Arbeiten als Studierende: Unumgängliche Doppelbelastung oder Investition in die Zukunft?
Studieren und gleichzeitig einen Job daneben ausüben – geht das überhaupt? Ja, durchaus und für viele Studierende ist ein Nebenjob sogar ein Muss. Wer sich Gedanken über eine strukturierte Tagesorganisation macht, wird beides auch auf einmal ganz gut schaukeln können. Mit welchen Tricks ihr euch die zeitliche Planung erleichtert und welche Vor- bzw. Nachteile mit einem Nebenjob einhergehen, erfahrt ihr hier.
Derzeit sind etwa 280.000 Menschen an einer österreichischen Hochschule eingeschrieben und absolvieren dort ein ordentliches Studium. Ungefähr 61 Prozent der Studierenden arbeiten, durchschnittlich verbringen sie 19,9 Stunden pro Woche in der Arbeit, heißt es im Kernbericht der Studierenden-Sozialerhebung im Jahr 2015. Für viele von ihnen ist der Alltag ohne einen Nebenjob finanziell nicht zu stemmen. Andere möchten so früh wie möglich ins Arbeitsleben eintauchen, um ein Fundament für ihre Zukunft zu legen. Über das Für und Wider kann man letztlich lange diskutieren.
Geld, Geld, Geld regiert die Welt #
Einer der lohnenswertesten Aspekte was das Arbeiten betrifft, vor allem, wenn man sich gleichzeitig noch in der Ausbildung befindet: der Gehaltszettel am Ende des Monats. Ein stabiles Einkommen dämmt den finanziellen Druck, der auf Studierenden lastet, ungemein. Für die Miete ist gesorgt und endlich reicht das Geld für mehr als nur Tiefkühlpizza und Nudeln mit Ketchup.
Gleichzeitig begibt man sich (zum Teil oder vielleicht sogar ganz) in die finanzielle Unabhängigkeit und das ist ein unheimlich befreiendes Gefühl. Außerdem: Wer früh lernt, intelligent mit Geld umzugehen und seine monetären Angelegenheiten selbst zu regeln, hat später vermutlich einen Vorteil, was Finanzielles anbelangt.
Zeiteinteilung als das Um und Auf #
Wer den Balanceakt zwischen Vollzeitstudium und Teilzeitjob wagt, muss zunächst jedoch eines lernen: Zeitmanagement! Zu diesem Thema findet ihr hier einige Tricks. Denn die Koordination zwischen Vorlesungsterminen und Meetings kann sich durchaus als knifflig erweisen, insbesondere dann, wenn man nicht den Luxus flexibler Arbeitszeiten genießt. Da hilft dann oft nur eines: Regelmäßiger Austausch mit dem Chef, wenn es im Unistundenplan zu Veränderungen kommt oder eine wichtige Klausur und Arbeitszeit sich überschneiden. So beugt man Missverständnissen vor und zieht nicht unnötig den Zorn des Vorgesetzten auf sich.
Gelingt die Gratwanderung nicht, kann die Situation schnell kippen und eine dieser drei Komponenten in Leidenschaft gezogen werden. Wer sich im Arbeitsleben zu sehr auspowert, dem bleibt oft nur wenig Energie für universitäre Verpflichtungen. Ruft die Uni in Form von Abgabeterminen, Klausuren und Präsentationen, muss der Job unweigerlich hinten anstehen. Und wer beide Bereiche mit dem gleichen Einsatz zu schaukeln versucht, kann sich im schlimmsten Fall von seiner Freizeit verabschieden. Im Idealfall findet der arbeitende Studierende eine Art goldene Mitte, wo eine angemessene Zeitverteilung zwischen Studium, Job und Freizeit möglich ist. Um die zu erreichen, ist es möglicherweise hilfreich, bereits im Voraus einen Zeitplan für die kommende Woche zu erstellen. So behält man stets den Überblick was Lehrveranstaltungstermine, Arbeitszeit und Lücken für Hobbys und Freunde betrifft.
Früh genug Weichen für die Zukunft stellen #
Bereits während des Studiums die Augen nach einer Teilzeitstelle offen zu halten, kann sich durchaus bezahlt machen, wenn es darum geht, die Schienen für künftige Berufswege zu legen. Ein Nebenjob bietet – sofern er zum Studium passt – nicht nur die Möglichkeit, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen oder zusätzliches Geld zu verdienen. Vielmehr symbolisiert er für manche den nahtlosen Übergang ins Vollzeitmodell, sobald der Abschluss in der Tasche ist. Wer also vorausschauend denkt, sich möglichst unentbehrlich macht und von sich überzeugen kann, hat wahrscheinlich gute Karten, direkt übernommen zu werden.
Für den Fall, dass es mit der anschließenden Festanstellung doch nicht klappen sollte: Jede Berufserfahrung wertet einen Lebenslauf zusätzlich auf. Zudem kann man im späteren Verlauf auch von den Kontakten profitieren, die man im Unternehmen geknüpft hat. Dadurch bleibt zumindest der Networking-Faktor erhalten.
Der Umstieg ins Vollzeitmodell muss jedoch nicht gezwungenermaßen erst nach Abschluss einer Uni erfolgen. Wer sich im Unternehmen wohl fühlt und der Meinung ist, dort seinen Traumjob gefunden zu haben, liebäugelt möglicherweise schon während des Studiums mit dem Gedanken, das universitäre Handtuch zu schmeißen. An und für sich ist die Vorstellung ja auch ganz verlockend: Mehr Geld verdienen und abends nach Hause kommen können, ohne sich den Kopf über Klausuren und Seminararbeiten zerbrechen zu müssen. An und für sich ist ein Studienabbruch überhaupt nichts Schlimmes. Allerdings sollte man die Auswirkungen, die ein fehlender Abschluss viele Jahre später haben kann, nicht außer Acht lassen. Und wer weiß, ob man im Alter von 30 Jahren noch einmal die Motivation aufbringen kann, ein Studium erneut in Angriff zu nehmen.
Die Realität ist oft weniger glamourös als erhofft #
Unsere Fantasie färbt die Wirklichkeit häufig bunter ein, als sie tatsächlich ist und lässt uns ein rosiges Bild nach dem nächsten konstruieren. Doch nur ein geringer Anteil der Studierenden findet sich in der glücklichen Position wieder einen Job auszuüben, der ihn tatsächlich interessiert und einen Mehrwert für sein späteres Arbeitsleben mitbringt. Denn höchstwahrscheinlich wird man keine Artikel für die lokale Zeitung beisteuern, sondern Kleidung beim H&M schlichten, keine Werbeagentur mit kreativen Grafikentwürfen beglücken, sondern sich in einem Café die Füße wund laufen. Student*innen ergreifen, wie oben bereits erwähnt, häufig aus der Not heraus den erstbesten Job, den sie bekommen können. Die Konkurrenz um Jobs, die in den Bereich des jeweiligen Studiums fallen, ist dementsprechend groß.
Charakterlich und menschlich wächst man immer #
Ob man nun den absoluten Kindheitstraum ausleben kann oder lediglich die Zeit bis zum Abschluss überbrücken möchte – wachsen tut man an der Erfahrung auf jeden Fall! Denn so wird man bereits im jungen Alter daran herangeführt, Verantwortung zu übernehmen und ein gesundes Maß an Disziplinbewusstsein zu entwickeln. Da Studium und Arbeit eine Doppelbelastung darstellen, lernt man gleichzeitig, mit Stress umzugehen und den eigenen Alltag zu strukturieren.
Ein weiteres Plus: Man lernt neue Leute kennen, knüpft Kontakte, übt sich in der Teamarbeit und profitiert von jenem Wissen, das sich Kolleg*innen über die Jahre angeeignet haben. Wer Neues lernen möchte und sich Herausforderungen stellt, wird mitunter immer wieder in die Situation geraten, die eigene Komfortzone verlassen zu müssen. Das wiederum stärkt das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen, was im Verlauf des Lebens klare Vorteile mit sich bringt.
Als Student*in arbeiten: Ja oder nein? #
Die Entscheidung liegt, wie so oft, beim Einzelnen und kann von keiner anderen Person als dir selbst getroffen werden. Zunächst geht es ja auch darum abzuschätzen, inwiefern das Vollzeitstudium und ein Teilzeitjob miteinander zu vereinbaren sind. Kläre auf jeden Fall diese zwei Punkte ab:
- Hast du zwischen Vorlesungen und Abgabeterminen überhaupt genügend Zeit, um zu arbeiten?
- Welche Tätigkeiten könntest du dir vorstellen, auch wenn es sich dabei nicht um deinen absoluten Traumjob handelt?
Prinzipiell ist ein bisschen Cash nebenbei immer nett. Die Erfahrungen hingegen, die man sammelt – ob gute oder schlechte – sind jedenfalls unbezahlbar.
Bianca Schedlberger
Content Managerin
Mehr erfahren