branchen-Kenntnis #
Suche jemanden, der die Branche kennt, in die du einsteigen willst! Das Bankwesen und der Kulturbetrieb z.B. unterscheiden sich von Anfang an schon durch wesentliche Punkte. Wenn du jemanden hast, der die Branche kennt, dann weißt du schon, was du zum Vorstellungsgespräch am besten anziehst oder auch wieviel deine Skills für den zukünftigen Arbeitsgeber wert sind
ÖKO-Check #
Ein guter Coach sollte auch mit dir einen sogenannten ÖKO-Check (einer Technik, bei dem die Verträglichkeit des Ziels mit deinem sozialen System überprüft wird) machen. Hier wird überprüft, wie realistisch deine Ziele sind, welche finanziellen Ressourcen du vielleicht brauchen könntet, welche privaten Faktoren für dich wichtig sind und welche ein Hindernis sein könnten, beim Versuch in einer Branche Fuß zu fassen und ein weitgehend erfülltes Berufsleben zu führen
Bauchgefühl #
Last but not least, höre auf dein Bauchgefühl! Sympathie und Bauchgefühl können eine wichtige Rolle spielen. Vor allem, weil wir dazu tendieren, Rat von Leuten, die wir nicht mögen, nicht anzunehmen. Wenn du also kein gutes Gefühl bei einer Person hast, dann macht das ganze Coaching vielleicht auch keinen Sinn. Vertraue auf deine innere Stimme!
Tipp #
„Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.“
Abschließend noch einen Tipp für euch. Susanne Kappeler-Niederwiesers Credo lautet "Die Energie folgt der Aufmerksamkeit". Wenn ihr schon mehrere Praktika absolviert habt, und endlich einen „richtigen Job“ wollt: Hört auf, Praktikumsausschreibungen zu lesen! Es mag banal klingen, aber es funktioniert:
Richtet eure Aufmerksamkeit also auf das, was ihr erreichen wollt und investiert darin eure Energie.
Redaktion
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