Pedant*innenen, Nörgler*innen, Querulanten: So entschärfst du Kollegen*innen-Zeitbomben
Verschiedene Persönlichkeiten, die an einem Ort zusammentreffen - willkommen im Biotop Arbeitsplatz! Im Idealfall ergänzen sich unterschiedliche Persönlichkeiten und funktionieren als Team. Im schlimmsten Fall vergiften negative Persönlichkeiten die Arbeitsatmosphäre. Drei Typen schwieriger Mitmenschen und wie der Umgang mit ihnen gelingt:
"Die Hölle, das sind die anderen!" Die Aussage aus Jean-Paul Sartres Drama Geschlossene Gesellschaft lässt Psychologin Karen Zoller so nicht gelten und verspricht Abhilfe im Umgang mit schwierigen Zeitgenossen. In ihrem Buch "Schwierige Mitmenschen" analysiert sie, wie sich Persönlichkeiten entwickeln, welche Rolle unser eigener Typ im Umgang mit anderen spielt und wie der souveräne Umgang mit schwierigen Persönlichkeiten gelingt. Für einige Persönlichkeitstypen, denen man im Berufsleben am häufigsten begegnet, gibt es im Buch außerdem Soforthilfe. Wir haben drei Typen herausgesucht und verraten Karen Zollers Strategien im Umgang mit ihnen:
Die Perfektionist*in #
Gründlichkeit ist ihre*seine Prämisse, privat genauso wie beruflich. Die Detailverliebtheit ist gepaart mit einem starken Bedürfnis nach Kontrolle. Nur, was sie*er selbst erledigt, wird gründlich und zufriedenstellend erledigt. Hohe Ansprüche stellt die Perfektionist*in nicht nur an sich selbst, sondern auch an alle Mitmenschen. Die Messlatte dafür definiert allerdings sie*er. Wer diese Maßstäbe nicht teilt, gilt als schlampig und verantwortungslos. Kein Wunder, dass Kolleg*innen in seinen Augen eher schlecht abschneiden.
- Tipps für den Umgang: Die "reflektierte Perfektionist*in" weiß um die Schwierigkeit seiner hohen Ansprüche, die "radikale Perfektionist*in" hingegen nicht. Prinzipiell ist für Perfektionist*innen schwer zu verstehen, dass andere Menschen andere Bedürfnisse haben. Das Streben nach Ordnung und Struktur fasst sie*er nämlich nicht als ihre*seine Persönlichkeit auf, sondern als allgemeingültiges Prinzip. Keinesfalls sollte man sich über eine Perfektionist*in oder den Kontrollzwang lustig machen. Auch Aussagen wie "Mehr Lockerheit würde dir gut tun!" sind wenig hilfreich. Wenn Kritik geäußert wird, muss das immer anhand konkreter Beispiele, Fakten oder Zahlen geschehen. Die Gründlichkeit einer Perfektionist*in kann am Arbeitsplatz gut für Arbeiten genutzt werden, die verlässlich und fehlerlos erledigt werden müssen. Eine perfektionistische Chef*in hält man mit ausreichend Infos und korrekter Arbeit gut bei Laune.
Die Querulant*in #
An ihrem*seinem Misstrauen und rechthaberischem Verhalten lässt sie*er ihre Mitmenschen ausgiebig teilhaben. Beschwerden, Einwände und Hinweise auf Mängel stehen an der Tagesordnung. Nicht selten torpediert die Querulant*in auf diese Weise ganze Projekte und Teams. Bei querulantem Verhalten können verschiedene Motive leitend sein: Suche nach Aufmerksamkeit, Wut, Angst oder Macht.
- Tipps für den Umgang: Der Querulant*in müssen Grenzen aufgezeigt werden, ohne ihn dabei zu brüskieren. Ohne Grenzen testet die Querulant*in ständig, wie weit sie es treiben kann. Führungskräfte, die eine Querulant*in identifizieren, müssen ein klärendes Gespräch führen. Dabei ist es notwendig, die Auswirkungen des Verhaltens anzusprechen, nach möglichen Hintergründen zu fragen und Konsequenzen aufzuzeigen. Wird querulantes Verhalten zu lange toleriert, kann das großen Schaden anrichten. Teammitglieder können versuchen, Querulanten besser zu integrieren, dabei aber deutliche Grenzen zu setzen.
Die Nörgler*in #
Im Gegensatz zur Querulant*in ist die Nörgler*in nicht von Rechthaberei getrieben, hat aber ebenfalls an allem und jenem etwas auszusetzen. Auf diese Weise kanalsiert sie*er eine innere Unzufriedenheit. Auch dann, wenn kein wirklicher Anlass zur Unzufriedenheit besteht - die Nörgler*in findet ein Haar in der Suppe. Während phasenweises Nörgeln und Schimpfen entlastend sein kann, wirken sich Dauernörgler*innen negativ auf ihr Umfeld aus. Wer hört sich schon gerne Jammereien in der Dauerschleife an?
- Tipps für den Umgang: Chronische Nörgler*innen sind meist auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Wer dem Geschimpfe einfach kein Gehör schenkt, wird Nörgler*innen auf diese Weise meist wieder los. Als Strategie bietet sich auch an, den versteckten Wunsch hinter den Nörgeleien zu erkennen. Welches Bedürfnis wird so versteckt ausgedrückt? Mit passenden Gegenfragen kann der Fokus auf das gelenkt werden, was die Nörgler*in benötigt statt auf das, was sie stört. Auch Humor kann helfen: "Willst du jetzt einfach jammern oder kann ich etwas tun?"
Zur Person #
Karen Zoller ist Diplom-Psychologin, zertifizierte systemische Supervisorin und Autorin des Buches "Schwierige Mitmenschen".
Redaktion
Mehr erfahren