Zu gut für den Job? Überqualifizierte Bewerber im Recruiting
Auf dem Tisch des HR-Verantwortlichen landet ein beeindruckender Lebenslauf. Leider zu beeindruckend, der Kandidat ist für den Job eindeutig überqualifiziert. Besser nicht in die engere Wahl nehmen? Sicher zu teuer, zu gelangweilt, zu ambitioniert? Ein Plädoyer für überqualifzierte Bewerber und gute Gründe, warum man ihnen eine Chance geben sollte.
Befürchtung Nr. 1: Der langweilt sich doch! #
"Bitte nur keine ambitionierten neuen Mitarbeiter." Das sagt hoffentlich kein Arbeitgeber! Nur her mit jenen Bewerbern, die Großes vorhaben und motiviert sind. Die Angst, dass überqualifzierte Bewerber sich im neuen Job langweilen, ist meist unbegründet. Außerdem liegt es auch in der Verantwortung des Arbeitgebers, Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Wer ambitionierten Mitarbeitern Fach- oder Führungskarrieren ermöglicht, der hält auch Überqualifizierte im Unternehmen. Wer das nicht tut, verliert auf lange Sicht die besten Arbeitnehmer - egal, wie qualifiziert sie sind.
Befürchtung Nr. 2: Der will den Chefposten #
Mehr Berufserfahrung, vielleicht auch ein höherer Studienabschluss - wird der neue Super-Bewerber womöglich zur Gefahr für meinen Führungsposten? Niemand setzt sich gerne einen möglichen Konkurrenten ins Team. Vor allem für Blender wird es dann eng, schließlich laufen sie Gefahr, aufzufliegen. Aber: Nicht jeder überqualifzierte Kandidat hat Interesse an hierarchischem Aufstieg und möchte auf der Karriereleiter ganz nach oben. Manche möchten auch ganz bewusst einen Schritt zurück machen.
Befürchtung Nr. 3: Überqualifiziert ist teuer #
Noch ein Vorurteil, mit dem sehr gut qualifzierte Bewerber oft zu kämpfen haben: Wer sehr gut ist, der ist automatisch auch sehr teuer. Wird im Stelleninserat ein realistisches Gehalt kommuniziert, sollte sich dieser Punkt erledigen. Jeder Bewerber weiß dann, was er monetär erwarten kann - auch die sehr guten Kandidaten.
Der Lebenslauf ist zu gut - und jetzt? #
Es kann verschiedene Gründe haben, warum sich ein Bewerber mit zu guten Qualifikationen für einen Job bewirbt.
- Der Bescheidene Ihm ist gar nicht bewusst, wie gut er eigentlich ist. Seine eigenen Fähigkeiten oder sein erworbenes Wissen schätzt er viel geringer ein, als andere das tun. So bewirbt er sich auch immer wieder für Jobs, für die er aufgrund seiner Qualifikationen oft aussortiert wird.
- Der Downshifter Er möchte ganz bewusst auf der Karriereleiter wieder ein paar Sprossen nach unten klettern. Auf Führungsverantwortung hat er keine Lust mehr, lieber möchte er sein Fachwissen als "normales Teammitglied" einbringen. Mehr zum Thema Downshifting gibt es übrigens an dieser Stelle.
- Der Unrealistische Er bewirbt sich mit falschen Vorstellungen für einen Job. Zwei Fehlerquellen gibt es bei diesem Fall: Eine unklar formulierte Stellenaus- oder -beschreibung oder ein Bewerber, der falsch interpretiert.
Lebensläufe und Karriere sind individuell: Warum sich ein viel zu guter Bewerber für einen Job interessiert, das kann nur im Rahmen eines Gesprächs geklärt werden. Oft reicht ein kurzes Telefonat um abzuklären, ob sich die Einladung zu einem richtigen Jobinterview doch lohnt.
Wenn es trotzdem zur Absage kommt: #
Redaktion
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