Zero Waste im Büro: Nachhaltiger durch den Arbeitsalltag
Grün sein ist in. Der Nachhaltigkeits-Trend wird (endlich) massentauglich und kommt langsam in unserem Alltag an. Umso schöner, wenn Konzepte wie „Zero Waste“ auch in der Arbeit Platz finden. Wir haben eine Zero- Waste-Expertin getroffen und erfahren, wie man im Büro nachhaltiger werden kann, ohne gleich als grüner Revoluzzer abgestempelt zu werden. Außerdem: 11 konkrete Tipps für ein nachhaltigeres Arbeiten.
Was ist Zero Waste und wie kann ich es in der Arbeit umsetzen?
Tanja Auer: Der Ausdruck „Zero Waste“ kommt ja aus dem Englischen und bedeutet eigentlich nichts anderes, als die eigene Abfallmenge klein zu halten, während man so wenig Ressourcen wie möglich verschwendet. Kurzum: Vermeide alles, was du nicht brauchst. Verwende weniger von den Dingen, die du im Alltag benötigst und repariere Geräte gegebenenfalls, um die Nutzungsdauer zu verlängern. Sei kreativ und verwende Dinge wieder, recycle und kompostiere den Rest.
Gibt es Tipps, die der Umwelt gut tun und nicht gleich mein ganzes Leben auf den Kopf stellen?
Tanja Auer: Davon gibt es sogar sehr viele! In erster Linie kann man unnötigen Müll vermeiden, indem man den eigenen Konsum generell zurückschraubt, bei Neukäufen auf Qualität sowie nachhaltige Produktion setzt und auf Einwegprodukte verzichtet. Auch Mealprepping macht sich nachhaltig bezahlt, da man mittags nicht extra verpacktes Essen kaufen muss. Das spart nicht nur hart verdientes Gehalt und wertvolle Ressourcen, sondern unterstützt auch den Erhalt der Gesundheit, da weniger Mikroplastik oder auch giftige Abfälle den Weg in die Umwelt und, in weiterer Folge, in den eigenen Körper finden.
Wie kann ich Zero Waste in meinen Arbeitsalltag integrieren?
Tanja Auer: Auch ein Arbeitsalltag lässt sich ohne viel Aufwand nachhaltig und müllfrei gestalten, da sich ein bewusster sowie reflektierter Lebensstil mit einigen Tipps und Tricks auch auf die Zeit im Büro übertragen lässt.
Jetzt werden vielleicht einige sagen: Aber bei mir in der Arbeit ist das so und so … Wie kann ich da etwas beeinflussen?
Tanja Auer: In den eigenen vier Wänden hat man natürlich selbst in der Hand, wieviel Müll man produziert und wie man diesen vermeiden kann, aber im Büro sieht die Sache meist wieder ganz anders aus: Entscheidungen werden ohne dich gefällt, das Mitspracherecht in Bezug auf nachhaltiges Mobiliar oder Second Hand-Geräte fällt flach und von einem eigenen Betriebskoch kannst du budgetbedingt nur träumen. Andererseits verbringst du aber auch sehr viel Zeit in der Arbeit und möchtest auch hier umweltfreundlicher durch den Tag kommen, ohne dabei Kollegen vor den Kopf zu stoßen, gefestigte Abläufe umzureißen oder den Titel als grüner Moralapostel einzuheimsen. Versuche deshalb immer in erster Linie mit positivem Beispiel voranzugehen, anstatt zu belehren und teile zwischendurch ein paar kleine Tipps mit interessierten Kollegen, die sich leicht umsetzen lassen.
„Nachhaltiger durch den Arbeitsalltag zu gehen, geht auch, ohne als grüner Moralapostel abgestempelt zu werden.“
Auch kleine Schritte können zu großen Ergebnissen führen, wenn wir sie alle gehen. Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Partizipation, wenn es um die umweltfreundliche Gestaltung der Firmenstrukturen geht. Gründe beispielsweise Arbeitsgruppen zum Thema, lerne in Workshops oder Seminaren mehr über die nachhaltige Arbeitsplatzgestaltung und äußere Wünsche zum Thema, wenn sie denn da sind. Nachhaltigkeit ist ein andauernder Prozess, in welchen jeder Arbeitnehmer miteinbezogen werden kann und sollte. Ein wenig Umweltschutz im Büro sorgt nicht nur für bessere Laune, sondern auch für ein besseres Klima und ist somit eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer.
11 Tipps für Zero Waste im Job #
#1 Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Büro fahren #
Um nachhaltig in den Arbeitstag starten zu können, muss man erst einmal umweltfreundlich ins Büro kommen. Wer sich scheut, Beine oder Rad zu nutzen, könnte stattdessen auch auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen und hat dabei sogar noch Zeit, ein paar Buchseiten zu lesen, Unterlagen durchzusehen oder sich mental auf den Arbeitstag vorzubereiten. Viele Arbeitgeber bieten mittlerweile sogar eine finanzielle Unterstützung für die Anreise mit Bus oder Bahn an. Auch Car-Sharing oder Fahrgemeinschaften sorgen für einen kleineren ökologischen Fußabdruck.
#2 Wiederverwendbare To-go-Behälter #
Ein schnelles Jausenweckerl beim Bäcker, die Pizza vom Lieferdienst, das verpackte Sprudelwasser aus dem Automaten oder der Mittagseinkauf beim Supermarkt um die Ecke: All diese kleinen Einwegverpackungen mögen auf den ersten Blick nicht nach viel Müll aussehen, summieren sich aber, ganz nach dem Motto „Kleinvieh macht auch Mist“, über das ganze Jahr hinweg in ungeahnte Höhen. Umweltfreundlicher wäre es, Mahlzeiten ohne Plastikverpackung mit ins Büro zu nehmen und dabei auf nachhaltige Boxen aus Edelstahl, Bienenwachstücher, Marmeladegläser, Thermoskannen oder Trinkflaschen aus Glas umzusteigen.
#3 Küche ohne Kunststoff #
Natürlich ist es nicht die Norm, dass in Firmen für Mitarbeiter gekocht wird. Es lohnt sich jedoch gerade in größeren Unternehmen anzufragen, ob die Möglichkeit besteht, eine Verpflegungsoption anzubieten. Alternativ kann man sein Essen auch in umweltfreundlichen Boxen oder Gläsern von zuhause mitbringen, denn auch so kann man viel Einwegverpackungen und Geld sparen. Alternativ lohnt es sich, im Büro gemeinsam nährstoffreiche Snacks mit lose gekauften Lebensmitteln oder Gemüse aus Biokisten-Lieferungen zuzubereiten, die wenig zeit- sowie geräteintensiv sind (Salate oder bunte Brötchen).
#4 Lose Bohnen statt Kapselchaos #
Kaffeekapseln sorgen nicht nur für unglaublich viel unnötigen Müll, sondern meist auch für menschenunwürdige Arbeits- und Lebensbedingungen in den Anbaugebieten. Bei Vollautomaten oder Filtermaschinen hingegen hat man selbst die Möglichkeit zu entscheiden, welche (lose gekauften) Kaffeebohnen man verwenden möchte und spart nebenbei auch jede Menge Abfall. Dasselbe gilt für Tee: Loser Tee für Teeeier oder Krüge spart auf Dauer viel Plastik und erfreut die Kollegen, da man gleich für alle den Teekrug auf den Tisch stellen kann.
#5 Restefeste #
Das Vermeiden von Lebensmittelverschwendung ist ein großer Teilbereich der Zero-Waste-Philosophie, da gerade hier oft sehr viele Abfälle anfallen, die sich ganz einfach vermeiden lassen würden. Erdäpfel vom Wochenende übrig? Mit ein wenig Sauerrahm, kaltgepresstem Öl, Salz, Pfeffer, Petersilie und Zwiebel machst du daraus innerhalb kürzester Zeit einen Dip oder Kartoffelaufstrich für das gesunde Pausenbrot. Gemüsereste vom Vortag im Kühlschrank? Mit ein wenig Couscous oder Nudeln vom Vortag und Leinöl machst du auch in der kleinsten Büroküche noch ein nährstoffreiches Mittagsgericht. Mehr zum gesunden Mittagessen im Büro inklusive drei Rezeptideen gibt’s bei Tanja im Blog.
#6 Wenn der Süßhunger ruft #
Für süße Gelüste während stressiger Arbeitsstunden legt man sich am besten einen, vorzugsweise gesunden, Vorrat an. Nüsse und Trockenfrüchte gibt es meist lose auf Märkten zu kaufen, während man Schokolade und Fruchtgummi auch in Unverpackt-Läden findet. All die kleinen Leckereien lassen sich griffbereit in alten Marmeladegläsern oder wiederverwendbaren Dosen in der Bürolade verstauen. Auch das abwechselnde Mitbringen von selbst gebackenem Kuchen für die Vormittags- oder Nachmittagskaffeepause kann viel Müll einsparen. Notfalls gibt es in Bioläden schon viele Schokoladenriegel, die in abbaubarer Verpackung den Weg ins Büro finden können.
#7 Papiermüll reduzieren #
Die Produktion von Papier verbraucht nicht nur Ressourcen wie Bäume und Energie, sondern auch jede Menge Wasser. Ganze 10 Liter davon stecken, neben problematischen Chemikalien, in einem A4-Blatt gebleichtem Papier. Hier lohnt es sich also durchaus, weniger davon zu verbrauchen sowie auf Recycling-Papier umzusteigen. Um Papier einzusparen, sollte man doppelseitig drucken und Fehldrucke unbedingt als Schmierpapier/Notizzettel verwenden. Auch gebrauchte Briefumschläge lassen sich oft noch einmal verwenden und ein „Umschlag zugunsten der Umwelt wiederverwendet“-Aufdruck lässt viele Öko-Herzen schnell einmal höher schlagen.
Müssen es wirklich immer Unmengen an Notizblöcken sein? Heutzutage verwenden viele Mitarbeiter aufgrund der einfachen Handhabung und der einfacheren Vernetzung sowieso lieber Termin- und Notiz-Apps auf Laptops und Smartphones. Sollten es doch einmal Papierplaner für Notfälle sein, gibt es auch hier einige nachhaltige Alternativen wie z. B. Notizbücher aus Graspapier oder wachsende Kalender, deren Blätter man im Anschluss einpflanzen kann.
#8 USB-Stick oder E-Mail anstatt CD oder Ausdrucke #
Reichen organisatorische Details per Mail oder muss man sie unbedingt für alle zuständigen Mitarbeiter ausdrucken? Reicht es auch, Details einzuscannen oder müssen unbedingt Kopien zum Verteilen davon gemacht werden? Ein bewusster Blick auf den Papierverbrauch reicht oftmals schon aus, um viel Papiermüll einzusparen. Übrigens: Umweltfreundliche Mehrweg-Alternativen gibt es auch abseits von Marmeladegläsern und Edelstahl-Jausenboxen. Wiederverwendbare USB-Sticks für die Datenspeicherung sind nicht nur eine effizientere Möglichkeiten, Ressourcen zu sparen, sondern machen sich auch gut als brauchbare Mitarbeitergeschenke und Goodies für Kunden.
#9 Das umweltfreundliche Schreibwarenetui #
Ob Kugelschreiber, Marker, Lineal oder Radiergummi – all die kleinen Schreibutensilien aus Plastik machen auf Dauer unglaublich viel, teils auch giftigen, Müll. In diesem Fall wäre es klüger, sein persönliches Federpennal mit umweltfreundlichen Alternativen auszustatten: Unlackierter Bleistift statt Kohlestift mit Aceton-Lack, Trockentextmarker im Buntstiftformat statt Textmarker aus Plastik, Füllfedern mit Refill-Patrone statt kurzlebigem Kuli, Radiergummi aus Naturkautschuk oder das gute alte Holzlineal. Die Liste lässt sich beliebig erweitern, indem man beispielsweise Holznadeln statt Plastikpins, Büroklammern statt Heftklammern, Gummiringerl aus Naturkautschuk, Schnellhefter aus Pappe oder Pergamin-Hüllen statt Klarsichtfolien verwendet. Hier lohnt es sich aber durchaus, den Wunsch nach nachhaltigem Büroequipment an die Chef-Etage bzw. die Einkaufs-Abteilung zu richten.
#10 Feierabend auch für Geräte #
Es versteht sich von selbst, dass ein geringerer Stromverbrauch kostentechnisch nur Vorteile für ein Unternehmen hat. Der nachhaltige Umgang mit Elektrogeräten am Arbeitsplatz (Stromsparmodus in Pausen, feierabendliches Herunterfahren) ist ein wichtiger Schritt hin zur Ressourcenschonung, den man im Büro selbst beeinflussen kann. Richtig grün wird es natürlich erst, wenn die benötigte Energie auch nachhaltig produziert wird. Auch solcherlei Wünsche kann man gerne an die zuständige Stelle im Unternehmen weiterleiten. Und natürlich: Licht aus, wenn man sich auf den Weg nach Hause macht!
#11 Effiziente Mülltrennung #
Wichtig ist am Ende nicht nur das Vermeiden von Müll, sondern auch die richtige Entsorgung, wenn dann doch einmal etwas im Korb landet. Je sorgfältiger der Müll getrennt wird, desto mehr davon kann am Ende verwertet werden.
Über Tanja Auer, Food Blogger & Zero Waste Expertin #
Tanja Auer ist diplomierte Sozialpädagogin, diplomierte Ernährungstrainerin, Autorin sowie Fitness- und Gesundheitstrainerin (in Ausbildung). Neben den drei Säulen Ernährung, Bewegung als physische Gesundheit und Reflexion als psychische Gesundheit, ist der Nachhaltigkeits-Gedanke ein wichtiger Schwerpunkt in Tanjas Arbeit: Auf ihrem blattgrün-Blog teilt sie Rezepte, Tipps und Erfahrungen rund ums gesunde und nachhaltige Leben.
Bildnachweis: Tanja Auer
Redaktion
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