Recruiting
RecruitingErstellt am:
19. November 2024202411196 Min.6 Min.
In Recruiting-Prozessen werden Daten gesammelt: Klicks auf Stellenanzeigen, Anzahl der Bewerbungen, demographische Daten, um nur einige wenige zu nennen. Was kann man aus Daten herauslesen, um fundierte Entscheidungen zu treffen und unsere Recruiting-Prozesse kontinuierlich zu optimieren? Florian Hochhauser, Teamlead Talent Acquisition, und Emina Nuhanovic, People Operations Specialist, bei karriere.at plaudern aus dem Nähkästchen und geben Einblicke in die Praxis bei karriere.at.
Welche Rolle spielt datengetriebenes Recruiting bei uns im Unternehmen und wie hat sich dieser Ansatz in den letzten Jahren entwickelt?
Florian Hochhauser: Datengetriebenes Recruiting gewinnt bei uns immer mehr an Bedeutung. Früher haben wir zwar viele unterschiedliche Daten gesammelt, sie aber kaum genutzt. Seit einem halben Jahr arbeiten wir mit einem Dashboard und haben die für uns wichtigsten Daten identifiziert. Relevante interne Stakeholder haben auf dieses Dashboard Zugriff und können auf dessen Basis fundierte Entscheidungen treffen.
Welche Daten erhebt und analysiert ihr im Recruiting-Prozess, um die passenden Talente zu identifizieren?
Emina Nuhanovic:Wir erheben laufend Daten in Bezug auf unsere Inserate, zum Beispiel in Bezug auf den Rücklauf. Anhand davon eruieren wir Optimierungspotenziale und passen unsere Inserate gegebenenfalls an, um mehr Bewerbungen zu bekommen.
Was ist Data Driven Recruiting?
Bei Data Driven Recruiting werden Daten zu Bewerbenden und bisherigen Prozessen verwendet, um Recruiting-Prozesse zu optimieren, künftig fundierte Entscheidungen zu treffen und die Effizienz zu steigern.
Ein Beispiel: Ein Inserat bekommt viele Klicks, die Stelle an sich
ist also interessant. Aber es bewerben sich nur wenige Menschen. Das
kann ein Indiz dafür sein, dass wichtige Informationen fehlen oder
Formulierungen nicht aussagekräftig genug sind. Im Nachgang lassen sich
der Aufgabenbereich konkreter beschreiben oder die Gehaltsspanne
ergänzen.
Auch in Bezug auf Active Sourcing nutzen wir unser Dashboard, indem
wir dokumentieren welche Stellen dadurch besetzt wurden. Davon leiten
wir ab, bei welchen Jobs wir zusätzlich zum Inserat auch Active Sourcing
leisten müssen. Je mehr Daten wir sammeln, desto besser können wir
nachvollziehen, welche Recruiting-Maßnahmen fruchten und unsere
Strategie danach ausrichten.
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Wie stellt ihr sicher, dass diese Daten sowohl aussagekräftig als auch relevant für die Recruiting-Ziele sind?
Florian Hochhauser: Wichtig ist, regelmäßige Checks durchzuführen. Wir wenden unser Dashboard im Daily Business an und ziehen es stets heran, ehe wir wichtige Entscheidungen treffen oder Veränderungen vornehmen.
Wir haben unser KPI-Dashboard vor einem Jahr ins Leben gerufen und bauen dieses seitdem schrittweise aus. Mittlerweile können wir Daten aus 2023 und 2024 miteinander vergleichen. Konkrete Trends oder langfristige Entwicklungen werden unserer Meinung aber erst dann sichtbar, wenn Daten über mehrere Jahre gesammelt wurden.
„Trends oder langfristige Entwicklungen werden erst dann sichtbar, wenn Daten über mehrere Jahre gesammelt wurden.“
Welche KPIs nutzt ihr, um eure Arbeit im People & Innovation Team zu bewerten?
Emina Nuhanovic: Beim Thema Kennzahlen war uns von Anfang an ein professioneller Umgang mit Daten wichtig, um Entscheidungen fundiert treffen zu können, Entwicklungsfelder zu erkennen und den Fortschritt unserer Arbeit im People Team abzubilden.
Unsere Arbeit umfasst nicht nur Recruiting und Gehalt. Auch die Mitarbeiter*innenbefragung, Employer Branding und weitere Themenbereiche müssen berücksichtigt werden, wenn wir sinnvolle Bewertungen durchführen möchten. Kennzahlen können zudem Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Aufgabengebieten abbilden und Vergleiche zu Vormonaten möglich machen.
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Gibt es konkrete Tools oder Technologien, die ihr einsetzt?
Florian Hochhauser: Wir benutzen für unsere Arbeit Tableau
und Excel. Rohdaten werden in Excel-Tabellen gespeichert, bereinigt und
vorbereitet. Anschließend erstellen wir sogenannte Master-Excel, in
denen alle Excel-Tabellen und Daten aus verschiedenen Quellen
zusammengefasst sind.
Zwischen dem Master-Excel und Tableau existiert eine Schnittstelle.
Da wir monatlich Daten im Master-Excel einpflegen, werden alle Daten
automatisch und immer aktuell im Tableau abgebildet. Auf das Tableau
haben wir nicht nur als People Team Zugriff, sondern auch andere
Stakeholder wie das Management.
„Kennzahlen können Zusammenhänge zwischen unterschiedlichen Aufgabengebieten abbilden und Vergleiche zu Vormonaten möglich machen.“
Inwiefern hat sich die Zusammenarbeit zwischen People & Innovation und anderen Abteilungen durch datengetriebenes Recruiting verändert? Welche Vorteile siehst du darin für die Zukunft?
Florian Hochhauser: Wer sich auf konkrete Zahlen und Fakten stützen kann, tut sich in der Argumentation um einiges leichter – vor allem vor dem Management und den Führungskräften. Letztere profitieren bei der Personalplanung von datengetriebenem Recruiting.
Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass Entwicklungspotenziale sichtbar werden und wir in Absprache mit anderen Abteilungen gezielt Maßnahmen ableiten können. Genau diese teamübergreifende Zusammenarbeit wollen wir im kommenden Jahr mit dem weiteren Ausbau unseres Dashboards noch stärker forcieren.
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