Employer Branding
Employer BrandingErstellt am:
18. April 2023202304185 Min.5 Min.
Wer sich die besten Talente sichern will, muss mit einer attraktiven Arbeitgebermarke aufwarten können. Viele Klein- und Mittelunternehmen haben in dieser Hinsicht noch Aufholbedarf. Bettina Hanreich, Employer Branding Consultant bei karriere.at, erklärt, was Employer Branding eigentlich ist und wie sich KMU gegen große Player am Arbeitsmarkt durchsetzen können.
Liebe Bettina, als Employer Branding Consultant ist Employer Branding dein täglich Brot … Aber was ist Employer Branding eigentlich?
Bettina: Unter Employer Branding versteht man unter anderem alle internen und externen unternehmensstrategischen Maßnahmen, bei denen Konzepte aus dem Marketing angewandt werden, um ein Unternehmen als attraktiven Arbeitgeber darzustellen und dadurch vom Mitbewerb im Recruiting abzugrenzen.
Warum ist es so wichtig, dass Unternehmen sich mit Employer Branding auseinandersetzen?
Bettina: Weil sich Fachkräfte heute aussuchen können, für welches Unternehmen sie arbeiten möchten. Natürlich wählen sie das für sie ansprechendste aus. Eine attraktive Arbeitgebermarke erhöht also die Wahrscheinlichkeit, dass sich qualifizierte Kandidat*innen für eine Stelle bewerben. Gleichzeitig wird das Image eines Unternehmens gestärkt. Bei einem attraktiven Arbeitgeber bewerben sich Kandidat*innen gerne auch mal initiativ.
Im Alltag wird gerne der Begriff „Jobwechsel“ verwendet – aber meistens ist es so, dass der Arbeitgeber gewechselt wird und nicht der Job. 68 Prozent der Jobsuchenden beschäftigen sich intensiv mit einem Unternehmen, bevor sie sich dort bewerben und jede*r Zweite hat sich schon einmal nicht beworben, weil zu wenige Infos über den Arbeitgeber verfügbar waren. Und wiederum 85 Prozent der Arbeitnehmer*innen ist es wichtig, vor der Bewerbung einen Einblick hinter die Kulissen eines potenziellen Arbeitgebers zu bekommen.
Was macht gutes Employer Branding aus? Wie können auch KMU aus der Masse herausstechen?
Bettina: Authentizität ist im Employer Branding das A und O. Dabei geht es auch nicht darum, „Everybody’s Darling“ zu sein, sondern sich als Unternehmen ehrlich zu präsentieren und Einblicke zu geben. Beim Employer Branding ist das Ziel, die richtigen Menschen anzusprechen – und nicht zwingend darum, möglichst viele Bewerbungen anzuhäufen. Es ist besser, aus fünf passenden Kandidat*innen zu wählen, als 50 Bewerbungen zu haben, von denen keine wirklich in Frage kommt.
Arbeitgeber müssen sich daher überlegen, wo ihre Zielgruppe – also die Menschen, die sie ansprechen möchten – unterwegs ist und wo man sie am besten erreichen kann. Eine Karriereseite allein reicht dafür heute oftmals nicht mehr aus. Jobportale wie karriere.at und Social Media, aber auch Karrieremessen, Veranstaltungen bei Hochschulen oder ein „Tag der offenen Tür“ sind gute Möglichkeiten, einen authentischen Einblick hinter die Kulissen eines Unternehmens zu bieten.
„Authentizität ist das A und O im Employer Branding. Nur so können Unternehmen die richtigen Kandidat*innen ansprechen.“
Was sind gängige Fehler, die dir unterkommen? Wo gehen Unternehmen zu wenig in die Tiefe?
Bettina:Ein absolutes No Go im
Employer Branding: Stockfotos! Jobsuchende wollen einen authentischen
Einblick bekommen, Kolleg*innen beispielsweise im Arbeitsalltag sehen.
Es müssen gar nicht immer Hochglanzfotos sein, sondern Arbeitgeber
dürfen auch ein Handyfoto verwenden, solange die Unternehmenskultur spürbar wird. Ganz grundsätzlich gilt, dass die Bildsprache die
Kultur widerspiegeln und ansprechend sein soll. Arbeitgeber sollten
aber nicht nur Fotos von der letzten Firmenfeier zeigen, sondern auch
Einblicke in den Arbeitsplatz geben und das Team zeigen.
Auch das Thema Werte wird weiterhin unterschätzt. Unsere Studie aus
dem Jahr 2022 zeigt, dass drei Viertel der Arbeitnehmer*innen vom
Arbeitgeberklare, gelebte Werte und eine Kultur
erwarten, mit der sie sich identifizieren können. Statt Standardwerte
wie „innovativ“ aufzuzählen, sollten sich Unternehmen die Zeit nehmen,
von innen heraus folgende Fragen zu beantworten: Wer sind wir? Was macht
uns aus? Sind die definierten Werte schon zehn, zwanzig Jahre alt, kann
es Sinn machen zu evaluieren, ob diese überhaupt noch zum Unternehmen
passen.
Bei der Wertedefinition sollten bestehende Mitarbeitende unbedingt
miteinbezogen werden. Wenn das Management plötzlich ein Werteset
vorgibt, das gar nicht dem gelebten Unternehmensalltag entspricht, kann
das zu Frustration führen. Und man läuft Gefahr, Kandidat*innen zu
vergraulen, wenn die Realität nicht mit dem übereinstimmt, was das
Unternehmen kommuniziert. Passen Werte von Arbeitgeber und
Arbeitnehmer*in zusammen, ist der Grundstein für eine potenziell
langfristige Zusammenarbeit gelegt.
Relevanz von Unternehmenswerten nicht unterschätzen #
Im Gegensatz zu großen Unternehmen oder gar Konzernen fehlen
Klein- und Mittelunternehmen oft die finanziellen Mittel, um
hinsichtlich Employer Branding groß aufzuwarten. Welche kleinen Hebel
gibt es deiner Meinung nach, um bei Kandidat*innen trotzdem Eindruck zu
schinden?
Bettina: Wie bereits erwähnt: authentische
Einblicke. Unternehmen sollten Mitarbeitende vor den Vorhang holen und
sie zu Wort kommen lassen, das steigert die Glaubwürdigkeit und
Authentizität.
Um Streuverlust zu vermeiden und das vorhandene Budget bestmöglich und gezielt einzusetzen, spielt zielgruppenkonforme Ansprache
eine große Rolle – man muss nicht alle Kanäle bedienen, sondern sollte
sich auf jene fokussieren, die für die Zielgruppe relevant sind!
Und auch hier darf das Thema „Werte“ nicht zu kurz kommen: Nicht
jede*r will für einen Großkonzern arbeiten. Manche bevorzugen ein
familiengeführtes, kleines Unternehmen. Sicherheit und Beständigkeit
sind weitere Aspekte, die bei Kandidat*innen großen Anklang finden.
Kann ein Unternehmen beides bieten, sollte das auch kommuniziert werden –
gemeinsam mit allem anderen, das die Unternehmenskultur ausmacht. Je besser das Bild, das sich Jobsuchende machen können, desto höher
die Wahrscheinlichkeit, dass die passende Kandidat*in sich bewirbt.
Welchen Vorteil haben KMU aber gegenüber den großen Playern am Arbeitsmarkt?
Bettina: Was als Vorteil verstanden wird, ist
natürlich stark von den Bedürfnissen der Menschen abhängig. Manche
Arbeitnehmer*innen fühlen sich in einem kleineren Betrieb wohler, andere
blühen in einem großen Konzern auf.
„Jedes Unternehmen braucht ein Alleinstellungsmerkmal, um sich vom Mitbewerb abgrenzen zu können.“
Alleinstellungsmerkmal als Abgrenzung zur Konkurrenz #
Ein Employer-Branding-Tipp, der immer wieder gegeben wird,
lautet: „Erlaubt einen Blick hinter die Kulissen!“ Aber was bedeutet das
konkret? Was sollen Arbeitgeber zeigen – und vor allem wie?
Bevor Unternehmen einen Einblick geben können, sollten sie sich zunächst ihr Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber
vor Augen führen. Was kann ich besser als die Konkurrenz, welche
Angebote habe ich für meine Mitarbeitenden? Im „War for Talents“ ist das
Bewusstsein für die eigenen Vorzüge ganz wichtig.
Das Alleinstellungsmerkmal lässt sich übrigens gut in einer internen
Projektgruppe erarbeiten. Mitarbeitende aus unterschiedlichen Bereichen
diskutieren Stärken, Schwächen und Werte und eruieren, wo noch
Nachholbedarf besteht. Abschließend kann man sich Gedanken darüber
machen, wie diese Aspekte am besten nach außen kommuniziert werden
können.
Was unbedingt gezeigt werden sollte, sind der Arbeitsplatz und das Team
– zum Beispiel Szenen aus dem Alltag. Auch der Dresscode sollte dadurch
ersichtlich werden: Wie kleidet man sich im Regelfall?
Tätigkeitsbereiche, wie zum Beispiel Produktion, Büro und Kantine, sind
ebenfalls interessant. Auch Benefits lassen sich durch Bild und Video
darstellen: Bei Außenaufnahmen zum Beispiel den Parkplatz mitfilmen. Und
wenn auf Fotos Hunde im Büro gezeigt werden, ist das ein klares Signal,
dass Vierbeiner am Arbeitsplatz erlaubt sind.
Apropos Benefits: Was ist da bei Arbeitnehmer*innen gerade gefragt?
Bettina:Ein Obstkorb reicht jedenfalls nicht. Am gefragtesten sind unserer Studie zufolge derzeit Prämien,
flexible Arbeitszeiten, ein Fahrtkostenzuschuss, zusätzliche
Urlaubstage und Essensbons bzw. Ermäßigungen beim Essenskauf. Aus- und
Weiterbildungen sowie eine gute öffentliche Erreichbarkeit und
Parkmöglichkeiten sind ebenfalls beliebt. Wenn ein Unternehmen einen
dieser Benefits oder sogar mehrere bietet, sollte es das auch
kommunizieren – zum Beispiel auch direkt im Stelleninserat.
Im Hinblick auf flexible Arbeitszeiten möchte ich noch anmerken, dass
jedes Unternehmen ein gewisses Maß an Flexibilität für Mitarbeitende
schaffen kann. Es muss ja nicht gleich die 4-Tage-Woche sein.
Flexibilität bieten hat aber viel mit Vertrauen zu tun – und das
wiederum ist an die Unternehmenskultur geknüpft.
Was gibst du KMU abschließend mit auf den Weg, um beim Employer Branding erfolgreich zu sein?
Bettina:Unbedingt
ein Alleinstellungsmerkmal herausarbeiten und damit authentisch auf
Kanälen nach außen gehen, die für die Zielgruppe relevant sind.
Auch nicht unwesentlich: Sich vor Augen zu führen, dass sich der
Arbeitsmarkt verändert hat. Arbeitnehmer*innen befinden sich heute in
einer viel stärkeren Verhandlungsposition und können sich aussuchen, für
wen sie arbeiten. Deswegen sollten Arbeitgeber auch unbedingt ein gutes
Umfeld schaffen. Eine ansprechende Kultur und gute Führungskräfte
bilden die Basis für einen guten Arbeitgeber.
Employer Branding ist ein nie abgeschlossenes Projekt, sondern ein
nachhaltiger Prozess. Unternehmen sollten dranbleiben, sich laufend
reflektieren und sich – auch im Sinne der Mitarbeitenden –
weiterentwickeln. Und nicht vergessen: Die gesamte Candidate Experience
und Candidate Journey muss für einen runden Arbeitgeberauftritt
ebenfalls stimmen.
Bettina ist seit mehr als fünf Jahren mit Leib und Seele unter
anderem für die Beratung unserer karriere.at Kunden zum Thema
Arbeitgebermarketing zuständig. Die unterschiedlichsten
Herausforderungen von klein- und mittelständischen Betrieben bis hin zu
Konzernen machen das Aufgabengebiet äußerst vielseitig und langweilig
wirds im Employer Branding nie. Die größten Erfolgserlebnisse bestehen
für sie darin, wenn sie Unternehmen von den ersten kleinen Schritten im
Employer Branding bis hin zur erfolgreich platzierten Arbeitgebermarke
begleiten und unterstützen darf.
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