Zeitausgleich: Wir haben kein Problem mit Fachkräftemangel!
Arbeitsmarkt
ArbeitsmarktErstellt am:
06. Mai 2024202405069 Min.9 Min.
Zwei komplett unterschiedliche Unternehmen: Die Österreichische Post mit über 27.000 Beschäftigten und ein kleiner handwerklicher Betrieb, die Konditorei Hüftgold mit aktuell 15 Beschäftigten, geben Einblicke, wie sie mit den Herausforderungen des Fachkräftemangels umgehen.
Mark Ruiz Hellin, Inhaber der Konditorei Hüftgold,
mit Themen rund um Personalqualität, Arbeitgeberattraktivität und Generationsmanagement.
Fachkräftemangel als die größte Gefahr für österreichische Unternehmen? #
82 Prozent der Mitgliedsbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) gaben in einer Umfrage im Mai 2023 an, vom Mangel an Arbeits- und Fachkräften betroffen zu sein (Quelle: ibW – Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, Juni 2023.) Ist diese Beobachtung aus dem letzten Jahr noch aktuell?
In Gespräch mit Kunden nimmt karriere.at eine Entspannung am Arbeitsmarkt war. Viele Menschen bewerben sich auf offene Positionen. Durch den demografischen Wandel weiß man, dass mehr Stellen durch Pensionierungen frei werden, als durch neue erwerbsfähige Personen gedeckt werden können. Wenn man auf den Status der Jobsuchenden in Österreich blickt, erkenn man, dass 49 Prozent der Erwerbsfähigen in Österreich bereit sind für einen Jobwechsel. Davon suchen 11 Prozent aktiv nach einem neuen Job, während 38 Prozent zumindest eine Wechselbereitschaft zeigen (Arbeitsmarktreport 2024).
„Ich sehe jetzt Unternehmen, die sich über eine Entspannung freuen, die rechnerisch gar nicht da ist. Also dieser Mensch, der sich bei mir bewirbt, muss woanders kündigen.“
Ist das Gefühl der Entspannung seitens Unternehmen gerechtfertigt?
„Nein, nur weil wir jetzt mehr Bewerbungen bekommen, heißt das nicht, dass wir vor dem demografischen Wandel gefeit sind. Ganz im Gegenteil. Und ich glaube, was viele österreichische Unternehmen auch beschäftigt, ist: Wie kann ich meine Fachkräfte auch aus dem Ausland holen?“
Bei Fachkräften aus dem Ausland spielen Sprachkenntnisse eine wichtige Rolle. Es gibt Branchen in Österreich, in denen man sich trotz anderer Muttersprachen in Englisch austauscht. So ist es beispielsweise in der IT der Österreichischen Post und vielen anderen Unternehmen.
Wie schaut das aber bei einem Unternehmen mit Kundenkontakt aus, wie beispielsweise das Café, welches Mark Ruiz Helling neben der Konditorei betreibt:
„Wir haben eine Mitarbeiterin im Café, die eine Sprachbarriere hat und seit fünf Jahren in Österreich ist. Sie macht das total mit Scham. Wir haben tolle Kunden und Gäste und sie verkauft auch und lernt täglich dazu.“
Das Team hinter der Konditorei und dem Café von Hüftgold ist divers. Neben Mitarbeiter*innen mit unterschiedlichen Sprach-Backgrounds gibt es im Team noch eine Person mit Down-Syndrom, junge Berufseinsteiger*innen, die in WGs wohnen, Studierende, Frauen und Männer. Durch die Diversität und Inklusion ist das kleine Unternehmen attraktiv für Bewerbende.
Anders als Großunternehmen kann Hüftgold flexibler arbeiten und damit auch passende Rahmenbedingungen für (potenzielle) Mitarbeiter*innen schaffen. Das trifft besonders auf die Arbeitszeit zu. Vor ein paar Monaten hat die Konditorei die Vier-Ein-Viertel-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich eingeführt und damit nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöht, sondern auch ein großes Medienecho erfahren.
Im Podcast-Gespräch erzählt Mark Ruiz Hellin mehr darüber: Warum es bei der Konditorei möglich ist, welche Auswirkungen die Arbeitszeitflexibilisierung hat und auch über böse E-Mails, die er deswegen erhalten hat.
„Ich glaube, die Mitarbeitenden sind glücklicher und wir sind produktiver.“
Ein weiterer Punkt, der in der Folge angesprochen wurde, ist die Bewerbungsqualität. Besonders bei der Konditorei Hüftgold, die viel auf ihr Handwerk setzt, vermisst Mark Ruiz Hellin grundlegende Fähigkeiten, wie beispielsweise einfaches Umrechnen.
„Ist diese fehlende Bewerbungsqualität nicht auch ein bisschen selbstverschuldet?“
Stefanie Wunsch antwortet auf diese Frage mit zwei Punkten:
Der Arbeitsmarkt hat sich von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmer*innenmarkt entwickelt. Damit haben Bewerbende mehr Verhandlungsspielraum.
Für die meisten offenen Stellen (40 Prozent) wird maximal ein Pflichtschulabschluss benötigt.
Daraus folgert die Recruiting-Expertin der Österreichischen Post, dass die richtige Zielgruppenansprache und Kommunikation essenziell ist. Dafür nennt sie zwei Beispiele aus der Praxis:
„Wenn ich meinen Frauenanteil erhöhen möchte, sollte ich vielleicht auch mit Stellenanzeigen arbeiten, die nicht nur maskuline Wordings in der Formulierung haben, sondern vielleicht auch weibliche, oder dann die Benefits auch so anpassen.“
Ein anderes Beispiel ist die Neugestaltung der Lehrstellenkampagne. Dafür hat die Österreichische Post einen TikTok Kanal aufgebaut.
In regelmäßigen Abständen lesen oder hören wir vom Fachkräftemangel. Für Arbeitgeber stellt er seit Jahren eine der größten Herausforderungen im Recruiting dar und in manchen Branchen wird sich die Situation noch mehr verschärfen. Hier liest du Tipps, mit denen Unternehmen gegenwirken können.
Der Arbeitsmarkt 2025 steht vor Veränderungen. Bewerbungsprozesse werden digitaler, die Anforderungen an Bewerbende differenzierter und die Chancen auf internationale Karrieren größer. Doch was heißt das konkret für Jobsuchende?
Wir stellen dir die wichtigsten Trends vor und zeigen, was sie genau für dich bedeuten und wie du sie optimal nutzen kannst.
Das Corona-Virus führte nicht nur im privaten Raum zu krassen Einschnitten, auch die Arbeitswelt wurde wesentlich dadurch beeinflusst: Stichwort Homeoffice und Remote Work. Das Shift Collective – ein Bund von zehn deutschen Beratungsunternehmen – hat sich in seiner Studie „The Future is Hybrid“ mit der Frage beschäftigt, wie Arbeit nach Corona gestaltet werden wird. Vorweg sei verraten: Ein Zurück in die Vollzeit-Büro-Kultur können sich nur die wenigsten Studienteilnehmer*innen vorstellen.
Jobsuchende nutzen unterschiedliche Kanäle, um sich über potenzielle Arbeitgeber zu informieren. Dazu zählt auch die unternehmenseigene Karriereseite. Welche Inhalte dürfen nicht fehlen, damit Jobsuchende sich eingehend informieren und von deinem Unternehmen begeistert werden können?