Gehalt im Bewerbungsgespräch verhandeln
Gehaltsverhandlungen sind Bestandteil jedes Bewerbungsgesprächs. Die richtige Herangehensweise kann den Unterschied zwischen einem fairen Gehalt und einer verpassten Chance bedeuten. In diesem Artikel erfährst du, wie du dich optimal auf die Gehaltsfrage vorbereiten kannst und welche Strategien dir helfen, in deiner nächsten Bewerbungsrunde souverän zu agieren.
Dieser Artikel bietet dir praktische Anleitungen und Strategien, um deine Gehaltsverhandlungen zu optimieren. Du wirst lernen, wie du deinen eigenen Marktwert recherchierst, souverän auf Gehaltsfragen reagierst und eine überzeugende Gehaltsverhandlung führst. Dadurch wirst du in der Lage sein, selbstbewusst und gut vorbereitet in deine nächsten Bewerbungsgespräche zu gehen und das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
Vorbereitung auf die Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch #
Wie setzt sich die Höhe des Gehalts zusammen? #
Die Höhe des Gehalts hängt von unterschiedlichen Faktoren an:
Berufserfahrung über Ausbildung
Hast du keine Ausbildung abgeschlossen, jedoch zahlreiche Jahre an Berufserfahrung? Dann ist die fehlende Ausbildung von wenig Konsequenz. Das ist beispielsweise oft der Fall in der IT-Branche.
- Berufserfahrung
Je mehr Berufserfahrung du hast, desto höher ist in der Regel dein Gehalt. Langjährige Erfahrung in der Branche und in ähnlichen Positionen kann deinen Marktwert erheblich steigern. - Bildungsniveau
Ein höherer Bildungsabschluss wie ein Master oder eine Promotion kann sich positiv auf dein Gehalt auswirken. Auch relevante Zusatzqualifikationen und Weiterbildungen sind von Bedeutung. - Größe des Arbeitgebers
Etablierte Konzerne haben andere finanzielle Möglichkeiten als beispielsweise Start-Ups. - Branche
Die Branche, in der du arbeitest, spielt eine große Rolle bei der Gehaltshöhe. In Branchen wie IT, Finanzen oder Pharmazie sind die Gehälter oft höher als in anderen Sektoren. - Unternehmensgröße
Größere Unternehmen können oft höhere Gehälter zahlen als kleine oder mittelständische Betriebe. Auch der Standort des Unternehmens kann Einfluss haben, da in Ballungszentren oft höhere Gehälter gezahlt werden. - Verantwortungsbereich
Je größer dein Verantwortungsbereich, desto höher ist in der Regel dein Gehalt. Leitende Positionen oder solche mit Personalverantwortung werden besser vergütet. - Marktnachfrage
Wenn deine Fähigkeiten und Qualifikationen stark nachgefragt sind, hast du bessere Chancen, ein höheres Gehalt zu verhandeln. Spezialist*innen und Expert*innen in bestimmten Bereichen können oft höhere Gehälter fordern. - Wirtschaftliche Lage
Hat das Unternehmen sichere Zukunftsprognosen? Hat die Branche viel Entwicklungspotenzial? Diese Fragen können oft nicht mit Sicherheit beantwortet werden, spielen aber für die Gehaltsverhandlung eine Rolle.
Gehaltsstufen fix oder flexibel?
Informiere dich, ob fixe Gehaltssprünge eingeplant sind oder ob diese selbstständig verhandelt werden müssen.
- Arbeitsvertrag
- Wie sieht der Arbeitsvertrag aus?
- Wie werden Überstunden verrechnet? Ist es ein All-in-Vertrag?
- Sind Gehaltssprünge fixiert oder muss man diese eigenständig verhandeln?
- Was sind Voraussetzung für zukünftige Gehaltserhöhungen?
Falls du auf manche dieser Fragen keine Antworten hast, kannst du diese auch direkt an den Arbeitgeber im Bewerbungsgespräch stellen.
Den eigenen Marktwert kennen #
Bevor du in ein Bewerbungsgespräch gehst, ist es entscheidend, deinen eigenen Marktwert.
„Was ist in diesem Berufsfeld üblich?“
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten den eigenen Marktwert zu eruieren:
Online-Recherche #
- Vergleiche in Stelleninseraten ähnliche Positionen. Welche Gehaltsangaben werden dort angegeben?
- Was steht im Kollektivvertrag? Wirf einen Blick auf die Gehaltstabellen im Kollektivvertrag.
- Recherchiere auch zur Branche und Unternehmensgröße des potenziellen Arbeitgebers und der aktuellen wirtschaftlichen Lage. Hat das Unternehmen Gewinn ausgeschüttet?
- Nutze Gehaltsrechner, um eine Orientierung zu erhalten, wie hoch eine durchschnittliche Entlohnung in der Position möglich ist. Es gibt zahlreiche Online-Gehaltsrechner, unter anderem den Gehaltsrechner des Bundeskanzleramts.
- Manche Universitäten veröffentlichen jährlich ein Absolvent*innen Tracking, so auch die Universität Wien.
- Es gibt auch unterschiedliche Branchenreports, die Aufschluss geben, wieviel durchschnittlich verdient wird.
Selbsteinschätzung #
Neben der externen Recherche ist auch die Selbsteinschätzung entscheidend. Überlege dir, welche Fähigkeiten und Erfahrungen du mitbringst und wie diese den Anforderungen der Stelle entsprechen und im Vergleich zu anderen Kandidat*innen in der Branche stehen. Selbstbewusstsein ist wichtig, aber realistische Einschätzungen helfen dir, überzeugend zu argumentieren.
Netzwerk #
Bedauerlicherweise wird in Österreich "Gehalt" als Tabuthema gesehen. Es wird vermehrt durch jüngere Generationen gebrochen, die offenen über das Thema spreche. Ein Austausch zu Gehältern ist nicht nur wichtig, um eine realistische Einschätzung treffen zu können, sondern auch um den Gender Pay Gap zu schließen.
Frage bei Personen in höheren Joblevel nach, was sie zu Beginn bzw. als Einstiegsgehalt verdient haben. Menschen sprechen offener über vergangene Gehälter als aktuelle.
Wann die Frage nach dem Gehalt kommt
#
Aufforderung einer Gehaltsangabe in der Stellenausschreibung #
In manchen Stelleninseraten wird ausdrücklich, um eine Gehaltswunsch im Bewerbungsschreiben gebeten. Wie man auf diese Aufforderung reagieren kann, haben wir im folgenden Blogartikel beschrieben:
Im Bewerbungsgespräch #
Die Gehaltsfrage kann zu verschiedenen Zeitpunkten im Gespräch aufkommen, beim ersten Kennenlernen bis zur finalen Verhandlungsphase. Oft wird sie gegen Ende gestellt, wenn das Unternehmen bereits ein Interesse an dir signalisiert hat. Sei darauf vorbereitet, dass die Frage jederzeit kommen kann, und halte deine Antworten parat.
Gehalt wird nicht thematisiert #
Es gibt Fälle, in denen das Gehalt im Bewerbungsgespräch nicht thematisiert wird. Dies kann verschiedene Gründe haben, wie zum Beispiel Unternehmenspolitik, Stadium des Bewerbungsprozesses oder einfach Vergesslichkeit des Interviewers. Sollte das Thema nicht angesprochen werden, ist es ratsam, selbst die Initiative zu ergreifen. Wie du das tun kannst: Am Ende des Gesprächs, wenn du die Gelegenheit bekommst, Rückfragen zu stellen, kannst du das Thema Gehalt ansprechen. Ein Beispiel dafür könnte sein:
Vielen Dank für das Gespräch. Eine letzte Frage habe ich noch: Können wir über das Gehalt sprechen? Es ist für mich wichtig, um sicherzustellen, dass wir in dieser Hinsicht auf einer Wellenlänge sind.
Diese direkte, aber höfliche Herangehensweise zeigt dein Interesse und deine Professionalität.
Reaktionsstrategien auf die Gehaltsfrage #
Summen in Brutto nennen!
Beachte, dass bei der Gehaltsangabe mit dem Arbeitgeber immer von Brutto-Beträgen die Rede ist. Falls du Netto in Brutto umrechnen möchtest, hilft dir der Brutto-Netto Rechner.
Wenn die Gehaltsfrage aufkommt, antworte selbstbewusst und klar. Du könntest zum Beispiel sagen:
Basierend auf meinen Recherchen und meiner Erfahrung liegt meine Gehaltsvorstellung zwischen X und Y Euro jährlich.
So zeigst du, dass du dich informiert hast und realistische Vorstellungen hast. Es ist immer ratsam von Gehaltsspannen zu sprechen, um noch genügend Verhandlungsspielraum zu haben und sich nicht bei der ersten Angabe des Gehaltswunsches ins Aus zu spielen.
Häufige Fehler bei der Gehaltsverhandlung #
Vermeide es, zu niedrige oder zu hohe Forderungen zu stellen. Zu niedrige Forderungen können dich unter Wert verkaufen, während zu hohe Forderungen abschreckend wirken können. Leichter gesagt, als getan. Aus diesem Grund ist eine gründliche Recherche vor der Gehaltsverhandlung wichtig. Ein weiterer Fehler ist, keine klare Antwort zu geben oder unsicher zu wirken.
Praktische Tipps und Beispiele #
Allgemeine Formulierungsbeispiele:
Aufgrund meiner bisherigen Erfahrung und den Anforderungen der Position sehe ich meine Gehaltsvorstellung bei etwa 50.000 bis 60.000 Euro jährlich.
Nach meinen Recherchen und basierend auf meiner Qualifikation halte ich eine Gehaltsspanne von 45.000 bis 55.000 Euro für angemessen.
Antwortmöglichkeiten auf die Frage "Was haben Sie in Ihrer vorhergehenden Position verdient?"
Wenn du im Bewerbungsgespräch nach deinem vorherigen Gehalt gefragt wirst, ist es wichtig, eine diplomatische und dennoch ehrliche Antwort zu geben. Hier sind einige Strategien und Formulierungsbeispiele, wie du diese Frage souverän beantworten kannst:
- Strategie 1: Gehaltsspanne nennen
Du kannst eine Gehaltsspanne nennen, die deinen bisherigen Verdienst widerspiegelt, ohne eine genaue Zahl preiszugeben. Dies zeigt Transparenz und gleichzeitig Flexibilität.
Mein Gehalt lag in meiner letzten Position im Bereich von 50.000 bis 55.000 Euro jährlich. Für mich ist es jedoch wichtiger, dass die neue Position sowohl meinen Fähigkeiten als auch meinen beruflichen Zielen entspricht.
- Strategie 2: Den Fokus auf die zukünftige Position lenken
Wenn du das Gefühl hast, dass dein vorheriges Gehalt nicht relevant oder nicht repräsentativ für die neue Position ist, kannst du den Fokus auf deine aktuellen Erwartungen und die Anforderungen der neuen Rolle lenken.
In meiner letzten Position habe ich 48.000 Euro jährlich verdient. Allerdings sehe ich die Anforderungen und die Verantwortlichkeiten in dieser neuen Rolle als einen Schritt nach oben, weshalb ich eine Gehaltsvorstellung im Bereich von 55.000 bis 60.000 Euro habe.
- Strategie 3: Vertraulichkeit betonen
Falls du dich unwohl fühlst, genaue Zahlen zu nennen, kannst du auf die Vertraulichkeit deines bisherigen Gehalts hinweisen und trotzdem eine Gehaltsspanne angeben.
Die Gehaltsstruktur in meinem vorherigen Unternehmen ist vertraulich, daher kann ich keine genauen Zahlen nennen. Aufgrund meiner Recherchen und Erfahrungen strebe ich für diese Position jedoch ein Gehalt zwischen 50.000 und 60.000 Euro an.
- Strategie 4: Gesamtpaket betonen
Statt Geld über andere Benefits verhandeln
Neben dem Gehalt, kannst du ebenfalls über Benefits, wie zusätzliche Urlaubstage, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Kinderbetreuung verhandeln.
Betone, dass das Gehalt nur ein Teil des Gesamtpakets ist und dass auch andere Faktoren für dich eine Rolle spielen.
Mein Jahresgehalt betrug 50.000 Euro, aber für mich spielen auch weitere Benefits wie Weiterbildungsmöglichkeiten und Work-Life-Balance eine große Rolle. Daher sehe ich die Gesamtvergütung als wichtigen Faktor bei der Entscheidung.
Diese Strategien helfen dir, auf die Frage nach deinem vorherigen Gehalt professionell und selbstbewusst zu antworten, während du gleichzeitig den Fokus auf deine aktuellen Gehaltsvorstellungen und die Anforderungen der neuen Position lenkst.
Fazit #
Die Gehaltsfrage im Bewerbungsgespräch ist ein entscheidender Moment. Mit guter Vorbereitung, einer klaren Strategie und einem selbstbewussten Auftreten kannst du überzeugen und ein faires Gehalt verhandeln. Sei dir deines Wertes bewusst und gehe gut vorbereitet in das Gespräch.
Viel Erfolg bei deiner nächsten Gehaltsverhandlung!
Du willst mehr Infos zum Bewerbungsgespräch? #
In Sachen Gehalt bist du jetzt sattelfest. In unserem Leitfaden findest du aber noch andere Dinge, die genauso wichtig sind:
Sarah Chlebowski
Content Managerin
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