Bewerbung 2024: Arbeitstrends

Auf den ersten Blick verlaufen die Jobsuche und der Bewerbungsprozess seit Jahren nach einem gleichen Muster:

1. Du findest ein Jobinserat.
2. Du erstellst Bewerbungsunterlagen (bestehend aus Lebenslauf und Anschreiben) und schickst sie an das Unternehmen.
3. Du erhältst entweder eine positive (zum Beispiel eine Einladung zum Bewerbungsgespräch) oder negative Rückmeldung auf deine Bewerbung.

Es gibt jedoch externe Faktoren, wie beispielsweise technologische Fortschritte (Künstliche Intelligenz) oder gesellschaftliche/wirtschaftliche Entwicklungen (demographischer Wandel oder Fachkräftemangel), die Auswirkungen auch auf die Jobsuche und den Bewerbungsprozess haben. Hier stelle ich die wichtigsten 4 Arbeitstrends vor, die in Zukunft an Bedeutung gewinnen werden und für Jobsuchende und Bewerbende relevant sind.

Maschinenlesbarer Lebenslauf #

Hintergrund #

Große Unternehmen erhalten täglich zahlreiche Bewerbungen. Damit Personalverantwortliche nicht den Überblick verlieren, werden Bewerbungs-Tracking-Systeme (ATS) eingesetzt. ATS-Systeme sind dazu da, um den Bewerbungsprozess zu optimieren und den Auswahlprozess effizienter zu gestalten. Das umfasst beispielsweise folgende Punkte:

• die Veröffentlichung von Stellenanzeigen
• die Verwaltung von Bewerbungen
• die Analyse von Lebensläufen
• die Terminierung von Vorstellungsgesprächen
• die Verfolgung des gesamten Bewerbungsprozesses

Das Hauptziel eines ATS besteht darin, den Auswahlprozess zu rationalisieren (Unconscious Bias im Recruiting) und zu automatisieren, um Zeit und Ressourcen zu sparen. ATS-Systeme ermöglichen Personalverantwortlichen, Bewerbungen effizient zu sortieren, Talente zu identifizieren und den gesamten Bewerbungsprozess zu beschleunigen. Dabei setzen ATS-System oft auf CV-Parsing-Technologien, die es ermöglichen, Lebenslaufinformationen effizient zu analysieren und zu verarbeiten. CV-Parsing extrahiert automatisch relevante Daten aus einem Lebenslauf, wie Berufserfahrung, Fähigkeiten und Ausbildung, und konvertiert sie für die Verwendung in Applicant Tracking Systemen.

Warum sind Technologien wie CV-Parsing für Bewerbende relevant? #

Die Wahrscheinlichkeit wird immer größer, dass deine Bewerbung zuerst von einer Maschine gesichtet wird, bevor sie eine Person liest. Es wäre bedauerlich, wenn deine Daten wie Kontakt, Fähigkeiten und Erfahrungen in einer Datenbank falsch eingelesen werden und du aufgrund eines Formfehlers aus dem Bewerbungsprozess ausscheidest. Indem du die untenstehenden Punkte bei der Gestaltung deines Lebenslaufes berücksichtigst, erhöhst du die Chancen, dass deine Bewerbungen von ATS-Systemen effektiv verarbeitet werden und somit eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, von menschlichen Personalverantwortlichen weitergeprüft zu werden.

Wie optimiere ich meinen Lebenslauf für CV-Parsing? #

Hier sind einige Tipps, wie du deinen Lebenslauf maschinenlesbar machen kannst:

• Simples Design
  Strukturiere deinen Lebenslauf in einem einfachen Format, das leicht von ATS-Systemen interpretiert werden kann. Vermeide komplexe Tabellen, Grafiken oder ungewöhnliche Schriftarten. Halte deine beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen klar und prägnant fest. Verwende standardisierte Überschriften für Abschnitte wie "Berufserfahrung", "Ausbildung", "Fähigkeiten", Datumsangaben und Bullet Points. Dies erleichtert die Zuordnung der Informationen durch die ATS-Software.
• Verwendung von relevanten Keywords
  Integriere Schlüsselwörter und -phrasen, die für die Position relevant sind, für die du dich bewirbst. ATS-Systeme scannen nach bestimmten Begriffen, um die Übereinstimmung mit den Anforderungen der Stelle zu bewerten. Passe daher deinen Lebenslauf für jede spezifische Stellenanzeige an und betone Schlüsselqualifikationen und Erfahrungen, die in der Anzeige hervorgehoben sind. Vermeide jedoch den Missbrauch von Schlagwörtern. Dein Lebenslauf sollte natürlich und überzeugend wirken, ohne dass Keywords zwanghaft eingefügt werden.
• Optimierung der Dateiformate
  Verwende gängige Dateiformate wie PDF oder Word. Manche ATS bevorzugen eines gegenüber dem anderen, daher ist es hilfreich, sich an die Anforderungen des jeweiligen Unternehmens zu halten. Vermeide Bildformate wie .jpg oder .png.

Umgekehrte Jobsuche – professionelles Auftreten in digitalen Netzwerken #

Hintergrund #

Der demografische Wandel hat zu einer älter werdenden Bevölkerung geführt, was wiederum einen Rückgang des verfügbaren Arbeitskräfteangebots nach sich zieht. Gleichzeitig entwickeln sich Branchen, insbesondere im Bereich der neuen Technologien, rasant weiter, was den Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften weiter verstärkt. Unternehmen, die proaktiv auf die Suche nach Talenten gehen und sich als attraktive Arbeitgeber präsentieren, haben einen klaren Wettbewerbsvorteil auf der Suche nach qualifizierten Mitarbeiter*innen.

Diese Veränderungen in der Arbeitswelt, die durch den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel vorangetrieben werden, haben dazu geführt, dass Unternehmen vermehrt auf die umgekehrte Jobsuche setzen. Active Sourcing bezeichnet die Aktivität von Unternehmen selbst proaktiv Talente anzusprechen, anstatt nur auf eingehende Bewerbungen zu reagieren. Mit einem schwindenden Angebot an qualifizierten Fachkräften und einem wachsenden Bedarf in verschiedenen Branchen sehen sich Unternehmen gezwungen, innovative Rekrutierungsstrategien zu entwickeln.

Warum ist Active Sourcing für Bewerbende relevant? #

Was bedeutet das für dich als Bewerbende? Positioniere dich in digitalen Netzwerken und mach dich sichtbar, damit Recruiter*innen auf dich aufmerksam gemacht werden.

Professionelles Auftreten in digitalen Netzwerken #

Um von Unternehmen angesprochen zu werden, musst du in digitalen Netzwerken professionell auftreten. Hier sind einige Tipps, wie Bewerbende ihre Präsenz online stärken können:

• Optimiere dein Profil:
  Vollständige und gut strukturierte Profile auf Plattformen wie LinkedIn oder auch auf karriere.at sind entscheidend. Achte darauf, relevante Fähigkeiten, Erfahrungen und Qualifikationen hervorzuheben.
• Teile regelmäßig Inhalte:
  Teile branchenspezifische Artikel, Meinungen oder Projekte, um deine Expertise zu demonstrieren und sichtbar zu bleiben.
• Engagiere dich in Gruppen:
  Beteilige dich aktiv in berufsbezogenen Gruppen, um dein Netzwerk zu erweitern und dich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
• Sei authentisch:
  Authentizität ist entscheidend. Zeige, wer du bist und was dich als Fachkraft auszeichnet. Dies schafft Vertrauen und weckt das Interesse von Unternehmen.
• Nutze Schlüsselwörter:
  Integriere Schlüsselwörter in dein Profil, die von Unternehmen in deiner Branche häufig gesucht werden. Das verbessert deine Auffindbarkeit.
• Pflege deine Online-Reputation:
  Achte darauf, dass alle öffentlichen Informationen über dich im Internet positiv sind. Arbeitgeber recherchieren oft online, bevor sie Talente ansprechen. Suche doch mal nach deinem eigenen Namen, um zu sehen welche Informationen und Bilder über dich im Netz kursieren.

Die umgekehrte Jobsuche ist ein zentraler Trend in der modernen Arbeitswelt. Active Sourcing ermöglicht es Unternehmen, die besten Talente direkt anzusprechen, was für Bewerbende eine einzigartige Gelegenheit darstellt. Durch ein professionelles Auftreten in digitalen Netzwerken kannst du deine Sichtbarkeit erhöhen und dich als attraktive Kandidat*in für Active Sourcing positionieren. Diese strategische Herangehensweise an die Jobsuche wird zunehmend entscheidend für den beruflichen Erfolg in einer sich ständig wandelnden Arbeitslandschaft.

Nutzung von KI-Tools in der Bewerbung #

Die Nutzung von KI-Tools in der Bewerbung ist ein fortschreitender Trend. Gefühlt täglich lernt man von neuen Tools kennen, die auch bei der Bewerbungsstrategie unterstützen können.

Vorteile und Risiken bei der Nutzung von KI-Tools #

Beispiele von KI-Technologien für Bewerbende #

Inzwischen werden alle schon mal von schreibbasierten KI-Tools, wie ChatGPT gehört haben. Es gibt aber auch verschiedene KI-Tools, die speziell Bewerbende bei der Erstellung ihrer Bewerbungsunterlagen unterstützen können. Die meisten sind jedoch auf den englischsprachigen Markt ausgelegt. Die unten aufgelisteten Beispiele sollen lediglich einen Einblick geben, was inzwischen alles mit KI-Technologien möglich ist:

• Jobscan ist ein Tool, das den Lebenslauf einer Bewerber*in mit einer Stellenanzeige vergleicht und Empfehlungen zur Optimierung gibt. Es hilft, den Lebenslauf besser auf die Anforderungen der ausgeschriebenen Position abzustimmen.
• Grammarly ist ein KI-gestütztes Tool für die Rechtschreib- und Grammatikprüfung. Es kann Bewerbende dabei unterstützen, Fehler zu identifizieren und ihre Schreibweise zu verbessern.
• ResyMatch ist ein weiteres Tool, das Lebensläufe mit Stellenanzeigen vergleicht. Es bietet Anpassungsvorschläge, um sicherzustellen, dass die Bewerbung besser zu den spezifischen Anforderungen der Position passt.
• VMock ist ein virtueller Lebenslauf-Assistent, der KI verwendet, um Lebensläufe zu analysieren und personalisiertes Feedback zu Formatierung, Inhalt und Struktur zu geben.
• Cultivate Labs bietet KI-gestützte Tools zur Verbesserung von Online-Präsenzen, einschließlich LinkedIn-Profilen. Es kann dabei helfen, die Sichtbarkeit und Anziehungskraft für Arbeitgeber zu steigern.
• RezScore verwendet KI-Algorithmen, um Lebensläufe zu analysieren und eine Punktzahl basierend auf verschiedenen Kriterien wie Lesbarkeit, Schlagwortdichte und Erfahrung zu vergeben.
• Skillroads nutzt KI für die Erstellung und Optimierung von Lebensläufen. Es hilft Bewerbenden, relevante Fähigkeiten und Schlüsselwörter einzufügen, um die Chancen auf eine erfolgreiche Bewerbung zu erhöhen.
• Jobalytics ist eine Chrome-Erweiterung, die KI verwendet, um Stellenanzeigen zu analysieren. Sie hilft dabei, Schlüsselwörter zu identifizieren, die in den Lebenslauf eingefügt werden können, um die Übereinstimmung mit der Stelle zu verbessern.

Bedeutung der sozialen Kompetenzen und der Persönlichkeit #

Hintergrund #

Der Trend zur Bedeutung sozialer Kompetenzen und der Persönlichkeit in der Arbeitswelt spiegelt einen Wandel in den Rekrutierungspraktiken wider. Traditionell standen „Hard Skills“ und Fachkenntnisse im Vordergrund, während „Soft Skills“, soziale Kompetenzen und Persönlichkeitsmerkmale als weniger entscheidend betrachtet wurden. Heutzutage wird jedoch erkannt, dass diese genau diese "weichen" Fähigkeiten genauso wichtig (wenn nicht wichtiger) sind als die "harten" Fähigkeiten, insbesondere in einer sich schnell verändernden und digitalisierten Arbeitswelt.

Hinter diesem Trend stehen mehrere Faktoren, darunter auch technologische Entwicklungen. Die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung haben dazu geführt, dass einige technische Aufgaben von Maschinen übernommen werden können. Infolgedessen wird die Fähigkeit zur Zusammenarbeit, Kommunikation und Anpassungsfähigkeit zu einem entscheidenden Unterscheidungsmerkmal für Arbeitskräfte. KI-Technologien können zwar repetitive Aufgaben übernehmen, aber menschliche Eigenschaften wie Empathie, Kreativität und soziale Intelligenz bleiben weiterhin unersetzlich.

Wie können Bewerbende diesen Trend nutzen? #

Für Bewerbende bedeutet dieser Trend, dass sie ihre sozialen Kompetenzen und Persönlichkeit in den Vordergrund stellen müssen. Hier sind einige Aspekte, die du berücksichtigen solltest:

• Betonung von Soft Skills: Hebe in Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen deine Soft Skills hervor. Dazu gehören Kommunikationsfähigkeiten, Teamarbeit, emotionale Intelligenz und Anpassungsfähigkeit. Vergiss dabei nicht konkrete Beispiele für diese zu geben. Erfahrungen aus früheren Positionen oder Projekten können dazu dienen, diese Fähigkeiten zu illustrieren.
• Storytelling: Geschichten haben zwei wichtige Vorteile: Sie können einerseits einen Einblick in deine Persönlichkeit geben, außerdem helfen sie dabei, dich bei Personalverantwortlichen gut in Erinnerung zu behalten. Die Fähigkeit, persönliche und berufliche Erfahrungen auf eine ansprechende Weise zu präsentieren, kann dazu beitragen, die sozialen Kompetenzen zu unterstreichen.
• Selbstreflexion: Bewerbende sollten sich ihrer eigenen Persönlichkeit bewusst sein und in der Lage sein, ihre Stärken und Schwächen zu reflektieren. Die Fähigkeit zur Selbstreflexion wird oft als ein Zeichen von emotionaler Intelligenz betrachtet.
• Online-Präsenz: Die Art und Weise, wie du dich online präsentierst, spielt eine Rolle. Die Teilnahme an berufsbezogenen Netzwerken und die Pflege eines professionellen Online-Images trägt zu deinem Personal Branding bei.

Zusammenfassung #

Die Arbeitswelt erfährt ständige Veränderungen, und Jobsuchende müssen sich auf neue Trends und Entwicklungen einstellen, um im Bewerbungsprozess erfolgreich zu sein. In diesem Artikel wurden vier wichtige Arbeitstrends für 2024 beleuchtet:

1. Maschinenlesbarer Lebenslauf: Die Einführung von ATS-Systemen hat die Art und Weise beeinflusst, wie Unternehmen Bewerbungen verarbeiten. Bewerbende müssen ihre Lebensläufe maschinenlesbar gestalten, um von diesen Systemen effektiv analysiert zu werden. CV-Parsing-Technologien spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie Lebenslaufinformationen extrahieren und für ATS-Verbindungen verfügbar machen.
2. Umgekehrte Jobsuche – professionelles Auftreten in digitalen Netzwerken: Der demografische Wandel und der Fachkräftemangel haben Unternehmen dazu veranlasst, proaktiv Talente anzusprechen. Bewerbende müssen sich in digitalen Netzwerken professionell präsentieren, um von Active Sourcing-Strategien profitieren zu können. Dies erfordert ein optimiertes Online-Profil, regelmäßiges Teilen von relevanten Inhalten und eine authentische Darstellung der eigenen Persönlichkeit.
3. Nutzung von KI-Tools in der Bewerbung: KI-Tools bieten Effizienzsteigerung und Zeitersparnis bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen. Bewerbende können von automatisierten Funktionen profitieren, sollten jedoch Datenschutzbedenken berücksichtigen und sicherstellen, dass ihre Bewerbungen trotz Automatisierung ihre persönliche Note behalten.
4. Bedeutung der sozialen Kompetenzen und der Persönlichkeit: Der Trend zur Betonung von Soft Skills und Persönlichkeit spiegelt den Wandel in den Rekrutierungspraktiken wider. Bewerbende sollten ihre sozialen Kompetenzen in den Vordergrund stellen, konkrete Beispiele für ihre Soft Skills geben und durch Storytelling ihre Persönlichkeit präsentieren.

Trotz dieser Trends bleiben wichtige Bestandteile in der Jobsuche weiterhin konstant und sollten nach wie vor von Bewerbenden genutzt werden:

• Stelleninserate sind die Ausgangslage für eine freie Position und damit eine erfolgreiche Bewerbung.
• Der Lebenslauf und das Anschreiben bleiben essenzielle Dokumente im Bewerbungsprozess.
• Vor allem das Jobinterview dient dazu, dich als Person und potenzielle Mitarbeiter*in kennenzulernen.