Der erste Arbeitstag nach der Karenz: Ein Tag als Alien
Wer nach einem langen Urlaub wieder an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, kennt es vielleicht: dieses Gefühl, irgendwie von einem anderen Stern zu sein. Man kennt den Ort und die meisten Kollegen noch und doch fühlt sich alles, und vor allem man selbst, fremd an. So ging es mir am 1. Februar, dem Tag meiner Rückkehr aus der zweijährigen Babypause.
Der erste Tag im (neuen) Job ist immer anstrengend, das gilt auch für den Wiedereinstieg nach der Karenz und zwar aus mehreren Gründen: Ein wachsendes Unternehmen zum Beispiel bedeutet viele neue Gesichter und so ist man als eigentlich „alter Hase“ plötzlich wieder selbst die Neue. Jetzt weiß ich auch wieder, wie es ist, sich vorzustellen und sich drei Sekunden später zu fragen: „Wie haben die jetzt nochmal alle geheißen?“ Und ja, der Schlafmangel ist da kein großer Helfer. Vielleicht wäre dies ein guter Zeitpunkt, um um Nachsicht zu bitten. Sich Namen nicht merken zu können, ist immer unangenehm, und wenn man nur wenige Stunden pro Woche auch wirklich im Unternehmen ist, wird es natürlich nicht einfacher. Dann ist da diese Sache mit dem Computer, besser gesagt, den Passwörtern. Wer mich kennt, weiß, die sind einfach nicht meine Stärke. Als eher impulsiv-chaotischer Mensch habe ich einen Pool an etwa zehn Passwörtern aus den vergangenen Jahren und irgendeines davon passt immer. Dachte ich. Jedenfalls führte mich mein erster Weg im Büro gleich mal zu Systemadministrator Grabi, der schon vor meiner Karenz immer wieder meine Rettung war. Ich schätze mal, wir sehen uns jetzt auch wieder öfter ...
Die Flut an E-Mails hat nicht gefehlt #
Nachdem ich also endlich drinnen war, im Computer, kam die nächste Erkenntnis: Ein zwar gewohntes, aber dennoch anderes Betriebssystem als zu Hause, noch dazu in einer neuen Version, wirkt erstmal ziemlich abschreckend. Zumindest auf so Gewohnheitstiere wie mich. Wie muss es da wohl Arbeitnehmern ergehen, die in reiferem Alter das erste Mal am PC arbeiten müssen? Ebenfalls wieder gewöhnen muss ich mich an die Flut an E-Mails, die täglich gesichtet und dann in irgendeiner Form beachtet werden wollen. Diesen Aspekt meiner Arbeit habe ich übrigens am wenigsten vermisst. In den vergangenen zwei Jahren war, dank sehr privater Mailadresse und scheinbar ausgezeichnetem SPAM-Filter, (fast) jede E-Mail, die mich erreicht hat, eine in irgendeiner Form spannende, erfreuliche, erwartete oder einfach interessante Nachricht. Jetzt sind wieder unzählige Fenster zeitgleich offen, Kalender-Erinnerungen poppen auf und die Augen müssen sich auch erst wieder an die Bildschirmarbeit gewöhnen. So wie übrigens der ganze Körper, der dank bewegungshungrigem Nachwuchs schon gar nicht mehr weiß, wie es ist, einmal längere Zeit ruhig auf einem Sessel zu sitzen. Mit der Ruhe ist es übrigens auch so eine Sache: Es fällt mir in unserem Großraumbüro noch schwer, Nebengeräusche auszublenden - vermutlich, weil man als Mama (und natürlich auch als Papa) immer mit zumindest einem Ohr horchen muss, was der Nachwuchs so treibt.
Das ist anders als früher #
Also Kopfhörer rein und Musik (diesmal auch keine Kinderlieder) an. So funktioniert es wieder, mit dem Schreiben, und das ist auch gut so. Aber nicht nur die Arbeit, auch meine Kollegen habe ich in den vergangenen zwei Jahren vermisst. Und das sage ich jetzt nicht nur, weil sie mir eine neue Kaffeetasse geschenkt und mich am ersten Tag verschont haben. Es ist einfach schön, wieder Teil eines Teams zu sein, gemeinsam an Aufgaben zu arbeiten und, natürlich, auch Spaß zu haben. Auch die weiteren Erwartungen vor dem ersten Arbeitstag, der heiße Kaffee und die saubere Kleidung etwa, wurden zur Gänze erfüllt. Zum Glück hat Köchin Eva (oh, was habe ich sie vermisst!) einen "anpatz-ungefährlichen" Auflauf gezaubert. Das war übrigens auch die lang ersehnte erste richtige Mittagspause für mich ganz allein - warmes (!) Essen inklusive.
Kinder sind irgendwie immer dabei #
Aber etwas ist schon ganz anders als "früher" - jetzt, wo ich eine Working Mum bin: Meine Kinder sind nämlich auch irgendwie immer mit dabei - nicht etwa durch Anrufe der Großeltern, sondern durch mich selbst: Scheinbar kann ich es doch nicht ganz lassen und gehöre zu den Eltern, die auch in den Pausen gerne mal von ihren Kindern erzählen oder Fotos und Videos herzeigen. Andererseits - wie heißt es so schön? "Unser Alltag ist ihre Kindheit" und Erlebnisse mit den beiden sind eben (meist) auch das, was ich nach einem Wochenende zu erzählen habe.
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Redaktion
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